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Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Titel: Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)
Autoren: Ulrike Schweikert
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hinziehen.«
    Elisabeth stieg ein bitterer Geschmack im Hals auf. »Dies haben vermutlich der Bischof und der von Hirschhorn zusammen ausgeheckt.« Sie nickte. »Ich verstehe. Deshalb hat mich der Egloffsteiner entkommen lassen. Er fürchtete wohl, jemand könnte den Worten Taten folgen lassen, und diese Schuld wollte er nicht auf sich kommen lassen. Andererseits konnte oder wollte er sich auch nicht offen gegen die stellen, die diesen Plan ersonnen haben.«
    Albrecht schwieg. Vielleicht musste er die Worte erst einmal verdauen. Elisabeth nutzte die Stille, um sich umzusehen. »Wo sind wir?«
    »Ich weiß es nicht so genau. Ich dachte, mich an einen Weiler zu erinnern, den die Straße westlich des Hügels durchquert
hat, konnte ihn aber im Sturm nicht wiederfinden. Wir irrten eine Weile umher, bis das Pferd fast gegen die Wand dieser Scheune stieß. Und ich dachte mir, dies hier ist gut genug, um uns vor der Sturmesgewalt zu schützen.«
    Der Schein eines Binsenlichts, das er an einem Balken befestigt hatte, erhellte eine mit Heu und Stroh gefüllte Scheune, größer und nicht so baufällig wie die, in der Elisabeth die vergangene Nacht zugebracht hatte. Ein Stück weiter stand das Streitross an einen Stützbalken angebunden und tat sich an einem Haufen Heu gütlich. Wie viel Zeit war überhaupt verstrichen? Wie lange war sie ohnmächtig gewesen?
    »Die Nacht ist seit einer Weile hereingebrochen«, bestätigte Albrecht. »Uns wird kaum etwas anderes übrig bleiben, als hier den Morgen abzuwarten.«
    »Das will ich hoffen«, sagte Elisabeth und kuschelte sich wieder in die Decken. Eine Weile war nur das Kauen des Pferdes zu hören. Elisabeth spürte, dass Albrecht sie ansah. Sie hob den Blick zu dem seinen.
    »Warum hast du mir nichts davon gesagt? Ist Ehrlichkeit nicht das Brot der Freundschaft?«
    »Was meinst du?«, fragte Albrecht. Sein Blick jedoch irrte davon. Sie griff nach seinen Händen und drückte sie.
    »Dass mein eigener Vater dich unter Druck gesetzt hat, ja dich erpresst hat, seinen Machtgelüsten zu dienen, weil er sich sicher sein konnte, dass du deine Ehre als Ritter und deine Schwüre nicht verraten würdest.«
    »Genau das hast du mir vorgeworfen«, sagte er leise.
    »Ja, denn das musste ich doch glauben, als du dich zum Pfleger ernennen ließest, statt mich zur Frau zu nehmen.«
    Albrecht seufzte. »Es war die schwerste Entscheidung meines Lebens.«
    Sie nickte voll Verständnis. »Ich weiß, weil du glaubtest, der Bischof würde seine Drohung wahr machen und mich vor aller Welt der Schande aussetzen.«
    »Ja, ich habe ihm geglaubt und mich Tag und Nacht gefragt, ob er zu so etwas fähig wäre.«
    Elisabeth schnaubte abfällig durch die Nase. »Oh ja, er ist sowohl fähig als auch willig, alles zu tun, was seinem Machtstreben dient. Er hat die Karte nur noch nicht ausgespielt, weil er dann jeden Einfluss auf dich verloren hätte. Doch keiner weiß, wie lange er deinen erst zaghaften und dann immer deutlicheren Widerstand – in den ich dich getrieben habe – hingenommen hätte.«
    »Es tut mir so leid!«
    Elisabeth legte den Kopf schief. »Was tut dir leid? Dass ich einen Vater habe, der sich nicht scheut, seine Macht auf der Schande seiner Tochter aufzubauen? Oder dass mein Ritter, der sich mir versprochen hat, der Erpressung nachgab und nun, solange der Bischof lebt, der Kirche verpflichtet ist?«
    »Ich bin der Kirche nicht verpflichtet und auch nicht dem Bischof. Nicht mehr.« Seine Stimme klang bitter.
    »Was? Ich verstehe nicht.«
    »Ich bin kein Pfleger mehr und kein Domherr. Ich bin gar nichts. Ohne Geld und ohne Titel, von allen bereits vergessen.«
    »Du bist nicht mehr der Pfleger des Bistums Franken?«, wiederholte Elisabeth ungläubig.
    Albrecht nickte. »Ja, so ist es. Das Kapitel und die Edlen von ganz Franken haben sich darauf geeinigt, dass die Fehden eingestellt werden müssen, wenn sie sich schon darauf einlassen, den Bischof für so viele Gulden aus seiner Haft zu befreien. Er soll also – zumindest vorläufig – all seine Rechte als regierender Bischof zurückerhalten und auf die Festung Marienberg zurückkehren.«
    »Und du bist das Bauernopfer, das man für diese vordergründige Versöhnung darbringt.«
    Albrecht nickte. »So ist es. Ich habe all meine Sachen bereits gepackt und nach Wertheim bringen lassen. Ich selbst jedoch
konnte nicht einfach abreisen und dich deinem Schicksal überlassen. Wer weiß, wie schnell es mit der Freilassung geht. Und wer kann schon
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