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Das Amulett der Macht

Titel: Das Amulett der Macht
Autoren: Mike Resnick
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Immerzu träumte sie von Spinnen, die sich in Kevin Mason verwandelten – oder vielleicht war es Kevin Mason, der sich in eine Spinne verwandelte. Als ob das noch nicht schlimm genug wäre, ließ schon die geringste Bewegung Schmerzen durch ihren Arm schießen. Bald tat ihr der Kopf wieder weh, und es war ihr unmöglich zu schlafen. Sie versuchte sich trotz der Schmerzen aufzusetzen, aber die Infusionsschläuche in ihrem Arm machten es schwierig, sich zu bewegen.
    Mit einem Seufzen gab sie die Bemühungen auf und legte sich in das weiche Kissen zurück. Vor der Tür war es viel zu laut, zu viele Menschen gingen den Krankenhausflur auf und ab. Wussten die denn nicht, dass hier Kranke waren, Leute, die versuchten zu schlafen?
    Sie fing an, den Schritten zu lauschen, machte ein Spiel daraus, sie im Halbdunkel ihres Zimmers zu identifizieren. Das da war ein Praktikant mit schweren Schritten. Und das war die dämliche Schwester, die mit Stöckelschuhen zur Arbeit gekommen war und den gefliesten Flur auf und ab klick-klick-klickte. Die anderen Schritte stammten von einem Arzt mit seiner Entourage von Studenten, der er auf dem Weg zum Operationssaal einen Vortrag hielt.
    Und dann hörte sie den dumpfen Schlag. Einen dumpfen Schlag? Schließlich fiel ihr ein, was es sein konnte. Ein Pfleger musste einen Berg Schmutzwäsche fallen gelassen haben, während er ins nächste Zimmer ging, um dort das Bett abzuziehen.
    Plötzlich fiel das Licht vom Korridor in ihr abgedunkeltes Zimmer.
    Warum kam der Pfleger hier herein? Wusste er nicht, dass dieses Bett belegt war?
    Dann sah sie, dass es nicht nur ein Pfleger war, sondern deren gleich zwei. Und sie waren überhaupt nicht wie Pfleger gekleidet. Sie hatten Roben, wie sie die Angehörigen arabischer Wüstenstämme trugen – und einer von ihnen hielt ein Messer in der Hand.
    Lara versuchte sich vom Bett zu rollen, aber die Infusionsschläuche hielten sie fest.
    »Wer seid ihr?«, wollte sie wissen und ignorierte den Schmerz in ihrem Arm. »Was wollt ihr hier?«
    Keiner der beiden Männer sprach ein Wort. Sie waren groß, weit über 1,80, und verhielten sich wie Krieger. Der mit dem Messer kam näher und hob die Klinge hoch über seinen Kopf, bereit, damit auf sie einzustechen.
    »Ihr habt die Falsche erwischt!«, krächzte sie heiser. »Ich habe euch noch nie im Leben gesehen!«
    Die Männer tauschten einen Blick – und dann fuhr das Messer herab.
    Lara drehte sich in der letzten Sekunde zur Seite. Die Klinge verfehlte sie knapp und bohrte sich tief in das Krankenhausbett. Sie riss die Schläuche aus ihrem Arm – es tat höllisch weh, Blut begann aus den Wunden zu tropfen, die sie sich gerade zugefügt hatte –, und einen Augenblick später war sie auf den Beinen, stellte sich ihren Angreifern und versuchte den brüllenden Schmerz in ihrem Kopf zu ignorieren. Sie öffnete den Mund, um nach Hilfe zu rufen, aber einer der Männer, der ohne Messer, machte eine Handbewegung, und plötzlich blieb ihr die Stimme weg.
    Instinktiv griff sie nach ihren Pistolen … aber alles, was sie hatte, war ein Krankenhemd. Sie versuchte ihren Blick zu fokussieren, während die beiden Männer sich ihr lautlos näherten, aber eine Woge aus Schwindelgefühl und Übelkeit machte den Versuch zunichte.
    Der Mann mit dem Messer kam auf sie zu und hielt die Hand ausgestreckt, als erwarte er, dass sie ihm etwas geben würde.
    Ich geb dir was, und wie!
    Sie trat zu und traf ihn im Schritt. Er grunzte und schlug ihr mit dem Handrücken übers Gesicht, sodass sie gegen das Wägelchen torkelte, das die herunterbaumelnden Infusionsschläuche hielt.
    Der Mann mit dem Messer grinste sie an und stieß zu. Lara packte einen Schlauch, duckte sich unter dem vorschnellenden Arm, steppte zur Seite, schlang dem Mann den Schlauch rasch um den Hals und zog mit aller Kraft zu. Der Mann schnappte nach Luft und brach zusammen. Sein Messer klapperte geräuschvoll zu Boden, als er nach seiner Kehle fasste.
    Der zweite Mann griff an, ehe sie sich umdrehen konnte, um sich ihm zu stellen. Sie versuchte sich seinem Griff zu entwinden, aber sie war zu schwach. Von ihrem Arm rann immer noch Blut, und ihr Kopf fühlte sich an, als würde er gleich explodieren.
    Ein bitterer Gedanke schoss ihr durch den Sinn, während sie mit ihrem Angreifer rang. Nach allem, was ich überlebt habe, werde ich von Männern ermordet, die ich noch nie gesehen habe, und ich weiß nicht einmal, warum!
    Sie zwang sich, bei Bewusstsein zu bleiben, den Schmerz
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