Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Auge des Sehers (German Edition)

Das Auge des Sehers (German Edition)

Titel: Das Auge des Sehers (German Edition)
Autoren: Anne Gold
Vom Netzwerk:
Herrschaftshaus, einem architektonischen Bijou, das ein Industrieller im neunzehnten Jahrhundert errichtet hatte. Eine wirklich schöne Wohngegend, dachte der Kommissär nicht ganz neidlos. Unterhalb des Parks fuhr Moser links in eine Seitenstrasse ein, passierte ein stattliches Tor und parkierte im Hof einer noblen Villa.
    «Nicht schlecht! Der wusste, wie man lebt.»
    «Jetzt hat er auch nichts mehr davon, Stephan.»
    «Ich fahre dann mal wieder zurück. Hat mich gefreut, dich zu chauffieren.»
    Peter Strub, der Leiter der Gerichtsmedizin, hatte Scheinwerfer aufstellen lassen. Der Nieselregen verstärkte sich und ging in leichten Graupel über. Nadine stand in der offenen Garage und winkte Ferrari zu.
    «Saukälte! Dabei ist es erst anfangs November.»
    «Warst du auf einem Ball?»
    «Ja, ich wollte mit … das geht dich nichts an. Netter Versuch. So viel kann ich dir verraten, ich war essen, als der Bereitschaftsdienst anrief.»
    «Mit Noldi?»
    «Nostramo liegt neben seinem Mercedes.»
    «Ziemlich vornehm.»
    «Die Villa hier? Ja, nichts für arme Leute.»
    «Ich meine dein Essen. So, wie du dich in Gala geworfen hast.»
    «Das geht dich wirklich nichts an. Sind wir hier, um über meine Dates zu reden oder um einen Mord aufzuklären?»
    «Ich glaube nicht, dass wir heute Abend einen Mord aufklären. Oder hat sich der Täter bei dir gemeldet?»
    «Ha, ha!»
    «Hier, nimm meinen Mantel, sonst holst du dir noch eine Lungenentzündung.»
    «Nicht nötig …», sagte sie und mummelte sich schon darin ein. «Der Guru wurde von einer Nachbarin gefunden, sie heisst Anna von Grävenitz. In der Villa ist niemand …»
    «Sagtest du Anna von Grävenitz? Wie alt ist diese Frau?», fiel ihr Ferrari ins Wort.
    «Etwa in deinem Alter und ein wenig verschroben. Sie ging mit ihren Hunden spazieren und sah, dass die Einfahrt hell erleuchtet war und das Tor offen stand. Anscheinend war das bei Arian oder Adrian Moosmann nicht üblich. Scheint ein ziemlich misstrauischer Kerl gewesen zu sen.»
    «Wie kommst du darauf?»
    «Wirf einen Blick auf die Alarmanlage. Wer sich so etwas leistet, vertraut niemandem.» Nadine deutete auf den Durchgang von der Garage zum Haus. «Tor und Umzäunung gesichert, Haus gesichert. Das hier ist übrigens nicht die einzige Überwachungsstation. Im ganzen Haus sind solche Bildschirme verteilt, sogar im Schlafzimmer.»
    Ferrari sah seine Kollegin fragend an.
    «Ich habe mich ein wenig umgeschaut. Reine Neugierde und Langeweile, bis du gekommen bist.»
    «Kameras?»
    «Das ist interessant. Davon gibts jede Menge. Aber die waren ausser Betrieb. Wahrscheinlich schaltete er sie jeweils ein, wenn er nach Hause kam.»
    «Schauen wir uns die Leiche einmal an.»
    Peter Strub war mit seinen Leuten an der Arbeit.
    «Hallo, Peter.»
    «Ciao, Francesco. Scheisswetter.»
    «Kann man wohl sagen. Wie weit seid ihr?»
    «Ah, der Kommissär ist ein Gentleman. Friert sich selbst einen ab, aber gibt der schönen Kollegin den Mantel. Na ja, wirklich frieren wirst du wohl nicht. Dein Speckgürtel hält dich schön warm.»
    «Witzig wie immer.»
    «Wir brauchen noch eine halbe Stunde. Willst du den Toten sehen? Keine Angst, er sieht nicht schlimm aus. Wie im Schlaf. Das verkraftet dein zartes Gemüt.»
    Nadine kicherte. Sie wusste nur zu gut, dass der Gerichtsmediziner recht hatte. Und wie. Francesco Ferrari, seines Zeichens Kommissär der Basler Polizei, konnte kein Blut und keine Leichen sehen, vor allem keine verstümmelten. Solche Bilder verfolgten ihn noch wochenlang. Strub hob langsam das Leichentuch an.
    «Kopfschuss. Sieht aus wie nach einer Hinrichtung.»
    Ferrari kniete sich neben ihn hin.
    «Brutal und pervers!»
    «Was meinst du?»
    «Schau dir das an, Nadine. Der Mörder hat ihm Mitten in die Stirn geschossen …»
    «Aus allernächster Nähe. Wahrscheinlich sogar ein aufgesetzter Schuss.»
    «Und dann faltete er ihm die Hände auf der Brust zusammen wie zum Gebet.»
    «Das könnte der Leichenbestatter nicht besser hinkriegen», scherzte Strub.
    «Das ist pietätlos, Peter. Hier liegt ein bedeutender Basler und du klopfst wie immer deine blöden Sprüche.»
    «Ein bedeutender Basler? Wer zum Teufel ist denn dieser Adrian Moosmann überhaupt? Ich habe seinen Namen noch nie gehört.»
    «Arian Nostramo war sein Künstlername.»
    «Was!? Das ist dieser Heuchler von TV8? ‹Mein Lieber, was kann ich für dich tun?›», äffte er den Fernsehstar nach.
    Nadine musste lachen.
    «Was gibts da zu lachen? Er hat den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher