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Das Auge des Sehers (German Edition)

Das Auge des Sehers (German Edition)

Titel: Das Auge des Sehers (German Edition)
Autoren: Anne Gold
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das Leben auf Gottes Erden. Aber mit dem Glauben ist es wie mit der Liebe. Beide lassen sich nicht erzwingen.
    «Hallo Francesco, bist du noch da?»
    «Ja, klar … Weisst du … Es tut mir leid, dass unsere Kollegen so über uns tuscheln, Nadine.»
    «Dafür kannst du nichts. Schliesslich verbringen wir teilweise Tag und Nacht miteinander. Da kann man schon auf solche Gedanken kommen.»
    «Ich zerlege Peter morgen in seine Einzelteile.»
    «Er wird dich nicht allein empfangen», lachte Nadine. «Ich komme aber zur Sicherheit mit. Peter ist in Ordnung, aber er weiss nicht, wann er mit seinen zynischen Sprüchen zu weit geht. Ich mag ihn, im Gegensatz zu unserem Staatsanwalt.»
    «Ist das das Haus von Anna?»
    «Genau. Auch nicht schlecht.»
    «Wie war übrigens dein Abend?»
    «Gut. Bis zum Anruf aus der Zentrale. Ich war mit … He, nice try! Beinahe wäre ich darauf reingefallen.»
    Ferrari verzog das Gesicht und überhörte die Bemerkung von Nadine, dass alte Männer übermässig neugierig seien.
    Obwohl es schon kurz vor Mitternacht war, wartete Anna von Grävenitz auf sie. Ferrari küsste sie auf beide Wangen.
    «Lang, lang ists her, Francesco.»
    «Darf ich dir meine Kollegin Nadine Kupfer vorstellen?»
    «Freut mich sehr. Kommt rein. Trinkst du noch immer nach zehn Uhr abends keinen Kaffee, Francesco?»
    «Heute schon.»
    «Setzt euch ins Wohnzimmer. Immer geradeaus.»
    «Flüchtige Bekannte?», flüsterte Nadine Ferrari ins Ohr, dem das Ganze sichtlich peinlich war.
    Anna von Grävenitz’ Villa hielt dem Vergleich mit jener von Adrian Moosmann durchaus stand. Nur in einem Punkt unterschied sie sich deutlich, sie war sehr wohnlich eingerichtet. Man spürte Wärme und Behaglichkeit, ja sogar eine gewisse Geborgenheit.
    «Setzt euch. Tja, Francesco, so sieht man sich wieder.»
    Der Kommissär rührte in seiner Kaffeetasse herum.
    «Wissen Sie, Nadine, wir kennen uns schon lange.»
    «Das interessiert Nadine nicht, Anna.»
    «Oh doch! Das interessiert Nadine sogar sehr! Sind Sie zusammen aufgewachsen?»
    «Ganz richtig, Haus an Haus im Kleinbasel. Im Horburgquartier, um es genau zu sagen. Francesco ist einige Jahre jünger als ich. Ich brachte ihm sozusagen das Laufen bei.»
    Anna von Grävenitz schmunzelte verschmitzt.
    «Das Laufen beigebracht? Ich verstehe nicht.»
    «Das gehört auch nicht hierher. Anna, kannst du bitte …»
    «Na, junge Frau, Sie wissen schon. Ich habe Francesco in die Liebe eingeführt.»
    Nadine musste laut lachen.
    «Sie waren seine Lehrerin in Sachen Sex?»
    «Nur kurz. Ich habe ihn entjungfert. Das war schon eine schöne Zeit, nicht wahr?»
    «Ja, ja … schon gut, Anna. Können wir jetzt bitte das Thema …?»
    «Und, wie war er?»
    «Nadine!»
    «Man hört ja viel von seinen Qualitäten als Kommissär, aber im Bett war der Kleine eine totale Niete. Ein Rohrkrepierer. Er …»
    «Jetzt ist es aber genug, Anna! Wenn ihr weiter so über mich redet, gehe ich.»
    «Das hat er damals schon nicht verkraftet, Nadine. Ich sagte ihm, Junge, du bringst es nicht. Ich habe dir jetzt gezeigt, wie es geht. Das wärs. Denn so einen wie dich kann ich nun wirklich nicht auf Dauer gebrauchen.»
    Nadine krümmte sich vor Lachen, japste nach Luft und wischte sich die Tränen aus den Augen.
    «Gut! Wie ihr wollt, jetzt gehe ich! Ihr könnt ja weiter über mich lästern. Viel Vergnügen.»
    «Ach, nun hab dich nicht so, Francesco. Wie lange arbeitest du schon mit dem Kerl zusammen, Nadine?», fragte Anna von Grävenitz, die ins vertrauliche Du übergegangen war.
    «Das sind jetzt schon einige Jahre.»
    «Und, treibt ihrs miteinander?»
    «Anna!»
    «Nein. Francesco ist nicht mein Typ.»
    «Na, na, Mädchen, wenn das mal die Wahrheit ist. Aber lassen wir es so im Raum stehen. Monika ist ein ähnlicher Typ wie du.»
    «Woher kennst du Monika?», schaltete sich der Kommissär wieder ein.
    «Wir trafen uns auf einer Party bei Olivia.»
    «Und da hast du ihr sicher gleich brühwarm erzählt, dass wir ein Paar waren.»
    «Aber natürlich. Wir amüsierten uns köstlich. Wobei, ehrlich Francesco, ein Paar waren wir nie. Ich habe dich einige Male vernascht, das war alles. Mein seliger Mann und ich, wir waren ein Paar, ein ganz wunderbares sogar», Anna von Grävenitz geriet ins Schwärmen, «er war mein Traummann. All das hat er mir hinterlassen.»
    «Du lebst hier allein?»
    «Gott bewahre! Mit einem Heer von Angestellten. Und ich gehe mindestens zwei Mal in der Woche aus und amüsiere mich. Das Leben ist viel zu
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