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Das blaue Feuer - Roman

Titel: Das blaue Feuer - Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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nichts anderes. Das silberblaue Metall, das geschmiedete Pynvium - alles war verschwunden, weggeschmolzen, doch dieses Ding darunter blieb. Ich konnte es hören und fühlen. Die Zeichen leuchteten jetzt blau, sie waren tief eingemeißelt und pulsierten wie ein Herzschlag.
    Wie mein Herzschlag.
    Die Zauberzeichen pulsierten. Mein Haut platzte.
    Schmerzen. Es waren pulsierende Schmerzen, aber ...
    Wieder pulsierten die Zeichen. Luft entwich meiner Lunge, als würde sie herausgesaugt.
    Ich rang nach Luft, fühlte mich schwach.
    Die Zeichen pulsierten. Mein Herz flatterte, als würde mein Leben herausgesaugt.
    O Heilige, habt Erbarmen, was habe ich getan?

Siebenundzwanzigstes Kapitel
 
    I ch taumelte in Richtung der offenen Tür. Sie war zerbrochen und zersplittert, hing aber immer noch in ihren Angeln. Die Scheibe pulsierte weiter, wenn auch langsamer, nicht mehr im Einklang mit meinem Herzen. Aber ihr Puls war auch stärker geworden und jede Welle rollte ein wenig weiter hinaus. Ich brach im Nebenzimmer zwischen zwei Körpern zusammen. Lanelle und ein Junge. Ihre Haut war rot, rau, als hätte man sie mit Sand abgerieben. Aber sie lebten. Der Herzog und seine Männer waren verschwunden.
    Ich schüttelte Lanelle. »Wach auf! Wir müssen weg von hier!«
    Lanelle rührte sich, der Junge stöhnte. Ich schüttelte beide stärker. Die Scheibe pulsierte weiter, und Schmerzen zerrten an meinen Füßen. Ich schleppte beide von der Tür weg. Die Wand schützte uns, aber das würde nicht lange anhalten. Schon traten Risse in den Steinen auf, und mit jedem Pulsschlag lösten sich Brocken und fielen auf den Boden.
    »Los, kommt!«
    Lanelle öffnete die Augen. Sie zuckte zusammen und wimmerte.
    »Du!«, sagte Lanelle und wich vor mir zurück.
    Ich half dem Jungen auf die Beine und legte einen Arm um ihn, damit er stehen konnte. Ihr bot ich meine andere Hand. »Komm mit uns oder stirb hier. Mir ist es gleich, aber entscheide dich jetzt.«
    Sie nahm meine Hand, und wir beiden hingen aneinander, als wir aus dem kleinen Vorzimmer in den Palast stolperten. Ein langer Korridor erstreckte sich in beide Richtungen. Ich wählte die Seite, auf der der blaue Teppich am stärksten abgetreten war.
    Dann fand ich eine Treppe, die wir nach unten nahmen. Beim Vorübergehen barst eine Gipswand, und die lebenstehlenden Schmerzen streiften meinen Rücken.
    Wir bewegten uns wie eine Einheit vorwärts, beinahe stolpernd. Um ein Haar wären wir die Treppe hinuntergerollt.
    »Wo sind alle?«, fragte Lanelle, als wir das nächste Stockwerk erreichten. Ein riesiger Raum, dunkles Holz, prachtvolle Gemälde. Keine Menschen.
    »Fliehen alle wie wir?«, fragte der Junge.
    Ich nickte. »Wenn sie klug sind.«
    Ich entdeckte in der hinteren Wand eine Doppeltür und ging darauf zu. Mörtel fiel als Staub herab und färbte das Holz weiß und den Teppich blaugrau. Der Raum dahinter sah aus wie eine Art Empfangshalle. Wir suchten weiter nach einer Tür oder einem Fenster, das nach draußen führte.
    »Hast du ihn erwischt?«, fragte Lanelle, als wir bei einer Kreuzung stehen blieben.
    »Wen erwischt?«»Den Herzog. Ist er tot?«
    Ich ging nach links, hauptsächlich, weil von rechts die Schmerzen ausstrahlten. Glas brach. Wie Blitze über den Nachthimmel rasten die Sprünge die Fenster entlang.
    »Beeilt euch.«
    Wir fanden eine Tür, die schwer genug aussah, um nach draußen zu führen. Der Junge blieb stehen.
    »Wartet.« Er zog seine Tunika aus und reichte sie mir, wobei er sich bemühte, mich nicht anzusehen. »So kannst du nicht nach draußen gehen.«
    Meine Kleidung hatte sich zusammen mit dem silberblauen Metall, dem Mann in Ketten und wer weiß, was noch aufgelöst. Meine Wangen wurden heiß, als ich die Tunika über den Kopf streifte. Sie passte nicht besonders gut, bedeckte aber alles, was nötig war.
    »Danke.«
    »Du hast mir das Leben gerettet. Das ist das Wenigste, was ich für dich tun kann.«
    Ich zog die Tür auf, und Sonnenlicht blendete mich. Der Regen hatte aufgehört, und die Sonne stand hoch am Himmel. Wir waren stundenlang an dieses Ding angeschlossen gewesen.
    »Kommt.«
    Menschen flohen aus dem Palast. Einige mit nichts als ihrem Leben, andere schleppten Beutel oder Kunstgegenstände oder Essen. Fenster zerbarsten, und Steine fielen von der Wand des Raumes mit der Scheibe. Der Schaden setzte sich wellenförmig fort, wie die Ringe, wenn man einen Stein ins Wasser wirft.
    Ein Pulsschlag, und Glas fiel. Noch ein Pulsschlag, und Wände bekamen
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