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Das Baby vom Deich

Das Baby vom Deich

Titel: Das Baby vom Deich
Autoren: Angelika Friedemann
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ihm einen langen Blick zu, lächelte, ließ die Zungenspitze langsam über die untere Seite der Oberlippe gleiten, worauf er die Augenbrauen hochzog.
"Nein, da ich das zu gern vermeide. Falls Fragen auftreten sollten, Ihr Alibi nicht bestätigt wird, gebe ich es an das LKA Hamburg und die Beamten laden Sie vor, verhören Sie gründlich. Das Land verlassen wollen Sie ja nicht, oder?"
"Nein!"
Sie verabschiedete sich wenig später, und als sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, grinste Andrea. "Das war sie wohl, deine Unbekannte von gestern?"
"Zugegeben! Nur das hat sich fix erledigt, da diese Frau ein Eisklotz ist. Da erfrierst du, aber nicht mehr. Etwas anderes. Ist dir aufgefallen, dass sie auffällig teuren Schmuck trägt und ausgewichen ist, was sie de facto fünf Tage gemacht hat?"
"Eben Urlaub. Sie ist nicht die Mutter, da bin ich mir sicher."
"Ich faktisch auch. Trotzdem stimmt irgendetwas nicht. Lass sie bitte durch die Bank laufen und frag in dem Restaurant nach, von wann bis wann sie dort war. Überprüfe zudem den Halter dieses Wagens. Martin Helmholz-Schiller."
"Ihr Mann?"
"Keine Ahnung! Ich vergleiche die Namen und mach mich auf die Suche, klappere schwangere Frauen ab. Toller Job!"

Nachmittags kam er zurück, ließ sich auf den Stuhl plumpsen.
"Das nennt man Strafarbeit", stöhnte er.
"Warum?", amüsierte sie sich.
"Ich habe heute hundert Gläser gesunden Saft getrunken, mir hundert Kinderzimmer angesehen, gelernt, worauf man bei Gitterbettchen achten muss, welche Farben Babys mögen, angehört, wie anstrengend Schwangerschaften sind, gelernt wie die Frauen tausend Wehweh- chen, in der Zeit gerade so verkraften und wie gut wir Männer es haben, weil wir keine Kinder bekommen können. Sind die Babys da, geht der Stress nur für sie weiter, obwohl sie da noch mit dem Überleben kämpfen müssen. Ich fand Doreen damals anstrengend, aber dagegen war sie pflegeleicht. Wieso bist du da anders?"
"Weil ich arbeite, dadurch abgelenkt bin. Man sollte diese kleinen Wehwehchen nicht überbewerten."
"Sieht das Holger ebenfalls so?"
"Er bezeichnet mich als pflegeleicht. Nur dass ich Schokolade und danach einen Hering essen kann, findet er anomal."
"Dorren hat es umgekehrt gemacht. Erst den Fisch oder eine Gurke und danach Eis mit Schlagsahne. Alle Babys sind noch in den Bäuchen. Vier Frauen in der Klinik, da heute der Nachwuchs kommt. Ich weiß wie hübsche und hässliche Kinderzimmer aussehen, durfte tausend Strampelanzüge und zweihundert Mobile, Spieluhren und Kuscheltiere bewundert. Selbst zu schreiendem Rosa Jacke, Hose, Schühchen habe ich gesagt, sieht entzückend aus. Ich würde das Zeug postwendend in die Mülltonne werfen. Das Baby bekommt bei der Farbe einen Schock fürs Leben. In dem einen Kinderzimmer waren die Wände rosa, die Wiege, die Klamotten, sogar ein kleiner Bär. Gruselig! Da tun einem die Augen weh. Ein anderes Kinderzimmer steril weiß, selbst die Kuscheltiere, die Bettwäsche. Nicht ein winziger anderer Farbklecks. Es roch dort, schlimmer wie in Vaddings Praxis, wenn gerade frisch geputzt wurde. Wahrscheinlich desinfiziert sie jeden Tag alles neu. Was gab es hier?"
"Frau Schiller hat das Protokoll unterschrieben. Keine Vorstrafen, keine Einträge." grinste sie.
"Was noch?"
"Weißt du, wessen Enkelin sie ist?"
"Noch nicht, aber gleich."
"Spendierst du mir ein Eis?"
"Sag, nennt man das nicht Nötigung?", versuchte er ernst auszusehen.
"Ich bin schwanger und darf das."
"Gehen wir Eis essen. Du hast sowieso Feierabend."
Er verschloss das Büro und sie schlenderten zum Hafen. "Also was?"
"Ihr Großvater ist der Inhaber von den Schiller-Läden."
"Du meinst die Klamotten-Geschäfte?"
"Genau. Sie ist Raumausstatterin und gestaltet die Läden gerade neu, heißt es. Deswegen war sie hier. Sie kommt übrigens am Montag wieder her. Sie wohnt bei den Großeltern. Sie ist nicht gebunden, da er sich vor einem Jahr von ihr getrennt hat. Sie hat ihn wohl betrogen. Sie ist eine passionierte Reiterin, spielt Golf und leidlich Tennis. Obendrein hat sie in Hamburg eine kleine Jolle liegen. Dort hat sie eine Eigentumswohnung, hat Mami bezahlt, so wie Papi ihr gesamten sehr gehobenen Lebensstil finanziert."
"Woher weißt du das alles?"
"Geheimnis!"
"Was noch?"
"Sie ist im Laden extrem unbeliebt. Es heißt, sie spioniert für ihren Vater das Personal aus, da der Leute entlassen will."
"War sie in dem Restaurant?"
"Sicherlich. Sie hat zu Beginn ein Glas aus Versehen heruntergeworfen. Halb eins bis um eins in
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