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Das Blut der Rhu'u

Das Blut der Rhu'u

Titel: Das Blut der Rhu'u
Autoren: Mara Laue
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geträumt, der gar nicht da war. Sie solle sich mit schönen Dingen ablenken, hatte der Doktor ihr und der Mutter geraten und Kara ein Medikament verschrieben. Das hatte sie müde gemacht, lustlos, appetitlos, aber sie hatte den Jungen im Spiegel nicht mehr gesehen.
    Jetzt war er wieder da, erwachsen wie sie, aber derselbe. Und obwohl sie sich einsam fühlte, war sie sich verdammt sicher, dass das nicht der Grund für diese Vision war. Dass das auch damals nicht der Grund für ihre Vision von ihm gewesen war.
    »Wer bist du?«, fragte sie ihn.
    Sie sah, wie sich seine Lippen bewegten, aber sie hörte kein Wort. Stattdessen verspürte sie wieder wie in der letzten Nacht das Gefühl, dass etwas in der Ferne sie anzog, nach ihr rief. War er das? Er streckte im selben Moment die Hand nach ihr aus wie sie nach ihm und drückte sie auf seiner Seite gegen den Spiegel. Kara zögerte, aber dann legte sie ihre Hand ebenfalls auf den Spiegel, wo seine lag. Ein Stromstoß fuhr durch ihren Körper, nicht so stark, dass es schmerzte, aber er genügte, ihr die Haare am ganzen Körper zu Berge stehen zu lassen.
    Gleich darauf spürte sie die Hand des Mannes, fühlte sie warm und lebendig auf ihrer Handfläche. Gleichzeitig überfiel sie ein so heftiges Verlangen nach Sex, wie sie sich nicht erinnern konnte, jemals empfunden zu haben. Sie riss die Hand zurück. Das Spiegelbild verschwand. Das Verlangen nach Sex blieb und steigerte sich zu einem regelrechten Hunger, dass Kara ins Schlafzimmer rannte, sich die Kleidung vom Leib riss und über die Bettrolle herfiel. Sie presste sie mit einer Hand an sich, während sie sich mit der anderen Hand streichelte, ihre Brüste massierte, die Klitoris rieb und sich mit geschlossenen Augen vorstellte, die Hand, die sie streichelte, gehöre zu einem Mann, der sie liebte.
    Nach einer Weile bekam sie tatsächlich das Gefühl, dass ein Mann bei ihr wäre, glaubte, seinen Atem auf ihrer Haut zu spüren, seine Küsse und seine Berührungen zu fühlen. Sie beging nicht den Fehler, die Augen zu öffnen und sich der Realität zu stellen. Stattdessen gab sie sich der Fantasie hin, glaubte schließlich, ein hartes Glied in sich eindringen zu fühlen, und erlebte Sekunden später einen herrlichen Orgasmus, der sie glücklich machte und genug entspannte, dass sie, als sie sich danach ins Bett kuschelte, ohne zuvor die Augen zu öffnen, überraschend schnell einschlief.
     
    *
     
    Cal MacLeod starrte auf die Meerenge, die den Beauly Firth vom Moray Firth trennte, den er durch das Fenster seines Hauses 42 Kessock Road am Rand von Inverness sehen konnte. Der Sommer zeigte sich von seiner besten Seite, obwohl der Herbst schon vor der Tür stand. Die Sonne warf ihr strahlendes Licht auf das Wasser und ließ dessen gekräuselte Wellen glitzern wie Diamanten. Der Anblick konnte jedoch nicht seine düstere Stimmung vertreiben oder seine Besorgnis dämpfen.
    Er verspürte eine Unruhe, die er nur allzu gut kannte. Sie sagte ihm, dass sich Gefahr zusammenbraute. Dieses Gefühl hatte ihn kurz nach Cayelus achtundzwanzigstem Geburtstag beschlichen und war seitdem täglich stärker geworden. Nicht nur bei ihm. Cayelu spürte es auch; sogar stärker als Cal. Cayelu war mittlerweile so nervös, dass er kaum noch schlief, und entsprechend reizbar.
    Cassilya fühlte es ebenfalls, auch wenn es auf sie eine weniger starke Wirkung hatte. Was sie und Cayelu jedoch nicht daran hinderte, sich in bester geschwisterlicher Manier bei jeder Gelegenheit zu streiten. Das wiederum ging Cayuba auf die Nerven, die es sich nicht nehmen ließ, ihren Neffen und ihre Nichte mit spitzen Bemerkungen zusätzlich zu reizen und ihren Bruder Cal aufzufordern, er solle die beiden gefälligst zur Ordnung rufen; schließlich waren sie seine Kinder. Die Laune im Haus war auf dem Nullpunkt. Cal wünschte sich beinahe, dass die Gefahr sich endlich zeigen würde, damit man sie beseitigen konnte und danach wieder Normalität einkehrte.
    Er tastete mit seinen magischen Sinnen die Schutzzauber ab, die er um das Haus gelegt hatte. Sie waren intakt und ungebrochen stark. In dieses Haus konnte niemand eindringen, der seinen Bewohnern schaden wollte, seien es profane Einbrecher oder die mordlüsternen Mitglieder der Gemeinschaft des Lichts. Die hatte Cals große Liebe Mirjana ermordet, Cayelus Mutter, und hatte dasselbe mit Cassilyas Mutter getan, nur weil aus Cals One-Night-Stand mit ihr ein Kind entstanden war.
    Er hatte schon so manches Mal mit dem Gedanken
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