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Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)

Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)

Titel: Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)
Autoren: Patricia Coughlin
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was er jetzt war.
    Ein Jäger.
    Und nichts sonst.
    Das war nicht immer so gewesen. Einst war er mehr, etwas Besseres. Aber das war Urzeiten her. Er war ein loyaler Sohn, ein leidenschaftlicher Liebhaber, ein guter Mann gewesen. Er hatte für eine Sache gekämpft, die größer war als er selbst, und war dankbar für dieses Privileg gewesen.
    Alles, was heute zählte, war die Jagd. Sie war sein Leben. Sie dominierte seine Gedanken und verfolgte ihn in seinen Träumen – wenn man sie so bezeichnen wollte. Und wenn die Härchen in seinem Nacken recht hatten, die sich in dem Moment aufgestellt hatten, als er aus dem Auto trat, war sie vielleicht bald vorbei.
    Wenn seine Quellen – und sein Bauchgefühl – recht hatten, würde die Jagd hier enden, in der Sycamore Street 128, in dem vornehmen viktorianischen Haus mit seiner großzügigen Veranda, dem hübschen Türmchen und seinen dunklen, verborgenen Geheimnissen.
    Selbst jetzt verriet ihm seine unterschwellige Anspannung, dass es das war. Dass in diesem Haus der Schlüssel zum Erfolg lag. Er wusste nicht, warum – noch nicht – aber er war sich sicher, dass es den fehlenden Stein zu einem jahrhundertealten Puzzle liefern würde. Er war so vielen falschen Fährten gefolgt, war so oft in Sackgassen gelandet – er wusste, dass er seine Hoffnungen nicht zu früh hochschrauben durfte. Aber aus irgendwelchen Gründen konnte er heute Nacht, zum ersten Mal seit langer Zeit, nicht anders, als zu hoffen. Er konnte seine Erregung nicht unterdrücken, weil er wusste, dass seine Trophäe nahe war und er sie sich nur noch holen musste.
    Er war absichtlich zu früh zu seiner Verabredung mit Ms. Darden von East Side Immobilien gekommen. Er hatte allein sein wollen, wenn er das Haus zum ersten Mal sah. Er wusste, dass er Zeit und Ruhe brauchen würde, um eine Verbindung zu dem alten Haus aufzubauen. Und er hatte sie aufgebaut, schneller, als er gehofft hatte. Sie war schwach, aber sie war da.
    Er zog das Exposé aus der Tasche, das ihm am Nachmittag ins Hotel gebracht worden war. Dann trat er näher an eine Laterne heran, um es noch einmal zu lesen. Das Haus war 1902 auf einem großen Grundstück erbaut und nach einem Feuer vor zwanzig Jahren fast vollkommen neu errichtet worden. An dieser Stelle zögerte Hazard einen Moment, genauso wie er es beim ersten Lesen des Exposés getan hatte. Er fragte sich, ob der Schaden, den das Feuer angerichtet hatte, seine Suche beeinflussen würde, und wieder entschied er, dass er es schlichtweg nicht wissen konnte. Er runzelte die Stirn. Er mochte keine Fragen, die er nicht beantworten, oder Probleme, die er nicht lösen konnte.
    Er las weiter. Das dreistöckige viktorianische Haus hatte sechs Schlafzimmer, drei Bäder und ein Turmzimmer, das perfekt als Atelier eines Künstlers oder romantische Zuflucht geeignet war. Hazard hatte keinerlei Interesse daran. Was ihn mehr interessierte war die Beschreibung des »phantastischen Panoramablicks über die Stadt«.
    Ein Panoramablick bedeutete, dass das Turmzimmer von allen Seiten von Energie und Licht durchströmt war, und das passte perfekt zu den anderen nützlichen Tatsachen, die das Haus zu bieten hatte. Tatsachen, die im Maklerexposé nicht auftauchten: Das Formular hatte keine Kästchen zum Ankreuzen von »magischen Schutzsteinen« oder »Spuren mystischer Vorgänge«.
    Der Rest des Berichts war Geschwätz. Klimaanlage, Zentralheizung, ein Notfallgenerator im Keller. Neues Dach, verzinkte Regenrinnen. Er warf einen Blick nach oben, um das Dach zu mustern. Als könnte er, dachte Hazard, in dieser Dunkelheit etwas sehen oder als würde irgendetwas seine Entscheidung beeinflussen. Er hatte beschlossen, das Haus zu kaufen, noch bevor er überhaupt in Providence angekommen war. Und jetzt war jeder eventuell verbliebene Zweifel ausradiert worden. Der Termin mit der Maklerin und die Führung durch die Räumlichkeiten war nur noch eine Formalität.
    Er betrachtete es als Glücksfall – oder Wink des Schicksals –, dass seine Ankunft mit der Versetzung des bisherigen Besitzers an die Westküste zusammengefallen war, der deswegen das Haus verkaufte. Das machte die Sache um einiges einfacher. Es bedeutete, dass er das Anwesen durch die Waffe seiner Wahl erwerben konnte: Bargeld. Bargeld war schnell und sauber, und er hatte eine Menge davon. Das Timing verstärkte seine Überzeugung, dass es ihn nach Providence und besonders zu diesem Haus hingezogen hatte, weil seine Suche hier endlich enden
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