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Das alte Kind

Das alte Kind

Titel: Das alte Kind
Autoren: Zoe Beck
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Handtüchern und Bettwäsche vollgestopften Raum wieder, setzte sich auf einen wackeligen Drehstuhl und spielte die Datei ab. Er hörte Frederik Arnims Stimme in gepflegtem Englisch, aber mit deutlichem deutschen Akzent: »Was reden Sie da? Liegt etwa ein Abstammungstest vor?«
    Und Laurence: »Nein, noch nicht. Aber die junge Frau, um die es geht, wurde zur fraglichen Zeit in Berlin geboren. Sie wuchs unter dem Namen Fiona Hayward auf. Die Frau, die sie geklaut…äh, mitgenommen hat, nannte sich Tori Chandler-Lytton. Sie stand zu der Zeit, in der die Kinder vertauscht wurden, in losem Kontakt mit Ihrer Exfrau, das werden wir noch genauer rekonstruieren. Später heiratete sie wieder und hieß Hayward. Langer Rede, kurzer Sinn: Ihre Exfrau befindet sich gerade in Schottland, um Fiona zu treffen. Auch wenn noch kein DNS-Vergleich vorliegt: Die beiden sehen sich verblüffend ähnlich, glauben Sie mir.«
    Langes Schweigen. Dann Frederik: »Das muss eine Verwechslung sein. In den letzten dreißig Jahren sind immer irgendwelche Spinner auf die Geschichte meiner Exfrau reingefallen. Meine Tochter, wir nannten sie immer Fliss, starb vor achtzehn Jahren. Sie war an Progerie erkrankt. Ich hatte nie Zweifel, dass es sich bei Fliss um mein eigen Fleisch und Blut handelte. Diese Fiona oder wie sie heißt, interessiert mich nicht. Und was meine Exfrau dazu sagt, interessiert mich noch weniger.«
    Laurence: »Wir werden einen DNS-Test machen.«
    Frederik: »Tun Sie’s nicht.«
    Laurence: »Fiona hat ein Recht darauf zu erfahren, wer ihre Eltern sind, besonders, wenn sie Opfer eines Verbrechens ist. Kindesentführung ist ein sehr ernstes Verbrechen. Und auch Ihre Exfrau hat ein Recht darauf zu erfahren, ob ihre Tochter noch lebt und wer sie ist. Was würde Ihr Sohn dazu sagen?«
    Frederik: »Dieses Gespräch ist beendet. Nehmen Sie nie wieder Kontakt zu mir auf.« Ein Klicken.
    Laurence: »Hallo? Sind Sie noch dran?«
    Das war das Ende der Datei. Ben hörte sie sich noch ein zweites und drittes Mal an. Und da fiel ihm das kurze Zögern auf, die veränderte Stimmlage, bevor Arnim auflegte. Sein Sohn, dachte er. Arnim legt auf, als das Gespräch auf seinen Sohn kommt. Vorher ist er zwar auch nicht gerade besonders auskunftsfreudig, aber als sein Sohn erwähnt wird, ist es vorbei. Da muss irgendetwas mit seinem Sohn sein.
    Laurence und er hatten sich bei den Recherchen um Mutter und Vater gekümmert, aber sie waren gar nicht auf die Idee gekommen, nach Fionas Bruder zu forschen. Sie hatten es einfach übergangen. Wo lebte er, was tat er? Ben fing an, im Netz zu suchen. Er musste nicht lange suchen, denn es stand alles in Frederik Arnims Wikipedia-Eintrag:
    …Sohn Frederik Jacob Arnim wurde 1971 in Berlin geboren…
    …Schulzeit in Uppingham…
    …nahm den Namen seiner Stiefmutter Harriet Carrington-Lloyd an…
    …studierte Medizin in Oxford und London und lebt heute in Edinburgh, wo er eine Privatklinik für Psychiatrie leitet…
    Sie hatten sich auf Zeitungsmeldungen und die Homepages konzentriert, sie hatten nicht an Wikipedia gedacht. Wie schlampig waren sie gewesen?
    Frederik Jacob Lloyd. Dr. Jack Lloyd. Konnte das ein Zufall sein? Fiona in Lloyds Klinik? Und ihr Bruder wusste von nichts?
    Ben dachte rasch nach, wie Fiona an Lloyd gekommen war: Patricia hatte ihn ihr empfohlen…Und dann war Mòrag gestorben, nachdem sie unter Fionas Namen einen Termin mit ihm gemacht hatte…
    Ben suchte Patricias Nummer raus und rief sie an. »Woher kennen Sie Lloyd?«, fragte er außer Atem, als sie sich meldete.
    »Von einem Kongress, wieso…«
    »Wie gut kennen Sie ihn?«
    »Warum? Ich versteh nicht ganz, was Sie…«
    »Hat er Sie angesprochen?«
    »Ja, aber…«
    »Hat er Sie gezielt angesprochen?«
    »Na ja, ich hielt einen Vortrag über…«
    »Hat er Sie über Fiona ausgefragt?«
    Sie schwieg.
    »Antworten Sie mir. Hat er Sie über Fiona ausgefragt?«
    »Ich würde das nicht ausfragen nennen. Hören Sie, vielleicht sagen Sie mir endlich, was Sie…«
    Ben legte auf. Verließ das Büro und wollte nach oben.
    »Alles in Ordnung?«, rief der Mann an der Rezeption ihm nach. Er blieb kurz stehen.
    »Ja, wieso? War was mit Mrs Arnim?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Nein, keine Sorge. Sie ist auf ihrem Zimmer. Ihr Bekannter ist auch schon da.«
    Ben starrte den Mann an und fragte sich, ob er sich verhört hatte. »Welcher Bekannte?«
    »Na, er hat mir seinen Namen nicht genannt, aber er wusste, dass Mrs Arnim hier ist, und hat gesagt,
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