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Das Blut der Rhu'u

Das Blut der Rhu'u

Titel: Das Blut der Rhu'u
Autoren: Mara Laue
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protestierte Dr. MacLeod. »Auf keinen Fall. Liebe Mrs MacLeod – Mirjana, Sie schaffen das schon mit den Zwillingen. Ihr Mann ist der beste Fischer im Ort, und er liebt Sie über alles. Er wird auch zwei Kinder lieben.«  
    Mirjana weinte. »Ich weiß. Aber darum geht es nicht. Meine Kinder sind in großer Gefahr. Es gibt Menschen, die meinen Mann und seine Kinder töten wollen. Was glauben Sie denn, warum wir hier in der Abgeschiedenheit leben? Sie werden meine Kinder töten! Aber niemand außer Ihnen weiß, dass ich Zwillinge habe. Wenn Sie Kara der anderen Frau geben, wird wenigstens sie in Sicherheit sein und leben. Bitte!«  
    Cals Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als er die Mutter seiner Kinder um deren Leben flehen hörte. Ihre Sorge war nur zu berechtigt gewesen. Ein halbes Jahr nach der Geburt war Mirjana von der Gemeinschaft des Lichts ermordet worden.
    »Komm zurück, Cayelu.«
    Den Rest der Geschichte, wie Mirjana es geschafft hatte, die Ärztin doch noch zu überreden, Kara jener anderen Mrs MacLeod zu geben, konnte er später herausfinden. Sie mussten erst einmal Kara finden und in Sicherheit bringen. Jetzt war Cal vollkommen klar, welcher Art die drohende Gefahr war. Bei Inkubi und Sukkubi erhielt bei einer Zwillingsgeburt nur der Erstgeborene magische Fähigkeiten; der Nachgeborene ging leer aus. Mirjana hatte das gewusst, weil Cal es ihr oft genug erklärt hatte als Teil der Antwort auf ihre Frage, wie es die Seher der Gemeinschaft des Lichts fertigbrachten, ausgerechnet die Mitglieder der Familie Rhu’u aufzuspüren. Die Seher waren in der Lage, die Ausstrahlung der angeborenen Magie über Meilen hinweg zu spüren, wenn sie nicht magisch abgeschirmt wurde.
    Mirjana war ein Mensch gewesen und Magie ihr suspekt. Sie hatte Cals Versicherung, dass er ihr gemeinsames Kind ausreichend abschirmen würde, zwar geglaubt, aber sie hatte nicht darauf vertrauen können, dass das klappte. Deshalb hatte sie den aus ihrer Sicht einzigen Ausweg gewählt, um wenigstens eins ihrer Kinder in Sicherheit zu wissen, und das magielose Zweitgeborene weggegeben. Darüber war ihr das Herz gebrochen.
    Sie musste das von Anfang an geplant haben. Zumindest von dem Moment an, als sie erfahren hatte, dass sie Zwillinge bekommen würde. Cal hatte anhand ihrer veränderten Aura schon wenige Minuten nach der Zeugung gemerkt, dass sie schwanger geworden war, und hatte mit seiner Magie herausfinden wollen, ob das Kind, das sie erwartete, ein Junge oder ein Mädchen werden würde. Mirjana hatte es ihm verboten, weil sie sich überraschen lassen wollte. Cal hatte ihren Wunsch zwar nicht verstanden, ihn aber respektiert und sich an das Wort gehalten, das sie ihm abgetrotzt hatte, niemals heimlich zu versuchen, das Geschlecht des Kindes herauszufinden. Damit ihm das auch nicht aus Versehen passierte, hatte er seine magische Wahrnehmung ihr gegenüber in den folgenden Monaten permanent abgeschirmt. Mirjana musste bei der ersten Ultraschalluntersuchung bei Dr. MacLeod erfahren haben, dass sie Zwillinge erwartete, und hatte wohl in dem Moment den Entschluss gefasst, das unmagische Zweitgeborene wegzugeben, damit es in Sicherheit wäre.
    Weder sie noch Cal hatten ahnen können, wie das menschliche Blut in ihren Kindern sich auf deren magische Fähigkeiten auswirkte. Cayelu hatte sich, abgesehen davon, dass er wie ein menschliches Kind dreizehn Jahre gebraucht hatte, um geschlechtsreif zu werden, statt wie ein reinblütiger Inkubus bereits eine Stunde nach der Geburt ein erwachsener Mann zu sein, ganz normal entwickelt. Auch seine magischen Kräfte hatten die normale dämonische Entwicklung durchgemacht. Doch nach achtundzwanzig Jahren setzte ein abschließender Reifungsprozess ein, im Zuge dessen diese Kräfte ihre endgültige Ausprägung erfuhren und vollständig entfaltet wurden. Bei Cayelu hatte dieser Prozess bereits begonnen, wodurch wahrscheinlich die Vision von seiner Zwillingsschwester im Spiegel initiiert worden war.
    Und bei ihr, bei Kara, hatte dieser Prozess offenbar die magischen Kräfte geweckt, die sie gar nicht gehabt hätte, wenn sie nicht zur Hälfte Mensch gewesen wäre. Der Reifungsprozess hatte angefangen, sie zu befreien. Da sie aber nicht in der Lage war, deren Ausstrahlung abzuschirmen, war sie mit Sicherheit auf dem Radar der Seher der Gemeinschaft des Lichts aufgetaucht. Weil sie Cals Tochter war, spürte er die Gefahr, die ihr drohte, ebenfalls. Wenn er sie nicht vor dem Hinrichtungskommando der Gemeinschaft
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