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Das Biest in ihm (German Edition)

Das Biest in ihm (German Edition)

Titel: Das Biest in ihm (German Edition)
Autoren: Swantje Berndt
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Hände in seine Klauen, Nina küsste das Fell. Es verschwand. Sie küsste die Lefzen, sie transformierten ebenso wie die Schnauze, die Ohren, die Fangzä h ne. Es war schön, in ihren Armen zum Menschen zu werden.
    „Das war der Schreck meines Lebens.“ Jean wischte sich über die Stirn. „Ich dachte schon, du wärst reif für den Zoo.“
     
    Nathan schleppte sich zu ihnen. Wenn Vincent ebenso zerschunden aussah wie er, war es ein Wunder, dass sich Nina in seinen Arm getraut hatte .
    „ Lucas ist schwer verletzt. Vladimir braucht auch Hilfe. Marcel fährt sie zum Arzt. Wir we r den ihn wohl bestechen müssen. “ Sein Lachen klang traurig.
    „ Jean, h ol Hektors Karre her! Dem bringt sie nichts mehr. Du nimmst Nina und Vi n cent mit und f ährst sie heim. “ Sein Blick schweifte über das Schlachtfeld. „Was es hier noch zu tun gibt, erledigen Tristan und ich.“ Jean trottete davon. Nina blieb in Vincents Arm, hin und wieder sah sie zu ihren toten Brüdern, dann schmiegte sie sich noch enger an ihn.
    „Die Erinnerung wird verblassen.“ Nathan legte ihr die Hand auf die Schulter. „Und bis dahin wagen wir einen Neuanfang mit allen, die übrig geblieben sind.“ Der Jeep kämpfte sich zu ihnen durch und Vincent und Nina verkrochen sich auf die Rückbank. “
    „Hey, wach auf! Wir sind da!“
    Die Sonne ging auf. Die Straßen waren leer und wirkten friedlich, als ob eine Nacht wie diese niemals existiert h ä tte . Jean setzte den Wagen beim Einparken vor einen Laterne n mast. Er knallte die Tür zu, schlurfte zum Haus. „Was ist? Wollt ihr im Auto weiterschl a fen?“
    Nina konnte vor Müdigkeit kaum einen Schritt vor den anderen setzen. Die letzte Treppe trug Vincent sie nach oben. Als Jean klingelte, öffnete Simon die Tür. Ein dicker Verband zierte seinen Kopf.
    „Oh a !“ Sein besorgter Blick wanderte von einem zum anderen. „Ihr seht furchtbar aus. Alle miteinander. Haben euch die Schwarzklauen so finster au f gemischt?“
    „Nö, war ein Zuckerschlecken. Wart ’ s ab, bis du Vladimir und Lucas siehst.“
    Jean drängelte an Simon vorbei. Der schlug dabei mit dem Kopf an den Tü r rahmen. „Kannst du nicht aufpa s sen?“
    „Ich kann nur noch schlafen.“ Nina bekam einen Bruderkuss, Vincent einen Schlag auf die Schulter.
    „Ruht euch aus. Ich hau ab.“ Er nahm Simon am Kragen und zog ihn hinter sich her. Auf dessen lautstarken Protest ging er nicht ein.
    Nina schaute in Pauls Zimmer. Knut und er lagen tief und fest schlafend im Bett. „Die haben auch gut einstecken müssen, so wie die aussehen.“ Leise schloss sie die Tür. „Egal was geschieht, weck mich nicht vor drei Tagen.“ Sie nahm Vi n cents Hand, führte ihn in sein Schlafzimmer und verkroch sich so, wie sie war, unter die Decke. Vincent schaffte es noch, die Schuhe abzustreifen, bevor ihm die Augen z u fielen.
     
     
    Der Sperrmülllaster fuhr die Straße entlang, und als er hinter einer der grauen Fassaden abbog, gab es nichts mehr, was Nina an den Überfall erinnern konnte .
    „Und Sie sind sicher, dass Sie nichts vergessen haben?“ Ihr Vermieter Herr Winkelblatt nickte zu zwei Pappkartons und einer Reisetasche.
    Sie drückte ihm die Schlüssel in die Hand. „Mehr brauche ich nicht.“ Sie würde sich mit nichts mehr belasten. Weder mit dunklen Erinnerungen noch mit übe r flüssigen Dingen.
    „Dann wünsche ich Ihnen für ihre Zukunft alles Gute.“ Er wartete nicht, bis sie ihm die Hand gegeben hatte , sondern verschwand gleich im Schlund des nach Anonymität riechenden Treppenhauses. Wo auch immer ihre Zukunft sich abspielen würde, Nina wü r de sie durch Vincents braune Augen ansehen.
    „Können wir?“
    Marcel klemmte sich einen der Kartons unter den Arm und schleuderte die Tasche über seine Schulter. „Du wirst erstaunt sein, wie sich unsere Schmudde l fabrik gewandelt hat.“ Seine Augen funkelten vor Stolz, als er ihr klägliches Hab und Gut im Wagen ve r staute. „Unser trautes Heim ist kaum wiederzuerkennen. Selbst ich habe den Wischmopp geschwungen, da, wo es schon Sinn gemacht hat.“
    In den vergangenen Tagen hatte sich ihr Leben gewandelt. Dass Marcel w e gen eines tristen Gemäuers derart euphorisch sein konnte , verstand sie nicht.
    „Während Vincent und du abgeschottet von der Außenwelt tagelang in eurem Liebe s nest geweilt habt, waren wir fleißig wie die Bienchen.“
    Sein Seitenblick war reiner Spott. Nina könnte klarstellen, dass sie die meiste Zeit mit schlafen und reden verbracht hatte
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