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Das Baby vom Deich

Das Baby vom Deich

Titel: Das Baby vom Deich
Autoren: Angelika Friedemann
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wollen sehen, wo und wie die Frau entbinden kann."
"Wissen Sie da Namen?"
"Fragen Sie bitte vorne nach, da wir diese ungefähren Termine notieren."
"Was ist im privaten Bereich?"
"Sie müssen ihm etwas auf den Rücken klopfen, dann geht es schneller. Gehen Sie ein paar Schritte. Ja, drei Frauen. Meine Schwägerin, aber das Kind kommt voraussichtlich erst in zwei Wochen und gestern Abend war es noch da. Zwei Nachbarinnen, ach ja und die Verkäuferin beim Bäcker, aber das war vorhin ebenfalls noch im Bauch."
"Wer sind die Nachbarinnen?"
"Ich schreib Ihnen die Namen und Adressen auf, aber von ihnen ist er nicht. Die eine erwartet ein Mädchen nach drei Jungen. Die andere zwar einen Jungen, aber sie freuen sich darauf."
"Wir müssen es trotzdem überprüfen."
"Ich tippe mehr auf ein junges Ding. Eine, die verschleiert hat, dass sie schwanger war. Die werden Sie wahrscheinlich in keiner Kartei eines Gynäkologen finden."
"Vermutete ich fast, weil es sonst zu leicht wäre, die Mutter zu identifizieren."
Der kleine Eike rülpste leise.
"Das hast du fein gemachte", lobte er.
"Jetzt darf er schlafen", nahm sie ihn den Jungen ab, legte ihn in ein Bettchen. Eike verabschiedete sich und suchte den Arzt auf, da er einen Bericht benötigte.
"Der Junge wurde normal ausgetragen, die Nabelschnur hat jedoch ein Laie stümperhaft durchtrennt. Der Säugling wurde gewickelt, angezogen. Neuwertige Babysachen, freilich wurden die nicht vorher gewaschen, da sie nach Chemie stinken. Er wurde definitiv mehrmals gestillt, vermutlich jedoch am späten Vormittag das letzte Mal. Die Geburt muss schätzungsweise Mittwochvormittag erfolgt sein. Er ist völlig gesund, Reflexe alle vorhanden."
"Gestillt? Da sind Sie sicher?"
"Zu hundert Prozent. Man erkennt das am Inhalt der Windel."
"Sagen Sie, die Windel, Papier oder Stoff?"
"Pampers, die kleinste Größe!"
"So etwas bekommt man nur in solchen Riesenpackungen, oder?"
"Sie haben wohl keine Kinder?"
"Nein, ich kenne das nur von meinen Geschwistern, aus der Praxis meiner Eltern."
"Doktor Andreas Klaasen ist Ihr Vater?"
Er nickte nur.
"Ja, die gibt es nur in diesen großen Paketen."
"Das hieße, die Frau hat eine ganze Packung gekauft, obwohl sie nur vier, fünf benutzte. Der Rest fliegt in den Müll."
"So ungefähr oder sie hat wenige bei Bekannten gestohlen." Der Arzt lehnte sich zurück. "Wissen Sie, es muss nicht zwangsläufig sein, dass sie geplant hat, das Kind auszusetzen."
"Sie meinen eine Kurzschlusshandlung? Nur nehme ich meine Schwester. Als ihr Sohn unterwegs war, wurde eingekauft, gewienert, gewaschen. Es musste vorher nach sehr strengen Kriterien geputzt und porentief rein sein. Selbst Kuscheltieren kamen in die Waschmaschine. Sie ist zu jeder Vorsorgeuntersuchung gegangen, mein Schwager musste mit. Diese Mütter, die Kinder aussetzen, tun, soweit ich von anderen Fällen hörte, nichts dergleichen, verdrängen teilweise, dass sie schwanger sind. Diese Frau hat aber zumindest einen Strampler ein Hemdchen, Windeln und diese Wolldecke gekauft. Wollte sie das Kind ursprünglich behalten, gibt es irgendwo ein eingerichtetes Zimmer oder eine entsprechende Ecke mit Gitterbett, Wickelkommode und all dem Kram. Zudem ist da eine Familie, die fragt, wo ist dein Kind? Wie erklärt man das Fehlen?"
"Eventuell gibt es keine Familie, keinen Vater."
"Aber Nachbarn, Arbeitskollegen, Bekannte."
"Lügen! Die Wolldecke ist älter und mehrfach benutzt. Sie riecht nach Moder, sagte Doktor Michaelsen. Gekauft hat sie Babycreme, da der Po eingecremt war."
"Das meinetwegen auch. Sie wusste ergo, dass sie ein Kind erwartet. Eine Geburt passiert nicht innerhalb von fünf Minuten, wie ich mitbekommen habe. Es dauert gerade beim ersten Kind ewig. Der Zirkus geht über Stunden, wobei die Väter nerven. Warum ist sie also nicht, als die Wehen kamen, in ein Klinikum gefahren, hat eine Hebamme oder den Krankenwagen gerufen? Da hatte sie bereits geplant, ich will dieses Kind nicht. Sehe ich das falsch?"
"Man hört heraus, dass Sie keine Kinder haben", amüsierte sich der Mann. "Das ist richtig, wie Sie das analysieren. Das muss jedoch nicht zwangsläufig heißen, dass sie das zuvor, vorige Woche, vorigen Monat beabsichtigt hat."
"Sie meinen, diese berühmten Macken der Schwangeren? Damit sind wir zumindest bei einer Wiege, eine Wickelecke."
"So kann man das sicherlich ebenfalls nennen. Ich meine die Macken. Wahrscheinlich wissen Sie von Ihrem Vater, Ihrem Bruder, welche Formen das zuweilen annehmen kann. Eventuell ist
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