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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons
Autoren: Lynn Raven
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Wütend. Dunkel. Alt. Schon immer da. Nur vergessen. Jetzt frei. Es ist dieses … Dunkle, das wach ist, handelt. Ich spüre es und weiß doch nichts davon. Ich höre Worte und … begreife sie nicht. Ich bin nur … Zuschauer. Noch immer … unter Wasser. Ohne mich daraus befreien zu können. Da ist Dawn. Sie schreit. Ich spüre den … Zorn dieses … Anderen. Hass. MEINS! Niemand berührt, was MEIN ist. Niemand VERLETZT, was MEIN ist.
    Gérard.
    Schmerz.
    Schreie.
    Blut.
    Dawn. Und wieder Blut. Süßer diesmal. Das Gefühl von Dawn, ganz nah, Frieden. Süßer Frieden, in dem die Wut und der Schmerz vergehen.
    Dawn. Mein. Ganz dicht.
    Schließlich wieder Stimmen. Sie sprechen von Blut … Krankheit … Tests … Pflicht.
    Die Bilder auf der Leinwand bringen die Erinnerung stärker zurück.
    Was wollt ihr mit einem Monster, Princessa? … offensichtlich vollkommen schwachsinnig … Übergebt ihn uns … herausfinden, ob da tatsächlich ein Zusammenhang besteht … einiger Tests bedürfen …
    Plötzlich fehlt mir die Luft zum Atmen. Ruhig! Sie soll es nicht merken.
    »Julien? Alles in Ordnung.« Irgendetwas hat mich verraten. Sie sieht zu mir auf.
    »Alles bestens.« Das Lächeln fällt mir schwer. Ausgerechnet jetzt sind ihre Sinne noch so scharf wie meine.
    »Sollen wir gehen?« Ihre Hand berührt meine Wange.
    Ich drehe den Kopf ein wenig, damit ich sie küssen kann. »Nein. Meinetwegen nicht. Alles in Ordnung.«
    Sie ist nicht überzeugt, betrachtet mich noch eine Sekunde länger. Ich versuche wieder ein Lächeln. Endlich lässt sie den Arm sinken, lehnt sich zurück an meine Schulter. Nur ihre Hand hält meine fester.
    Was wollt ihr mit einem Monster? Der andere spürt ihre Angst, ihren Zorn, ihre Hilflosigkeit. … ganz offensichtlich vollkommen schwachsinnig. Sie will ihn beschützen. Wer sie ängstigt, stirbt! … können wir nicht zulassen … Übergebt ihn uns … Einer, auf den sich ihre Angst ganz besonders richtet. – Tot am Boden. … lasst uns nach Hause. Die Worte wecken etwas. Ein Gefühl. Unbestimmt und doch wieder … deutlich.
    Dann Sonnenaufgang. Hilflosigkeit. Friedliche Dunkelheit, süßer Schlaf. Dazwischen noch einmal ihre Stimme: Wir sind frei.
    Als ich wieder aufwache, sind wir in Ashland Falls, im Keller des Hale-Anwesens. Allein. Ich erinnere mich an ihre Worte: Wir sind frei. Der andere, das Dunkle, schläft irgendwo am Rande meines Bewusstseins.
    Er ist immer noch da. Selbst jetzt spüre ich ihn – es. Aber er ist ruhig. Dawn ist bei mir. Sie ist in Sicherheit. Mehr will er nicht. Sie beschützen, ihr dienen. Ihre Nähe bedeutet für ihn Frieden.
    Ich bin nicht schizophren. Dieses Andere, Dunkle ist ein Teil meiner selbst, keine andere Persönlichkeit, mit der ich mir einen Körper teile. Es ist wilder, primitiver, ja. Und ich wusste nicht, dass es in mir existierte, aber jetzt, da es geweckt wurde, zweifle ich nicht daran. Und es ist nicht so, dass es mich kontrolliert. Ich bestimme, was ich tue. Jetzt zumindest wieder. Nur manchmal kommt er hoch; wenn ich nicht sicher weiß, dass es Dawn gut geht; wenn sie nicht so nah bei mir ist, sodass ich sie zumindest wittern kann; wenn ihr ein anderer Mann – vor allem ein Lamia – zu nahe kommt. Olek Nareszky hat diese Erfahrung gemacht, als er vor Kurzem zu Besuch war. Im einen Moment wollte er ihn in Stücke reißen, im nächstenwar er friedlich, weil Dawn dazwischengegangen ist. Eine Hand auf meiner Brust, ein ärgerliches »Was soll das? Olek ist ein Freund!« hat genügt, um ihn zu besänftigen. Meinen Bruder kann er leichter in ihrer Nähe ertragen.
    Und wenn ich jage. Dann ist er ebenfalls präsent. Harmlose, passive Opfer sind nicht nach seinem Geschmack. Er liebt den Kampf. Er will ihn. Deshalb gehe ich nur noch dort auf die Jagd, wo ich die entsprechenden Opfer finde: die, die normalerweise andere jagen. Schlägertypen, Kerle, die sich auch mit Gewalt nehmen, was man ihnen nicht freiwillig geben will. Er würde sie töten – wenn ich es erlauben würde. So lasse ich ihnen nur den Nachgeschmack ihrer Todesangst, wenn ich ihnen die Erinnerung an unser Zusammentreffen nehme. Genügend Stoff für Jahrzehnte an Albträumen.
    Mein Bruder mit seinen Doktortiteln in Biologie und Chemie hat eine Theorie: dass jener Cocktail aus den unterschiedlichsten Giften und Drogen, die ich zum Zeitpunkt meiner Hinrichtung im Körper hatte – einzeln oder zusammen –, in Kombination mit der Sonne irgendwie eine Art spontane › Rückmutation ‹
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