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Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Titel: Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)
Autoren: Ulrike Schweikert
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Ja, so ist es brav.« Er warf den Zügel über einen Ast und wandte sich dann von seinem Ross ab.
    Noch während der Donner ihren Leib schüttelte, ließ sich der Ritter auf die Knie fallen und zog Elisabeth in einer Umarmung an seine Brust, dass sie glaubte, nun berste noch ihre letzte Rippe.
    »Heilige Jungfrau, ist dir etwas geschehen?«
    Sie konnte es nicht begreifen. Nein, ihr Kopf war nur noch ein einziges Dröhnen, und dennoch legten sich ihre Arme wie von selbst um seinen Hals, und ihr Mund küsste den seinen, als sei es das Letzte, was sie in diesem Leben erfahren würde. So blieb die Zeit an diesem Ort stehen, an dem sich zwei Menschen eng umschlungen hielten und küssten, während um sie herum der Wintersturm weiter tobte.
    Erst als ihre Arme erschlafften, ließ er von ihr ab. »Mein Gott, du blutest ja. Deine Schläfe ist aufgerissen«, rief er entsetzt und kramte in seinem Beutel nach einem Tuch. Elisabeth richtete sich auf, doch alleine der Versuch aufzustehen jagte ihr einen solchen Schmerz durch den Kopf, dass es ihr schwarz vor Augen wurde und sie wieder in den Schnee zurücksank.
     
    Das Erste, was sie danach wieder wahrnahm, war die Kälte des eisigen Windes. Und neben dem Schnee einen Geruch, der ihr so seltsam vertraut war und ihr Tränen in die Augen trieb. Dann hörte sie seine Stimme, und sein Atem wärmte ihr Ohr.
    »Elisabeth, mein Leben, mein einzig Lieb, wach auf! Was hast du dir getan? Bitte, sag doch was und öffne die Augen.
Wir können hier nicht bleiben. Der Sturm wird immer schlimmer. Merkst du nicht, wie es immer stärker schneit? Man kann bald keinen Schritt mehr sehen. Das Schneetreiben wird uns töten und in sein weißes Leichentuch hüllen.«
    Elisabeth versuchte vergeblich die Augen zu öffnen. Sie wollte diesen schönen Traum nicht nur hören. Sie wollte sein Antlitz noch einmal sehen. Oder herausfinden, welches Trugbild mit seiner geliebten Stimme sprach. Hatte sie nicht eben geträumt, ihn zu küssen? Was für ein süßer Traum!
    »Wenn du mir nicht gehorchst, dann muss ich dich eben tragen«, sprach er in strengem Ton weiter. Sie fühlte zwei Hände und dann einen Arm unter ihrer hämmernden Schläfe. Dann schien sie zu schweben. Ein Pferd schnaubte.
    »Bleib stehen, mein Alter.«
    Sie konnte es auch riechen. Sie wurde auf ein Pferd gehoben, dann stieg der Reiter hinter ihr in den Sattel und umschlang sie mit festem Griff. Das Ross setzte sich in Bewegung. Elisabeth spürte, wie sich ihre Lippen zu einem Lächeln öffneten. Ihr Kopf dröhnte zwar noch immer, doch sie fühlte sich trotz der Kälte und dem Heulen des Sturmes auf seltsame Weise geborgen. Die Schwärze nahm wieder von ihr Besitz, aber es war die Dunkelheit einer Höhle, die Geborgenheit schenkt.
     
    Sie saß nicht mehr auf einem Pferd. Das Heulen des Windes war nur gedämpft zu hören, und es war auch ein wenig wärmer. Wenn sie sich bewegte, knisterte es unter ihr. Als sie den Kopf nach links bewegte, tauchte ein roter Schimmer hinter ihren Lidern auf. Sie lag auf etwas Weichem, aber ihr Hemd fühlte sich unangenehm klamm an. Am Rücken und unter den Armen vom Schweiß, den sie auf der wilden Flucht vergossen hatte, und vom Saum bis zur Taille vom Schnee, der ihre Kleider durchweicht hatte. Wo waren eigentlich ihre restlichen Kleider geblieben? Elisabeth öffnete die Augen.
    »Die Heilige Jungfrau hat meine Gebete erhört und dich zu mir zurückgeschickt!«, sagte Albrecht mit bewegter Stimme und zog sie noch näher an seine Brust.
    »Wie hast du mich nur gefunden?«, war die erste der vielen Fragen, die ihr über die Lippen kam.
    Albrecht hob die Schultern. »Das kann ich nicht sagen. Die Engel des Herrn müssen meine Schritte gelenkt haben. Ich war mit meinen Männern auf dem Weg zur Burg Reicheneck, um dich aus den Klauen der Ritter von Hirschhorn und Egloffstein zu reißen, und dann sehe ich dich plötzlich wie eine Fee des Waldes durch den Sturm reiten.«
    Elisabeth musste lächeln. »Der Sturm hat ein wenig deine Sinne verwirrt. Ich versichere dir, die beiden genannten Ritter haben Hände wie wir und keineswegs Krallen wie ein Dämon, auch wenn bei dem von Hirschhorn in seinem zunehmenden Zorn sicher Vorsicht geboten ist. Albrecht von Egloffstein jedenfalls ist ein Ritter, der sich die Ehre verdient hat.«
    »Und dennoch wurde mir zugeflüstert, du seist in höchster Gefahr und würdest mit deinem Leib und deiner Seele büßen müssen, würde sich die Begleichung des Lösegeldes noch länger
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