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Das alte Kind

Das alte Kind

Titel: Das alte Kind
Autoren: Zoe Beck
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ist.« Die Frau machte eine kurze Pause, um Ben Gelegenheit zu geben, das zu sagen, was man in so einer Situation normalerweise sagte. Selbstverständlich komme ich sofort vorbei. In fünf Minuten bin ich da. Sagen Sie ihr, dass sie keine Angst haben muss. Aber Ben sagte nichts. »Der behandelnde Arzt würde sich gerne mit Ihnen darüber unterhalten, ob es eine Vorgeschichte gibt«, fuhr sie schließlich fort.
    Ben ließ sich auf sein Kissen zurückfallen. »Hören Sie, sind Sie ganz sicher, dass Sie die richtige Nummer gewählt haben?«, fragte er.
    »Ben Edwards«, sagte die Frau und las ihm seine Handynummer vor. Kein Fehler. Keine Verwechselung. »Bitte, Mr Edwards. Ihre Freundin braucht Sie jetzt. Sie hat angegeben, dass sie keinerlei Angehörige hat…nur Sie. Wir glauben, dass es ein Hilferuf war. Sie hat selbst die 999 gewählt. Sie hat mir gesagt, dass Sie noch nicht sehr lange zusammen sind, aber…« Sie beendete den Satz nicht.
    Ben schloss die Augen. »Okay.« Er wählte die nächsten Worte sehr sorgfältig. Sie klangen gestelzt, aber es ging nicht anders. »Sie… ähm…Es gibt einen Vater. Vielleicht…erkundigen Sie sich nach ihm?« Er hasste komplizierte Telefonate, wenn er nicht alleine im Zimmer war.
    »Sie hat gesagt, sie hätte keine Angehörigen.«
    »Das stimmt nicht.«
    »Kommen Sie vorbei?«
    »Ich beeil mich«, behauptete er und beendete das Gespräch.
    »Ist was passiert?« Nina war natürlich hellwach und knipste die Lampe auf dem Nachttisch an. Er hätte mit dem Handy rausgehen sollen. Ben überlegte, was Nina gehört hatte und welche Geschichte er daraus machen konnte.
    »Ein Freund ist im Krankenhaus, und sie haben offenbar nur meine Nummer bei ihm gefunden.« Er sagte es im Aufstehen, damit sie sein Gesicht nicht sah.
    »Soll ich mitkommen? Wer ist es?« Sie schlug ihre Decke zurück.
    »Jemand von früher.« Er fand ihre erste Frage damit ebenfalls ausreichend beantwortet, sammelte seine Kleidung vom Boden auf und beeilte sich, aus dem Schlafzimmer zu kommen. Erleichtert sah er aus dem Augenwinkel, wie sie sich wieder zudeckte.
    »Ruf mich an, wenn du mehr weißt!«
    Ja. Genau.
    Fiona hatte eine wundervolle Altstimme. Meistens. Wenn sie sich aufregte, rutschte ihre Stimme eine Oktave höher und verlor alles Wundervolle. Ben konnte sie schon hören, bevor er die Notaufnahme betrat. Er folgte ihrer Stimme, dachte an die Sirenen, dachte an Odysseus und wie dämlich Männer doch waren; dachte daran, dass Fiona mit Sicherheit keine Himeropa gewesen wäre, jedenfalls nicht, wenn sie so rumbrüllte. Eher Ligeia.
    Die Tür, hinter der Fiona jemandem erklärte, warum sie ihn für ein komplettes Arschloch hielt, war nur angelehnt. Ben trat ein, ohne anzuklopfen, blieb im Türrahmen stehen. Teils hielt ihn die Überraschung zurück. Teils die Tatsache, dass der kleine Behandlungsraum übervoll mit Menschen war. Eine junge Ärztin, zwei nicht mehr ganz so junge Schwestern, ein attraktiver dunkelhaariger Mann und eine große, dünne Frau quetschten sich um Fiona. Eine Infusion tropfte in ihren rechten Arm. Beide Handgelenke waren bandagiert. Ihr Gesicht war schneeweiß, trotz ihrer offensichtlichen Aufregung. Sie trug nichts außer einem dunkelroten, locker zusammengebundenen Bademantel, den Ben noch gut kannte. Fiona verstummte, als sie ihn sah, und der Mann, das komplette Arschloch, wollte ihn rauswerfen.
    »Das ist mein Verlobter«, sagte Fiona, nun wieder ganz in ihrer Altstimme.
    Der Mann sah ihn an, als wollte er sagen: Herzliches Beileid. Ben lächelte schwach in die Runde, blieb mit dem Blick an ihren bandagierten Handgelenken hängen, um ihr nicht in den offenen Bademantel zu starren.
    Schon wieder, dachte er, sagte aber zu ihr: »Was ist passiert?«
    »Sie können ruhig zu ihr gehen.« Eine der Schwestern zog ihn in den Raum. Unwillig setzte er sich neben Fiona, die sofort seine Hand nahm.
    »Was ist passiert?«
    Der Mann stellte sich als Detective Constable Frank Black vor. Die dünne Frau war seine Vorgesetzte. Detective Sergeant Isobel Hepburn. Sie schüttelten ihm die Hand.
    »Sir, wenn wir vielleicht einen Moment alleine mit Ihnen…«, begann DC Black.
    »Jemand wollte mich umbringen«, sagte Fiona laut und deutlich.
    Die Ärztin verließ den Raum, murmelte dabei etwas, das nicht sehr freundlich klang und wurde von der ihr folgenden Schwester daran gehindert, die Tür zuzuknallen.
    »Sir?« DC Black machte eine Kopfbewegung in Richtung Tür.
    Ben drückte Fionas Hand, um ihren
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