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Das blaue Feuer - Roman

Titel: Das blaue Feuer - Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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helfende Hand ist nie verschwendet.«
    Er lachte kurz. »Die heilige Nya, Schwester des Optimismus.«
    Ich? Eine Heilige? Wohl kaum.
    Der Wind blies den Vorhang beiseite, sodass ein Lichtstrahl über seine Augen fiel. Er blinzelte und verzog unmutig das Gesicht. Einen Herzschlag lang sah er wie der Herzog aus. Er hatte sogar die gleichen Augen.
    Siektes Stimme hallte in meinem Kopf nach. Wen interessieren legitime Erben? Von der Familie ist keiner mehr übrig.
    Und Jeatars leises Flüstern. Drei. Es waren drei Brüder.
    Vielleicht war ich nicht die einzige mit einem Baseeri-Onkel.
    »Bist du ...« Ich biss mir auf die Zunge und verschluckte die Frage. Es war verrückt, das auch nur zu denken. Verrückter als die Vorstellung, dass ich eine Heilige sei.
    »Was bin ich?«
    »Du bist reicher, als ich gedacht habe«, sagte ich schnell. »Dieser Bauernhof. Die Villa.« Es war nur eine Vermutung, aber er hatte es sein Haus genannt, und obwohl Onderaan die Führung zu haben schien, hatte er stets Jeatar den Vortritt gelassen, ihn beschützt und verteidigt.
    Sie haben sich dem Herzog widersetzt, ihn zum Handeln gezwungen. Alles, was sie hätten tun sollen, war eine Übergabe.
    Eine Übergabe. Was? Oder wahrscheinlicher, wen? Jeatars Vater? Jeatar war nur mit knapper Not aus Sorille entkommen, als der Herzog es niederbrannte. Der Herzog war nach Sorille gezogen, weil sein Rivale dort war.
    Jeatar besaß Geld, sogar Macht, selbst wenn er sich augenscheinlich versteckt hielt. Es lag ihm am Herzen, was mit den Menschen geschah, und er bemühte sich, ihre Lebenssituation zu verbessern, obwohl er sich doch auf diesem Hof für immer verstecken und alles ignorieren konnte. Doch das tat er nicht. Er kämpfte für etwas, an das er glaubte, ganz gleich, welchen Preis es kostete.
    Was ist, wenn Tali der Preis war?
    Das würde ich nicht zulassen. Onderaan war mit Jeatar verbunden, Großpapa mit Sorille. Meine Familie war mit seiner verbunden, und obwohl ich nicht wusste wie, so wusste ich doch warum. Wir alle wollten dem Herzog Einhalt gebieten. Wir alle waren bereit, dafür Opfer zu bringen.
    »Es ist Geld der Familie«, sagte er. Seine Traurigkeit war zurückgekehrt. »Viel ist nicht mehr übrig.«
    »Oh.« Weil er es ausgegeben hatte, um den Herzog aufzuhalten? Dem Untergrund geholfen hatte; den Menschen Essen, Waffen und so viel Sicherheit wie möglich gegeben hatte?
    »Komm, gehen wir, damit du etwas zu essen bekommst«, sagte er. »Ich weiß, dass du Hunger hast.«
    »Ich habe immer Hunger.« Ich folgte ihm in die Küche, die sonnig und hell wie der Rest des Hofes war.
    In meinem Verstand drehte sich alles. Nein, es musste ein Zufall sein, ein Trick des Lichts. Wenn Jeatar der legitime Erbe war, hätte Onderaan das gewusst. Er hätte es den Leuten gesagt und Jeatar eingesetzt, um sowohl den Untergrund als auch die, die insgeheim gegen den Herzog waren, zu sammeln. Er hätte ihn dem Hohen Gericht vorgestellt und die Verbrechen des Herzogs aufgedeckt.
    Es sei denn, Onderaan wusste es nicht.
    Jeatar versteckte sich vielleicht vor uns allen und versuchte insgeheim, das zu tun, was dem Rest seiner Familie nicht gelungen war - dem Herzog Einhalt zu gebieten, den drei Territorien die Unabhängigkeit zurückzugeben und die Kriege zu beenden. Sich zu verstecken, war klug, denn der Herzog würde Jeatar mit Sicherheit nach dem Leben trachten, wenn er entdeckte, dass dieser noch lebte.
    Aber Verstecken funktionierte nicht. Der Herzog würde nicht aufhören, und wenn er doch mit Hilfe der Heiligen in dem Blitz gestorben war, würden die falschen Leute nach dem Thron gieren, und nichts würde sich für uns ändern, außer, dass ein anderer uns den Stiefel in den Nacken drückte.
    Keiner von uns war sicher. Nicht ich, nicht Tali, niemand.
    Jeatar reichte mir einen Teller mit Obstschnitten. »Du hast wieder diesen Blick«, sagte er, als würde ihm das Sorge bereiten.
    Vielleicht sollte es das. »Ich habe nur nachgedacht.«
    Er nickte mit Mitgefühl in den Augen. »Wir gehen zurück und suchen Tali - wenn es sicher ist. Das verspreche ich.«
    »Ich weiß. Ich habe über etwas anderes nachgedacht.«
    Er zog die Bauen hoch. »Wirklich?«
    Ich nickte. »Wirklich.«
    Zum Beispiel an eine Zukunft, in der wir uns nicht verstecken mussten, sondern direkt nach Baseer marschieren konnten; in die Lager, wo wir Tali und jeden, den der Herzog je entführt hatte, befreien würden. Wenn die Unsterblichen von ihrem Bann erlöst wären, und niemand wieder
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