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Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)

Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)

Titel: Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)
Autoren: Patricia Coughlin
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sollte.
    Was sollte es sonst sein?

Zwei
    März
    D er Abend begann wie jeder andere auch. Zumindest an der Oberfläche, und Eve lebte an der Oberfläche. Sie war der Ort, an dem sie sich sicher fühlte, so sehr, dass sie die verborgenen Dinge manchmal vergaß, von denen einige versteckt waren, andere aber jederzeit sichtbar … wenn man wusste, wo man suchen musste. Manchmal vergaß sie, dass die Welt mehr war als das, was die meisten Leute sehen konnten. Oder glauben wollten.
    Eve war definitiv eine Gläubige. Angesichts ihrer Familiengeschichte wäre sie eine Närrin gewesen, nicht zu glauben, und sie war keine Närrin. Sie hatte immer gewusst, dass eine andere Welt mit dieser verwoben war, eine Welt der Magie. Sie wollte mit dieser Welt nichts zu schaffen haben, insbesondere nicht mit ihrem Geburtsrecht. Aber anders als die meisten, normalen Leute war sie nicht blind für Magie. Wenn das Schicksal ihr also ein Zeichen geschickt hätte, dass ihr Leben – das ordentliche, erfolgreiche, wunderbar normale Leben, für das sie so hart gearbeitet hatte – bald schon in ein Vorher und Nachher auseinanderfallen sollte, wäre es ihr aufgefallen.
    Sie ging davon aus, dass das Schicksal sich einfach nicht die Mühe gemacht hatte. Schließlich war sie eine erfahrene Journalistin, ausgebildet, um Details zu bemerken und die kleinen Verwerfungen zu entdecken, die im Stoff des täglichen Lebens auftreten. In ihrem Leben hatte es in letzter Zeit keine Vorzeichen gegeben: keine Sternschnuppen, keine flackernden Lichter, keine Vögel, die ins Haus eindrangen. Noch nicht einmal ein echter Schauder, der ihr über den Rücken lief.
    Nur ein Abend, der anfing wie jeder andere auch.
    Die Straßen in der Innenstadt von Providence waren voll, so, wie es gewöhnlich am Wochenende der Fall war. Der Verkehr war dicht und hektisch und bildete an vielen Stellen Staus, wie es immer geschah, wenn viele Leute gleichzeitig irgendwohin wollten. Das stürmische Wetter war typisch für Ende März, und trotz eines feinen Nebels in der Luft gingen ein paar tapfere Gestalten – überwiegend Pärchen, überwiegend jung – auf dem River Walk spazieren.
    Der Fluss war nicht immer durch das Herz der Stadt geflossen. Jahrzehntelang war er unter der Stadt verlaufen, versteckt unter einer Schicht von Beton und Asphalt. Dann kam ein Bürgermeister mit einer Vision, und bald schon verschwanden Straßen, wurden Gebäude abgerissen und das »Juwel von Providence« kehrte in sein angestammtes Bett zurück. Dem Bürgermeister war es sogar noch vergönnt, das Werk vollendet zu sehen, bevor die Sache mit der Anklage wegen Verbindungen zum organisierten Verbrechen aufkam und er in ein Staatsgefängnis gebracht wurde. Es war ein Skandal, der der Hauptstadt eines Staates zur Ehre gereichte, der einst als »Schurkeninsel« bekannt war.
    Journalisten aus dem ganzen Land fielen über Providence her. Zu dieser Zeit war Eve immer noch eine Anfängerin bei WWRI-TV und verdiente sich ihre Sporen, indem sie in der Kälte stand und über Stürme berichtete oder ihre Abende in stickigen, überheizten Räumen verbrachte, um über die Sitzungen des Schulamts zu schreiben. Sie war verzweifelt auf der Suche nach einer Chance, um zu zeigen, was sie wirklich konnte, und sie wusste, dass der Prozess eine goldene Gelegenheit dafür war. Entschlossen, diese Chance nicht kampflos vorüberziehen zu lassen, bekniete sie den Nachrichtenchef, bis er zustimmte, dass sie vor dem Gerichtsgebäude warten durfte, wenn sie nicht gerade an einem anderen Auftrag arbeitete. Während sie beobachtete, wie erfahrene Reporter sich jeden Tag auf den Stufen des Gebäudes gegenseitig die Ellbogen in die Rippen rammten, wurde ihr klar, dass sie ihre eigene Sicht auf die Story finden musste, einen neuen Blickwinkel, wenn sie überhaupt Sendezeit bekommen wollte.
    Ihr kam in den Sinn, dass der Fall der Mächtigen auch immer Einfluss auf ihre Familie und ihren Freundeskreis hatte, wie bei normalen Leuten auch. Niemand wusste besser als sie, welche Belastung Gerüchte und Halbwahrheiten und Lügen sein konnten, und wie hart es war, sie nicht bekämpfen zu können, um jemanden zu verteidigen, den man liebte. Ruhm und Geld konnten eine Menge bewirken, aber sie konnten kein Herz davor bewahren zu brechen. Sie entschied, dass das ihr Blickwinkel war. Sie würde die Geschichte so erzählen, wie sie einen Betroffenen bewegte.
    Zuerst wiesen die Frau des Bürgermeisters und seine Tochter im Teenageralter ihre
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