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Das blaue Zimmer

Das blaue Zimmer

Titel: Das blaue Zimmer
Autoren: Ursel Scheffler
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auf der Spur.
    Pat Patterson entdeckte das Bild „Frühstück mit Früchten“ auf einer Ausstellung in der Kunsthalle in Hamburg. Sofort setzte er alle Hebel und vor allem seinen Geldbeutel in Bewegung. Das Bild musste her! Koste es, was es wolle.

2. Teil
    Jan Plattbüddel war ein ebenso begabter wie glückloser Maler. Immer wenn er mit großer Mühe und Freude ein Bild fertig gestellt hatte, kam einer, der sagte: „Das ist ja toll! Sieht aus wie von Rembrandt!“, oder „Das ist unglaublich gut! Sieht aus wie von Dürer!“, oder „Das ist fantastisch gemalt! Sieht aus wie von Picasso!“
    Aber keiner kam und sagte: „Das sieht aus wie ein geniales Bild von Jan Plattbüddel!“
    Eines Tages saß Jan Plattbüddel wieder in seiner Atelierwohnung im Karolinenviertel und kaute am Bleistift. Sein Freund Jobst, ein Kunsthändler, sah ihm über die Schulter und sagte: „Feine Arbeit! Wie eine Bleistiftzeichnung von Degas! Das müssen wir feiern. Komm, wir gehen zusammen zum Essen!“
    „Essen gehen? Wovon soll ich das zahlen?“, sagte Jan Plattbüddel bitter. „Erst muss ich mal Geld verdienen.“
    „Kleinigkeit für einen, der malen kann wie du!“, sagte der Freund.
    „Komm, ich lade dich zum Essen ein, ich hab nämlich eine fantastische Idee!“ Er hütete sich zu sagen, dass er schon mit diesem Vorsatz gekommen war.
    So kam es, dass sich Jan Plattbüddel in den nächsten vier Wochen in sein Atelier einsperrte und das „Frühstück mit Früchten“ von Pablo Parnasso malte, und zwar gleich siebenmal. Das siebte Bild gefiel ihm am besten.
    „Ich nehme alle sieben, und ich zahle einen guten Preis!“, sagte sein Freund Jobst.
    Jan Plattbüddel bekam so viel Geld, wie er noch nie in seinem Leben gehabt hatte.
    Er konnte sich davon drei Hosen, sechs Paar Socken, einen warmen Pullover, ein neues Fahrrad und eine Urlaubsreise nach Spanien leisten.
    Sein angeblicher „Freund“ verschwand mit den Bildern und rieb sich die Hände.
3. Teil
    Christian Meise war Kunststudent. Er war froh, dass er den Job als Wächter in der Kunstausstellung bekommen hatte. Das war für ihn ein willkommener und notwendiger Nebenverdienst.
    Eines Tages machte ihn ein Freund mit dem Kunsthändler Jobst Pelzig bekannt und sagte: „Pelzig weiß einen Weg, wie du dir einen Tausender verdienen kannst, ohne dass du dich bücken musst!“
    Als Jobst Pelzig nach einigem Zögern mit seinem Plan herausrückte, war Christian Meise zunächst entsetzt. „Einen Kunstraub? Da mach ich nicht mit!“ „Es ist doch kein richtiger Kunstraub!“, beruhigte ihn Jobst Pelzig. „Sie brauchen das kleine Bild nur am Abend nach ihrer letzten Runde aus dem Rahmen heraus zunehmen und hinter das daneben hängende große Ölbild zu kleben. Dem Bild passiert nichts! Und nach ein paar Tagen, sagen wir nach zwölf Tagen, entdecken Sie es wieder und bekommen viel leicht noch eine Belohnung dafür. – Ich meine natürlich außer der Belohnung, die Sie schon von mir bekommen.“
    Christian wurde weich. Er brauchte das Geld wirklich dringend.
    „Und dem Bild geschieht wirklich nichts?“
    „Ich schwöre es bei allem, was mir heilig ist“, gelobte Pelzig. So geschah der rätselhafteste Kunstraub aller Zeiten. Am Morgen des 13. April waren alle Zeitungen voll davon. „Das Bild
    „Frühstück mit Früchten“ von Pablo Parnasso war in der Nacht aus der Kunsthalle verschwunden, obwohl kein Fenster und keine Tür Spuren eines Einbruchs zeigte. In der Kunsthalle war der Teufel los. In der ganzen Stadt, im Land wurde gefahndet. Auf die Idee, dass das Bild noch in der Kunsthalle sein könnte, kam niemand. Nicht einmal Pat Patterson, der das vermeintliche Original von einem gewissen Mr. Y., der mit bürgerlichem Namen Jobst Pelzig hieß, für eine gigantische Summe in der Hafenstraße kaufte.

    Jobst Pelzig gelang es, auch die sechs anderen Kopien, die Jan Plattbüddel gemalt hatte, als echte „Parnassos“ an Kunstsammler aus dem Ausland zu verscherbeln. Jedes Mal fügte er einen Zeitungsausschnitt mit dem Bericht über den dreisten Diebstahl bei. Das machte die Bilder noch „echter“. Am 23. April hatte er die letzte Kopie verkauft und besaß nun Geld wie Heu.
    Am 24. April entdeckte Christian Meise zufällig im Beisein eines Kollegen, dass unter dem Ölgemälde in Saal IV „etwas hervor hing“. Sie gingen der Sache nach und entdeckten den angeblich gestohlenen Parnasso. Die Kunstwelt jubelte: das Meisterwerk war wieder da! Christian bekam eine Freikarte für
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