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Das Amulett der Macht

Titel: Das Amulett der Macht
Autoren: Mike Resnick
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Ruhe«, sagte Mason. »Ich sagte Ihnen doch – Sie haben eine schwere Gehirnerschütterung.« Er zog einen Stuhl ans Bett. »So …« Er nahm Platz. »… jetzt müssen Sie sich nicht bewegen, um mich zu sehen.«
    »Ich habe erst vorigen Monat den Artikel Ihres Vaters über sudanesische Artefakte gelesen«, sagte Lara, als der Schmerz abzuklingen begann. »Er war hervorragend.«
    »Ich danke Ihnen in seinem Namen. Der Sudan ist auch mein Studiengebiet geworden.«
    »Was haben Sie dann hier in Ägypten, im Horus-Tempel, getan?«
    »Der Sudan ist zwar mein Spezialgebiet, aber mein Studienbereich umfasst ganz Nordafrika. Ich hatte das Gefühl, es sei Zeit für eine Abwechslung, darum kam ich nach Ägypten.« Er lächelte abermals – ein sehr hübsches Lächeln, wie sie bemerkte. »Es war verdammtes Glück, dass ich das tat. Der Tempel ist für Touristen nicht zugänglich, während ein paar der Hieroglyphen restauriert werden. Er war völlig leer, als die Gruft einstürzte.«
    »Glück ist noch untertrieben«, meinte sie.
    »Vielleicht war es nicht nur Glück allein«, ergänzte er. »Sie haben eine bemerkenswerte Kondition. Die meisten anderen Menschen hätten das nicht überstanden.«
    »Ich habe schon Schlimmeres überlebt«, sagte sie.
    Er hob eine Augenbraue. »Das glaube ich Ihnen, Miss Croft.«
    »Ich schätze, Sie haben sich das Recht verdient, mich Lara zu nennen, Doktor Mason.«
    »Kevin«, sagte er.
    »Sagen Sie, Kevin, wonach haben Sie im Horus-Tempel gesucht?«
    »Och nichts Bestimmtes«, antwortete er achselzuckend. Niemand gräbt nach ›nichts Bestimmtem‹, dachte sie und musterte ihn genauer. Andererseits hast du keinen Grund, irgendwelche Informationen mit mir zu teilen. Ich werde dich ganz sicher nicht mit Fragen löchern. Du hast mir das Leben gerettet, das ist mehr als genug.
    Als könne er ihre Gedanken lesen, sagte er: »Man weiß nie, auf was für seltene und schöne Artefakte man in diesen alten Tempeln stößt. Sie sind immer einen Besuch wert. Immerhin habe ich Sie gefunden, nicht wahr?« Er lächelte wieder und fuhr fort: »Ich bleibe noch ein, zwei Tage in Kairo, damit ich mir sicher sein kann, dass Sie in Ordnung sind, und dann gehe ich wieder an die Arbeit.«
    »Ich bin okay«, sagte sie. »Sie müssen nicht bleiben.«
    »Ich habe mich als Archäologe nie mit halben Sachen zufrieden gegeben, und das werde ich auch als Held nicht tun«, sagte er ironisch. »So lange, wie ich für Ihr Leben verantwortlich bin, werde ich dafür sorgen, dass Sie wieder vollständig hergestellt werden.«
    »Dafür danke ich Ihnen, Kevin, aber …«
    Er hob eine Hand. »Der Entschluss steht fest.«
    Sie wollte dennoch protestieren, aber der Schmerz kam wieder, und so lag sie nur still da und wartete, dass er abebbte.
    »Ich weiß, warum ich im Tempel war«, sagte Mason nach einer kleinen Weile und sah sie fest an, »aber ich habe keine Ahnung, was Sie dort gemacht haben.«
    »Das würden Sie mir nicht glauben, wenn ich es Ihnen erzählte«, sagte sie und dachte daran, wie Set vor Zorn gebrüllt hatte, als sie ihn, den finsteren Gott, in seinen Kerker bannte.
    »Ich werde nicht fragen, wonach Sie gesucht haben – das ist Ihre Angelegenheit. Aber wenn Sie in den Trümmern etwas zurückgelassen haben, Lara, suche ich gerne danach. Es bliebe natürlich Ihr Fund«, fügte er rasch hinzu.
     »Danke, Kevin, aber da war nichts, wirklich nicht.«
    »Sie haben einen ziemlichen Schlag auf den hübschen Schädel bekommen. Sollte Ihnen noch irgendetwas einfallen – ich darf Ihnen versichern, dass ich weder die Artefakte noch die Ehre meiner Kollegen stehle.«
    »Ich bin sicher, dass Sie das nicht tun.«
    Er stand auf. »Es gibt hier diese alberne Hausregel, dass nur Patienten gefüttert werden. Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen, dann gehe ich etwas essen. Ich komme in ein paar Stunden wieder und sehe nach Ihnen.«
    »Sie haben schon genug getan.«
    Er lächelte. »Muss ich Ihnen noch eine Predigt halten?«
    »Na schön.« Sie schwieg kurz und fügte dann hinzu: »Sie haben ein sehr nettes Lächeln.«
    Er wirkte peinlich berührt. »Sie auch. Glaube ich. Vielleicht bekomme ich es ja eines Tages sogar zu sehen.«
    Sie versuchte, es ihm zu schenken, aber ihre trockenen Lippen begannen aufzuplatzen, und so stöhnte sie stattdessen nur.
    »Hat keine Eile«, sagte Mason. »Lassen Sie uns nichts überstürzen – nicht einmal ein Lächeln.«
    Dann war er fort.
     
     

2
     
    Lara trieb zwischen Schlaf und Wachsein.
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