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Das blaue Feuer - Roman

Titel: Das blaue Feuer - Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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sie hat inzwischen gelernt, auf welcher Seite sie steht.«
    Aylin schnaubte. Lanelle schnaubte zurück und schaute mich an. »Ich bin ziemlich sicher, dass ich dir trauen kann, aber damit hört's auch auf.«
    »Reicht dir das?«, fragte ich Aylin.
    »Nein, aber ich sehe, dass du deine Meinung nicht änderst, und wir haben keine Zeit zu streiten.«
    »Damit ist das erledigt.«
    Aylins Augen wurden enger. »Warte mal, was meinst du mit ›Sie fährt mit euch‹? Damit meinst du uns, richtig?«
    »Nein, ich geh Tali suchen.«
    Sie seufzte, und für einen Herzschlag huschte Schuldbewusstsein über ihr Gesicht. »Ich habe befürchtet, dass du das sagst.« Sie stieß einen Pfiff aus, und Arme schlangen sich von hinten um mich.
    »He!«
    »Wir hatten so ein Gefühl, dass du versuchen würdest zu bleiben«, sagte Danello und hielt mich so eng, dass ich seine Haut nicht berühren konnte. Und, Heilige helft mir, in diesem Moment hätte ich es gewollt.
    »Quenji, nimm ihre Beine.« Aylin brachte den Sack, während er mich packte. Ich trat um mich und wehrte mich in Danellos Armen.
    »Lass mich los!« Niemand half, und ich war nicht sicher, was ich tun würde, falls jemand geholfen hätte.
    »Tut mir leid, Nya, aber wir lassen nicht zu, dass du dich umbringen lässt.« Aylin schaute mich mit Tränen in den Augen an. »Jeatar hat die Lager der Schmerzlöser ausgekundschaftet. Der Herzog hat jetzt alle seine Männer dort, nachdem der Palast zerstört ist. Nicht einmal du kommst da hinein.«
    »Komme ich doch!«
    Quenji hatte endlich meine Beine, und er trug mich mit Danello das Dock hinunter.
    »Macht das bitte nicht. Ich muss Tali finden.« Tränen strömten über mein Gesicht. Wie konnten sie mir das antun? Sie waren meine Freunde, meine Familie. Tali war auch ihre Familie. Sie konnten das doch nicht tun!
    »Wir finden Tali - aber nicht heute«, sagte Danello, dann brach ihm die Stimme. »Wir kommen zurück.«
    »Nein!«
    Lanelle und der Junge folgten uns, aber keiner der beiden rührte einen Finger, um mir zu helfen. Ich bin ziemlich sicher, dass ich sah, wie Lanelle grinste.
    »Das ist eine Entführung.«
    Aylin schüttelte den Kopf. »Das ist Liebe. Wir lieben dich zu sehr, als dass wir dich sterben lassen, und du wirst sterben, wenn du irgendwo in die Nähe dieses Lagers gehst.«
    Auf halbem Weg auf dem Dock hörte ich auf, mich zu wehren. Ich war zu müde, um zu kämpfen. Rauch verdunkelte den Himmel, Angst und Schmerzen füllten die Luft. Wer wusste, wie viele ihr Leben seit gestern Nacht verloren hatten? Wie viele würden ihres noch verlieren, wenn nun tatsächlich ein Bürgerkrieg ausbrach? Ich konnte Tali nicht hier lassen. Ich konnte einfach nicht.
    »Aber sie ist immer noch da draußen.« Meine Kehle wollte die Worte nicht ausstoßen. Ich hatte sie im Stich gelassen, sie verloren. Hatte sie den Unsterblichen überlassen und jedem, der die Kontrolle übernommen hatte, seit Vinnot tot war. Jeatar hatte gesagt, die Unsterblichen seien umgepolt, dem Willen ihres Kommandanten unterworfen.
    Selbst wenn ich Tali fand, würde sie dann noch meine Tali sein?
    Aylin legte mir die Hand auf die Schulter. »Ich weiß, wir werden sie finden.«
    »Wie? Wir laufen weg!«
    »Wir kommen zurück und holen sie raus. Aber jetzt können wir nicht bleiben, das weißt du doch am besten.« Tali.
    Ich starrte noch ein letztes Mal auf die rauchige Silhouette, ehe sie mich unter Deck trugen.

Achtundzwanzigstes Kapitel
 
    I ch würde ihnen das nie und nimmer verzeihen.
    »Macht die Tür auf! Sofort!« Ich hämmerte gegen die Kabinentür, aber sie hatten mich eingeschlossen. Zusammen mit meiner Schuld, meiner Wut und meiner Qual. Angeblich waren sie doch meine Freunde. Nicht einmal Onderaan hätte mir das angetan.
    »Lasst mich heraus!«
    Das taten sie nicht. Ich war nicht einmal sicher, ob jemand vor der Tür saß. In dem Ächzen des Bootsrumpfs, als das Boot vom Dock ablegte und auf den Wellen schaukelte, hörte ich niemanden. Eine lange Zeit lang vernahm ich Stimmen auf Deck und hörte Segel im Wind schlagen.
    Und immer noch öffnete kein Mensch die Tür.
    Ich sank auf eine Koje, als meine Hände zu wehtaten, um länger an die Tür zu hämmern. Nach einer Minute klopfte jemand leise von der anderen Seite.
    »Hast du dich beruhigt?«, fragte Danello.
    »Nein.«
    »Wirst du mir wehtun, wenn ich hereinkomme?«
    »Ja.«
    Eine Pause. »In Ordnung. Wir warten hier draußen. Sag mir, wenn du gesprächsbereit bist.«
    Niemals. Nicht nach dem, was sie
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