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Das alte Kind

Das alte Kind

Titel: Das alte Kind
Autoren: Zoe Beck
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Krankenhaus. Aber es war zu spät. Ich kam mit der Kleinen im Arm auf die Säuglingsstation, aber meine Tochter war nicht mehr dort. Eine Schwester sprach mich an, ob sie mir helfen könnte. Mich verließ der Mut. Ich gebe es zu, ich war ein Feigling. Ich dachte an Tori, die ich damals noch zu lieben glaubte, ich dachte an meine Karriere, die keinen Skandal brauchen konnte, und ging wieder nach Hause, wo Tori schon durchdrehte, weil sie mittlerweile aufgewacht war und nach dem Kind suchte. Nach Dir. Sie drohte wieder, sich und das Kind umzubringen, sollte ich jemals wieder versuchen, den Tausch rückgängig zu machen.
     
    Wir packten Toris Sachen, ich schickte sie nach England. Ich folgte ihr zwei oder drei Wochen später. Aber wir trennten uns sofort. Ich wollte nicht in diese Sache reingezogen werden – natürlich steckte ich schon mittendrin, aber das wollte ich nicht wahrhaben. Ich hatte mich entschieden, die Augen fest zuzumachen. Und ich hatte mir eingeredet, dass es für die Kinder keinen Unterschied machte, wo sie aufwuchsen. Sie hatten liebende Eltern, und alles würde gut werden. Als sich Tori sicher war, dass ich sie nicht verraten würde, strahlte sie wieder jeden Tag. Ich hatte den Eindruck, es ginge ihr gut und sie sei psychisch absolut stabil. Tori schlug sich eine Weile allein durch, aber ein knappes Jahr darauf kehrte sie zu Roger Hayward zurück, um ihn zu heiraten.
     
    Natürlich las ich in der Zeitung von Carla Arnim, die ihr Kind suchte. Ich sammelte über die Jahre alles, was mit Carla und ihrem Mann und unserem Kind zu tun hatte und schickte es Tori. Ich schickte ihr auch die Todesnachricht. Wenige Tage später las ich von Toris Unfall, an den ich nicht glauben konnte.
     
    Liebe Fiona, wenn ich Dir heute sage: Ich war jung, ich war dumm, und ich bereute es jeden Tag, dann bringt Dir das vielleicht ein klein wenig Genugtuung, aber es ändert rein gar nichts an den Tatsachen. Fakt ist: Ich habe zugelassen, dass meine Tochter weggegeben wurde, um bei Fremden aufzuwachsen, und dass ein anderes Kind seinen Eltern entzogen wurde. Ich bin immer noch ein Feigling, wie Du von Ben ja weißt. Ich verstecke mich vor der Polizei und laufe, mal wieder, vor den Konsequenzen meines Handelns davon.
     
    Ich kann nichts mehr rückgängig machen. Ich kann Dir nur Glück wünschen für die Zukunft, jetzt, da Du Deine Eltern endlich gefunden hast.
     
    ACL
     

29.
     
    Fiona zog sich den Schal übers Kinn und stapfte durch den Schnee zurück in die Forth Street. Zu Hause angekommen, stellte sie die Einkaufstüten in der Küche ab und begann, sich aus den vielen dicken Wollschichten herauszuschälen. Sie steckte mit dem Kopf noch im Rollkragenpullover fest, als ihr Handy klingelte.
    Ben, dachte sie und kämpfte sich fluchend frei. Dann schnappte sie sich das Telefon.
    »Ja?«
    Sie dachte schon, sie sei zu spät gewesen. Aber als sie auf das Display sah, stand dort eine Nummer, die sie nicht kannte, und der Hinweis, sie sei mit dieser Nummer verbunden.
    »Hallo? Jemand dran?«, versuchte sie es.
    Ein Räuspern. »Fiona Hayward?«, sagte eine Männerstimme, die sie nicht kannte. Sie wurde ungeduldig, wollte etwas sagen, aber eine Ahnung hielt sie zurück.
    »Mein Name ist Frederik Arnim«, sagte der Mann. »Ich…denke, wir sollten uns treffen.«
     
    The Scottish Independent
     
    Veranstaltungshinweise
     
    (be) Am Samstag eröffnet in Leith das Künstlerkonsortium »Last Laugh Lane« unter der Leitung von Fiona Hayward. Nachwuchskünstler aus ganz Schottland werden dort permanent einen Platz zum Arbeiten und Ausstellen haben. Die Ateliers sind rund um die Uhr für Interessierte geöffnet. Die Einweihungsparty beginnt ab 20 Uhr, Broad Wynd, Leith.
    Nähere Informationen auf der Website http://www.last-laugh-lane.co.uk
     
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