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Das Amulett der Macht

Titel: Das Amulett der Macht
Autoren: Mike Resnick
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sich. Sie wollte nachschauen, um sich zu vergewissern, und stellte fest, dass sie sie nicht sehen konnte.
    »Meine Füße!«, krächzte sie. »Wo sind meine Füße?«
    Sie hörte das tiefe, glucksende Lachen eines Mannes, und dann zog eine Hand etwas fort, das sie erst jetzt als Bettdecke erkannte. Er enthüllte ihre nackten Füße.
    »Sie haben sich vor Ihnen versteckt«, sagte eine amüsierte Stimme mit kultiviertem britischem Akzent.
    Sie starrte den Besitzer der Stimme an. Es war dasselbe Gesicht, das sie in der Gruft gesehen hatte. Es gehörte einem hochgewachsenen Mann, war etwas hager und stark gebräunt. Das Haar war vermutlich einmal rotblond gewesen, aber die Sonne hatte es fast weiß gebleicht. Und ihr Eindruck in der Gruft hatte sie nicht getrogen: Er war gut aussehend, auch wenn er eine Rasur und frische Kleidung dringend nötig hatte.
    »Willkommen zurück in der Welt. Ich dachte schon, wir würden Sie verlieren. Wir haben eine ziemliche Strecke hinter uns. Ich habe Sie von Edfu hierher gefahren.«
    »Wo sind wir?«
    »Sie sind im Kairo Hospital.«
    Sie sah ihn schweigend an.
    »Wo bleiben nur meine Manieren?«, sagte er. »Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle. Ich bin Kevin Mason.« Er hielt inne. »Und Sie sind …?«
    »Lara Croft.«
    »Lara Croft«, wiederholte Mason. »Ich habe schon von Ihnen gehört.«
    Sie starrte ihn weiter an und versuchte, ihren Denkapparat in Gang zu bringen. »Kevin Mason«, wiederholte sie.
    »Richtig.«
    Sie zog die Stirn kraus. »Sie können nicht der Archäologe Kevin Mason sein. Den kenne ich.«
    »Ich bin sein Sohn – Kevin Mason junior.« Er lächelte. »Einfach nur Kevin für meine Freunde.«
    »Ich habe alle Bücher Ihres Vaters gelesen«, sagte Lara. »Er ist einer meiner Helden.«
    »Er ist auch einer der meinen«, sagte Mason. »Deshalb bin ich in seine Fußstapfen getreten. Ich bin ebenfalls Archäologe.«
    Sie versuchte, ihren Verstand aus den Spinnweben zu befreien. »Sie haben mir das Leben gerettet.«
    »Es war reines Glück. Ich hörte – na ja, spürte ist wahrscheinlich das passendere Wort – also, ich spürte, wie die Gruft einstürzte. Und ich musste davon ausgehen, dass es dafür einen Grund gab, nachdem sie in über zweitausend Jahren nicht eingestürzt war. Darum ließ ich mir von meinen Männern helfen, sie zu öffnen.« Er sah Lara an. »Es hatte Sie ganz schön erwischt. Ich glaube, Sie hätten keine Stunde mehr in dieser Falle überlebt. Ich trug Sie zu meinem Wagen und fuhr Sie zur Krankenstation in Edfu. Aber dort war gerade mal wieder der Strom ausgefallen, deshalb brachte ich Sie hierher, nach Kairo. Sie sind jetzt seit fast fünf Stunden im Krankenhaus.«
    »Und wann kann ich hier wieder raus?«, fragte Lara.
    Mason hob die Schultern. »Sie waren ziemlich mitgenommen, und Sie haben sich eine schwere Gehirnerschütterung eingefangen. Aber die Ärzte glauben nicht, dass etwas gebrochen ist. Ich vermute mal, zwei oder drei Tage Bettruhe, und Sie sind so gut wie neu – aber man will noch untersuchen, ob Ihre Lungen irgendwelchen Schaden genommen haben, als Sie den vielen Staub einatmeten.« Er lächelte.
    »Können Sie mir einen Spiegel besorgen?«
    »Glauben Sie mir«, sagte Mason, »Sie wollen sich nicht sehen – im Moment jedenfalls nicht.«
    »Bitte«, beharrte sie.
    »Wie Sie wünschen.« Er ging ins Bad und kehrte mit einem Spiegel zurück, der an der Wand gehangen hatte. »Aber denken Sie dran, ich habe Sie gewarnt.«
    Lara nahm den Spiegel und musterte das Gesicht, das ihr daraus entgegenblickte. Beide Augen waren dunkel umrandet und fast zugeschwollen. In ihr rechtes Nasenloch hatte man ein Watteröllchen gesteckt, damit es offen blieb. Ihre Lippen waren trocken und aufgesprungen und mit verkrustetem Blut bedeckt. Ihr Kiefer war angeschwollen und ihr Haar immer noch staubbedeckt.
    »Könnte schlimmer sein«, murmelte sie und reichte ihm den Spiegel zurück.
    »Na, da will ich doch verdammt sein!«, lachte Mason. »Die meisten Frauen würden in Tränen ausbrechen, wenn sie so aussähen.«
    »Ich bin nicht wie die meisten Frauen.«
    In diesem Moment kam eine Schwester herein, trat schweigend ans Bett, prüfte Laras Puls und Temperatur, trug die Werte in eine Tabelle ein und ging wieder.
    Lara versuchte sich aufzusetzen, um besser sehen und sich mit dem Mann, der sie gerettet hatte, unterhalten zu können. Aber die Anstrengung rief heftige Schmerzen in ihrem Kopf hervor, und sie fiel auf das Bett zurück.
    »Hey, immer mit der
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