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Das Baby vom Deich

Das Baby vom Deich

Titel: Das Baby vom Deich
Autoren: Angelika Friedemann
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auf.

Samstagmorgen frühstückte er in Ruhe, las dabei Zeitung. Die Schlagzeile war natürlich das Findelkind. Die Schiller hatte sich ausführlich dazu geäußert, sich als Lebensretterin aufgespielt. Die Polizei habe ihr nicht geglaubt. Nur durch sie sei dieses süße Baby gerettet worden. Es folgte, was sie in Zukunft alles für den armen Jungen tun würde. Sie wolle die Polizei bei der Suche nach der verzweifelten Mutter tatkräftig unterstützen, weil sie das dem Jungen schuldig wäre und nochmals betonte sie, dass sie seine Lebensretterin wäre.
"Bla, Bla, Bla. Die Braut scheint mediengeil zu sein."
Er nahm die Sachen für den kleinen Eike und fuhr ins Klinikum.
Er schaute sich in der Säuglingsstation um, konnte den Lütten jedoch nicht entdecken. So musterte er jeden Säugling nochmals, aber er war nicht dabei.
"Wo ist er?", wandte er sich um, als er Schritte hörte.
"Oh, Herr Klaasen. Er ist in einem anderen Raum."
"Ist etwas geschehen?"
"Nein, nein, alles in Ordnung. Wir wollen ihm so nur mehr Ruhe gönnen. Alle wollen den Lütten sehen und das bringt zu viel Unruhe für ihn und die anderen Säuglinge. Kommen Sie, ich bringe Sie zu ihm. Haben Sie Zeit?"
"Etwas. Warum?"
"Sie dürfen ihm die Flasche geben. Erstaunlich das Sie ihn heraus- gefunden haben. Für die meisten Männer sehen Babys alle gleich aus. Der Teddy ist sehr groß, aber hübsch", amüsierte sie sich.
"Er wird auf ihn aufpassen. Zum Spielen gibt es etwas Kleineres."
Er folget ihr, hörte ihn bereits laut schreien. Eine kräftige Stimme hatte er, amüsierte er sich.
Er schaute zu, wie sie ihn wickelte, ihm die neuen Sachen anzog. Er nahm ihn auf den Arm, heute schon wesentlich sicherer, setzte sich und fütterte ihn. Erst als er mit ihm allein war, sprach er leise mit dem Säugling. Die großen blauen Augen schauten ihn an, als wenn ihn der Knirps verstehen würde. Ein nüddeliches Kerlchen war er ja. Sein Start ins Leben weniger schön, aber er hoffte, dass es anders weitergehen würde. Ein Kind sollte lachen, sich freuen, Spaß haben, so wie er aufgewachsen war, leben. Was würde auf ihn zukommen, fragte er sich, als er ihn so betrachtete.
Die Flasche war leer und er nahm ihn hoch, lief hin und her, bis das berühmte Bäuerchen kam. Er wanderte trotzdem mit dem kleinen Kerl durch den Raum, weil es irgendwie ein schönes Gefühl war, den kleinen warmen Körper zu spüren. Seine Gedanken wanderten jedoch sieben Jahre zurück und da spürte er wieder den leichten Schmerz.
Eine Schwester kam herein und er hielt an.
"Er schläft schon", raunte sie und er legte ihn in das Bettchen, streichelte ihm vorsichtig über die Wange.
Gemeinsam mit ihr verließ er den Raum. "Hat sich jemand gemeldet, der ihn aufnimmt?"
"Das liegt in den Händen des Jugendamtes. Falls sich die Mutter noch meldet, hat sie gute Chancen ihn zurückzubekommen."
"Bis sie das nächste Mal ausrastet. Soll er lieber bei Pflegeeltern heranwachsen."
"Sie werden da garantiert bereits suchen. Solche Kinder wollen viele, weil sie Mitleid erzeugen. Da wird genau gesiebt, weil, wenn das erste Mitleid verschwunden ist, das Baby ist immer noch da. Haben Sie eine Spur?"
"Nichts! Alle Frauen, die ich gestern besucht habe, hatten noch den Bauch, einige haben gestern entbunden, die anderen, Tage zuvor. Einige muss ich noch aufsuchen."
"Vielleicht lebte sie gar nicht in der Nähe und jemand hat nur das Kind hier ausgesetzt. Man kann nur hoffen, dass er eine starke Persönlichkeit wird, damit er das später einmal gut wegsteckt."
"Sagen Sie, war Frau Schiller noch einmal hier?"
"Nein! Der Junge interessiert sie nicht wirklich, sondern mehr das Tamtam Drumherum. Sie kam gestern mit zwei Journalisten, die Fotos von ihr und dem Lütten knipsen wollten. Sie war passend gestylt. Dickes Make-up, viel Schmuck, gekünsteltes Lächeln. Gefragt, wie es ihm geht, hat sie nicht. Nur überreichlich Tamtam. Der Chef hat sie hinausge- schickt. Deswegen der Extra-Raum. Außer Ihnen und dem Personal auf der Station hat niemand Zugang, wurde angeordnet."
"Sehr vernünftig. In ein paar Tagen hat sich Rummel sowieso gelegt. Hat sich sonst jemand Fremdes nach ihm erkundigt?"
"Einige ältere Patientinnen von den anderen Stationen, Medienvertreter, sonst niemand. Der Chef hat angeordnet, dass wir alle notieren sollen, die nach ihm fragen."
"Schaue ich mir am Montag die Liste einmal an."
"Eine fremde Frau, außerhalb der Klinik war nicht dabei."
Er verabschiedete sich und fuhr zum Büro, dachte dabei an den Knirps. Das
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