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Das blaue Feuer - Roman

Titel: Das blaue Feuer - Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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Goldstein platzt nichts ab. Deshalb ist er so wertvoll.«
    Ihre Augen leuchteten auf. O ihr Heiligen, hatte sie überhaupt eine Ahnung von dem Wert der Dinge, die sie mitnahm?
    »Wirklich? Noch was aus ...«
    »Wir haben jetzt doch alles bezahlt, oder?«, sagte ich und stemmte die Hände in die Hüften. Ich gab mir Mühe, bedrohlich zu schauen, aber darin bin ich noch nie gut gewesen. Danello gelang das besser und Aylin konnte so Furcht einflößend wie ein Krokodil schauen, wenn sie wollte.
    »Naja«, sagte sie langsam und schaute wieder auf die Kristallkaraffen. »Nur um sicher zu sein, könntet ihr ja überlegen, schon die Miete für den nächsten Monat zu zahlen.«
    »Ich glaube, die haben wir bereits gezahlt«, erklärte Tali von der Treppe aus. Alle standen hinter ihr - alle Löser, sogar Danellos Familie. Sein Vater wirkte sehr beeindruckend, als er böse auf uns herabschaute.
    »Vielleicht sogar drei Monate«, sagte er. Die Frau hätte eine Närrin sein müssen, die Drohung in seinem Ton nicht zu hören. Das Problem war, dass sie uns sofort zurückdrohen konnte, und dass ihre Drohungen weitaus mehr Zähne hatten.
    Das wusste sie genau. Sie verzog spöttisch die Lippen, warf noch einen Blick nach oben und verstaute ihren Schatz im Sack. »Ach, ich glaube, dann seid ihr längst weg und für mich ist nichts mehr übrig. Warum sollte ich nicht jetzt alles mitnehmen, was ich kann?«
    »Weil es jemand auffallen wird«, sagte ich. »Und wenn wir fliehen müssen, werden wir dafür sorgen, dass der Eigentümer erfährt, dass Zertanik ausgezogen ist.«
    Sie funkelte mich empört an und band den Sack zu.
    Ich lächelte. »Warum kommst du nicht nächste Woche mal wieder? Ein wöchentlicher Besuch ist für uns alle sicherer.«
    Sie zögerte, musterte mich und überlegte wohl, ob meine Betonung auf Sicherheit eine Drohung sein sollte. Wenn sie dem Steckbrief glaubte, war ich eine Mörderin.
    »Na, gut.«
    Danello riss die Tür auf. Sie zuckte zusammen, erholte sich aber schnell und grinste wieder höhnisch.
    »Nächste Woche ist für mich auch viel besser.«
    Dann schlurfte sie hinaus, und Danello knallte die Tür hinter ihr zu.
    »Das ist nicht richtig!«, sagte er, als ich mich auf die Treppe niederließ. »Sie kann doch nicht einfach reinkommen und ...«
    »Doch, sie kann.« Ich wusste aber, wie er sich fühlte. Besonders, seit ich gesehen hatte, wie die Baseeri das Gleiche meinem Elternhaus angetan hatten. Aber sie hatten alles genommen. O Heilige! Es war nicht fair.
    »Es wäre besser, wenn wir jetzt alles verkaufen, was wir können«, sagte Tali und klang genau wie Mama. Wir hatten sie eine Menge derartige Dinge sagen hören, ehe der Krieg begann. Es wäre sinnvoll, Essensvorräte anzulegen. Ohne Fassung verkaufen sich Juwelen leichter. Ihr seid bei der Gilde sicherer als bei Großmama. »Sie war nie oben, deshalb kann sie nichts nehmen, was sie nicht kennt.«
    »Wir müssen uns auch nach einem neuen Zuhause umschauen«, meinte Aylin.
    »Wer vermietet uns schon etwas?«, sagte Danello ziemlich laut. »Und wie sollen wir ein Haus finden, in dem wir alle Platz haben?«
    Die Chancen standen gegen uns. »Vielleicht ist es an der Zeit, Geveg zu verlassen.«
    Schockiertes Schweigen. Aber keiner konnte etwas gegen diese Idee einwenden. Im Stadthaus steckte eine Menge Geld. Genug, um einen Fischer zu bestechen, uns von der Insel fortzubringen, ganz gleich, wie verführerisch das Kopfgeld war.
    »Wir könnten auf die Marschhöfe gehen«, sagte Danello. »Braucht dein Freund nicht Hilfe, Da?«
    Sein Vater nickte. »Braucht er. Er kann den Hof nur mit Mühe halten. Geld und zusätzliche Arbeitskräfte würden ihm helfen, den Hof zu halten, und uns auch.«
    Dem Herzog waren Schmerzlöser und Pynvium wichtig, nicht Süßkartoffeln und Zucker. Ich hatte noch nie auf einem Bauernhof gearbeitet, aber es klang gut. Ehrliche Arbeit, frisches Essen, offene Felder mit vielen Orten, zu denen man fliehen und sich verstecken konnte, wenn nötig. Die Soldaten würden auch kaum auf den Marschhöfen nach uns suchen. Mama brachte früher alle paar Monate Heiler dorthin, da die Bauern keine eigenen hatte, und sie brauchte immer mindestens eine Woche, um alle zu besuchen.
    »Solltest du ihn nicht zuerst fragen?«, sagte ich. »Mit fünfzehn Leuten unvermittelt vor der Tür zu stehen, ist vielleicht eine etwas zu große Überraschung.« Ich wollte außerdem das Stadthaus nicht aufgeben, bis wir wussten, dass wir eine andere Zuflucht
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