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Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)

Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)

Titel: Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)
Autoren: Patricia Coughlin
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Biltmore Hotels statt. Durch die riesigen, von purpurnen Samtvorhängen gerahmten Bogenfenster bot sich ein atemberaubender Blick über die Stadt. Winzige, in die Decke eingelassene Lichter erhellten den Raum, und klassische Kristalllüster leuchteten über dem blanken Parkett der Tanzfläche. Wann immer sie dort war, fühlte sich Eve, als hätte sie eine Zeitreise in eine glanzvollere Ära gemacht. Sie konnte es fast vor sich sehen, wie Bette Davis an der Bar Hof hielt oder Bogie in einer abgelegenen Ecke an einem Gin Tonic nippte.
    Die zu versteigernden Stücke waren Spenden und reichten von Kunstwerken bis hin zu luxuriösen Wochenendreisen. Lokalpolitiker und andere Persönlichkeiten präsentierten die Stücke, was im Wesentlichen darauf hinauslief, lächelnd auf etwas zu zeigen oder es hochzuhalten, bis der Auktionator mit dem Hammer auf den Tisch schlug und »verkauft« rief. Eve hatte das Glück, für die Sammlerstücke eingeteilt zu sein, eine der ersten Sparten. Je früher sie ihre Pflicht getan hatte, desto früher konnte sie sich entspannen und den Rest des Abends genießen.
    Ihr erstes Stück war eine Lunchbox der New England Patriots mit Originalsignaturen, gefolgt von mehreren gerahmten Filmpostern, unter anderem eines von ihrem Lieblingsfilm, dem Vierziger-Jahre-Klassiker Sein Mädchen für besondere Fälle. Der letzte Gegenstand war ein in limitierter Auflage produziertes Modell des Sportwagens aus Knight Rider. Das Auto fand beim männlichen Publikum großen Anklang, und es wurde fieberhaft geboten, bis es schließlich für einen in Eves Augen sogar für ein Publikum mit tiefen Taschen völlig übertriebenen Preis verkauft wurde. Sobald der Hammer fiel, gab sie das Auto sehr vorsichtig einem Assistenten und machte sich auf den Weg zurück zu ihrem Tisch.
    »Gut gemacht, Eve«, rief Barbara Vines ihr zu, als sie von der Bühne trat. Barbara war die Pressesprecherin der Historischen Gesellschaft und treibende Kraft hinter der Auktion. »Kannst du dir vorstellen, dass jemand so viel Geld für dieses Knight-Rider -Ding zahlt?«
    Eve grinste und zuckte mit den Schultern. »Männer und ihre Spielzeuge.«
    »Verdammt wahr. Tolles Kleid übrigens. Und vergiss nicht, dir an der Anmeldung ein Bieterschild zu holen«, rief sie ihr nach. »Jedes Gebot zählt.«
    Eve hatte eigentlich nicht vor, sich ein Bieterschild zu holen, weil sie bisher noch nie geboten hatte und heute auch nicht mit dieser Tradition brechen wollte. Nicht, weil fast alles außerhalb ihrer finanziellen Möglichkeiten lag, obwohl das natürlich auch eine Rolle spielte. In erster Linie war sie einfach kein Impulskäufer. Oder überhaupt auf irgendeine Art impulsiv.
    Sie hätte Vorsitzende der »Vorsicht ist besser als Nachsicht«-Gesellschaft sein können. Sie war vielleicht bei der Recherche zu einer Story bereit, ihrem Bauchgefühl zu folgen und Vertrauensvorschüsse zu geben, aber wenn es um ihr eigenes Leben ging, überlegte sie sorgfältig und betrachtete alle möglichen Konsequenzen aus allen Blickwinkeln, bevor sie eine Entscheidung traf. Sie achtete auf ihren Kontostand, wechselte immer rechtzeitig das Öl in ihrem Wagen und sparte für schlechte Zeiten.
    Doch dann entschied sie, dass es auch nicht schaden konnte, ein Bieterschild zu haben, und bog in Richtung Anmeldung ab. Es würde vielleicht die Spannung erhöhen. Nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass sie beschloss, alle Vorsicht zu vergessen und auf irgendetwas absurd Kostspieliges zu bieten. Die »Kreuzfahrt ins Nirgendwo« klang zu dieser Jahreszeit immer besonders verlockend. Natürlich wäre das wahrscheinlich eine Kreuzfahrt für zwei, was bedeuten würde, dass sie jemanden suchen musste, den sie mitnehmen wollte. »Nirgendwo« war kein Ort, an den man mit seiner Großmutter oder Schwester oder fünfzehnjährigen Nichte reiste.
    »Kreuzfahrt ins Nirgendwo« beschwor vor ihrem inneren Auge Bilder von langen, heißen Nachmittagen und mondhellen Nächten, alle leicht weichgezeichnet und romantisch. Und momentan war bei ihr in puncto Romantik nicht viel los. Um genau zu sein gar nichts. Null. Nada. Glücklicherweise war sie die meiste Zeit zu beschäftigt, um es zu bemerken.
    Schnell füllte sie einen Anmeldebogen aus und tauschte ihn gegen ein Bieterschild mit hölzernem Griff.
    »Hier, Ms. Lockhart«, sagte die junge Frau hinter dem Schreibtisch mit einem Lächeln. »Nummer 811 … Ich hoffe, sie bringt Ihnen Glück.«
    »Danke«, antwortete Eve und dachte, dass Glück nur
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