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Das Blut der Rhu'u

Das Blut der Rhu'u

Titel: Das Blut der Rhu'u
Autoren: Mara Laue
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trinken? Tee? Oder Wein?« Sie wartete Karas Antwort nicht ab. »James, kümmerst du dich um Kara?«
    »Natürlich, meine Liebe.« Er machte eine einladende Handbewegung zum Wohnzimmer hin und ließ Kara vorangehen.
    Als sie das Wohnzimmer betrat, stand der Mann auf, der auf der Couch gesessen hatte und in die Betrachtung eines Fotos vertieft gewesen war. Es stellte Mortimers verstorbene Schwester Alice und ihren Mann Donald dar, Jarod Kanes Eltern. Jarod sah noch genauso aus, wie Kara den Mittdreißiger in Erinnerung hatte. Er trug lediglich sein dunkles Haar etwas länger. Allerdings hatte sie vergessen, wie intensiv blau seine Augen waren. Die sich bei ihrem Anblick erstaunt weiteten, ehe er sie verengte und die Stirn runzelte, bevor er sie so intensiv anstarrte, als wäre sie ein gefährliches Raubtier.
    Mortimer fiel das auch auf. »Jarod, du schaust Kara so finster an, als wäre sie eine von den Verbrechern, die du jagst. Sei ein braver Junge und sag ihr guten Tag.«
    »Guten Tag, Ms MacLeod.«
    »Guten Abend, Mr Kane.«
    Mortimer schob Kara zu einem Sessel und forderte sie mit einer Handbewegung auf, Platz zu nehmen. »Ach, Kinder, ihr tut ja so, als wärt ihr euch noch nie begegnet. Ich erinnere mich genau, dass ihr euch beim letzten Mal geduzt habt. Also seid bitte nicht so förmlich.«
    Kara hatte nichts gegen Förmlichkeit. Gegenüber Jarod Kane bevorzugte sie so viel Distanz wie möglich. Die Art, wie er sie immer noch ansah, hatte etwas Bedrohliches. Gleichzeitig verspürte sie das Bedürfnis, ihn ins Schlafzimmer zu zerren und ihm die Kleider vom Leib zu reißen. Und diese Regung lag nicht nur daran, dass er mit seiner sportlichen Figur, dem ebenmäßigen Gesicht und seinen auffallenden Augen zum Anbeißen gut aussah. Was war nur mit ihr los, verdammt?
    »Jarod hat mir, bevor Sie kamen, von seiner Arbeit beim FBI erzählt«, riss Mortimers Stimme sie aus ihren Gedanken.
    »Fortbildung, Onkel«, verbesserte Jarod. »Zum Thema FACS – Facial Action Coding System. Gefühlserkennung durch die Interpretation der Mikroreaktionen des Gesichts.« Er blickte Kara eindringlich an.
    Sie fühlte, wie ihr das Blut aus den Wangen wich, und schluckte.
    »Blässe, zuckende Augenlider, flache Atmung, geweitete Pupillen – du hast Angst, Kara.«
    Sie konnte gerade noch verhindern, dass sie aufsprang und wie ein gehetztes Tier aus der Wohnung rannte.
    »Jarod, bitte«, rügte Mortimer. »Kara hat doch keinen Grund, Angst zu haben.« Er legte ihr die Hand auf den Arm und streichelte ihn beruhigend.
    »Sieht man mir das so deutlich an?«, fragte sie. Ein Dementi hätte zumindest Jarod ihr nicht geglaubt.
    Er nickte. »Selbst ohne Ausbildung in FACS. Ich hoffe, dass nicht ich der Grund für deine Angst bin.« Er lächelte. Es ließ ihn noch sympathischer aussehen. Allerdings erreichte das Lächeln nicht seine Augen.
    »Ich schlafe schlecht in letzter Zeit. Und obendrein hatte ich auf dem Weg hierher das Gefühl, verfolgt zu werden. Aber das habe ich mir wahrscheinlich nur eingebildet.« Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Stimmt es, dass FACS beinahe so ist wie Gedankenlesen?«
    Jarod lächelte; ein echtes Lächeln diesmal. »Leider – oder zum Glück – nicht wirklich. Aber es kommt einem manchmal so vor.« Er wurde ernst. »Wurdest du in letzter Zeit von irgendwem bedroht? Hattest du mit wem Ärger?«
    »Jarod, bitte.« Mortimer schüttelte den Kopf. »Wir wissen, dass du bei der Polizei bist, auch ohne dass du das durch ein Verhör unter Beweis stellst.«
    Jarod grinste; es wirkte verlegen. »Berufskrankheit, Onkel James. Aber falls du einen begründeten Verdacht hast, dass dich jemand stalkt, Kara, dann scheue dich bitte nicht, sofort zu mir zu kommen. Ich gehöre immerhin dem CID an. Stalking fällt in mein Ressort.« Er zog eine Visitenkarte aus der Hemdtasche und reichte sie ihr. »Hier stehen alle meine Telefonnummern.«
    Kara nahm sie, wobei sie peinlich darauf achtete, Jarod nicht zu berühren. Sie fürchtete ihre Reaktion darauf, wo schon sein Anblick genügte, ihren ganzen Körper kribbeln zu lassen. »Danke. Und um deine Fragen zu beantworten: Nein, ich hatte in letzter Zeit mit niemandem Ärger. Erst recht hat mich niemand bedroht. Das einzig Gravierende der letzten drei Monate ist, dass mein Freund mich verlassen hat.« Sie blickte betreten zur Seite, als ihr bewusst wurde, wie verletzt das rausgekommen war.
    »Muss ein gottverdammter Idiot sein!«, war Jarod überzeugt und räusperte sich verlegen wegen
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