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Das Alabastergrab (Krimi-Edition)

Das Alabastergrab (Krimi-Edition)

Titel: Das Alabastergrab (Krimi-Edition)
Autoren: Helmut Vorndran
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Schlafenden wecken? Ich werde mich darum bemühen, die Sache so schnell wie möglich zu beenden. Dann kann jeder seiner Wege gehen. Fast jeder.«
    »Dann haben Sie den Schuldigen also gefunden?«, fragte die Justizministerin erstaunt.
    »Nun, sagen wir mal so«, begann Haderlein, »ich habe ein paar Stunden dafür gebraucht, aber die eine oder andere unerwartete Wendung hat mir schließlich die Augen geöffnet. Und um Ihre Frage zu beantworten, ja, ich für meinen Teil betrachte den Fall als gelöst. Und ich werde aus diesem Personenkreis hier im Saal jetzt die Schuldigen benennen und verhaften lassen.«
    Im Prunksaal von Banz herrschte eine gespenstische Stille. Noch nie hatte der Raum so viele schweigsame Politiker erlebt. Dabei hatte Haderlein die dramatische Pause gar nicht beabsichtigt, er war einfach nur erschöpft. Er musste noch einmal seine Gedanken ordnen, um dann fortzufahren.
    In der Mitte des Raums begann er ohne längere Einleitung, die ganze Geschichte des Falls zu erzählen, angefangen vom Tod des Anglerkönigs Rast über das Ableben Graetzkes bis hin zur darauffolgenden Mordserie in ganz Nordfranken. Als er mit dem Tod Nikolais in der Petrefaktensammlung endete, waren alle Augen im Raum wach und starr auf ihn gerichtet.
    »Beginnen wir mit dem Ableben des Anglerfreundes Edwin Rast. War der Tod dieses Menschen für viele ein nicht gerade unwillkommenes Ereignis, so ist nichtsdestotrotz das Umbringen anderer Menschen in unserem Kulturkreis nun mal verboten. Und zwar egal, wie sehr diese Menschen den Tod auch verdient haben mögen.« Er ging auf Schleycher zu. »Sie, Herr Umweltminister, wurden von Edwin Rast erpresst. Erpresst mit der Behauptung, er wäre im Besitz eines Tagebuchs, das im Jahr 1974 von einem Ihrer Schüler am Ottonianum in Bamberg, Clemens Martin, geschrieben wurde und in dem steht, was Sie ihm und vor allem seinem Mitschüler Peter Nickles angetan haben. Etwas von solch großer Abscheulichkeit, dass ich es lieber dem Gericht überlasse, Ihre ekelhaften Neigungen ans Licht der Wahrheit zu zerren.«
    In diesem Moment ging die Tür auf, und Lagerfeld kam völlig außer Atem herein. Haderlein drehte sich kurz um, nahm ihn zur Kenntnis und wandte sich wieder dem Minister zu.
    »Das können Sie nicht beweisen«, zischte Kolonat Schleycher trotzig, doch aus seiner Stimme sprach Unsicherheit.
    »Doch, das kann ich beweisen«, lächelte Haderlein müde. »Und auch Rast hatte herausgefunden, wie er Ihre Taten beweisen konnte.«
    Er winkte Lagerfeld zu sich, ließ sich Zeitungsausschnitt und Fotoapparat geben und hielt beides in die Höhe.
    »Dieser Artikel vom Kloster Kreuzberg an der bayerischen Nordgrenze brachte Rast auf die richtige Spur und schlussendlich auch mich.« Er ging zu Schleycher und zeigte ihm auf dem Display der Digitalkamera das Bild des geöffneten Fundaments. »Schauen Sie sich das gut an, Herr Umweltminister«, sagte er kalt, »dann wissen Sie, dass ich alles beweisen kann.«
    Schleycher war alles Blut aus dem Gesicht gewichen. Doch Haderlein kümmerte sich nicht mehr um ihn. Er war noch lange nicht fertig. »Kolonat Schleycher ist schuldig oder zumindest mitschuldig des Mordes an Clemens Martin und Peter Nickles«, sagte er laut. »Aber Kolonat Schleycher ist nicht schuldig am Tod von Edwin Rast. Dessen Tod war ein raffiniert eingefädeltes Manöver einer Person, die die Umstände und Beteiligten dieser Erpressungsgeschichte sehr gut kannte und selbst nicht in Erscheinung treten wollte. Es war eine Glanzleistung der Intrige und Manipulation, all die Menschen, die Edwin Rast am meisten hassten, dazu zu bringen, ihn an den Pegelpfeiler zu binden. Dennoch hassten diese aufgehetzten Menschen ihn nicht so sehr, dass sie ihn umgebracht hätten. Nein, sie wollten ihm lediglich einen Denkzettel verpassen. Diese eine Person aber hat Hubertus Graetzke dazu benutzt, in genau dem richtigen Moment das Wehr in Hausen zu öffnen. Edwin Rast starb also, ohne dass diese Person, die ihn tot sehen wollte, auch nur einen Finger krümmen musste. Aber wie so oft macht auch der oder die Cleverste irgendwann mal einen Fehler beziehungsweise ein Telefonat zu viel.« Haderlein drückte auf die Wahltaste seines Telefons, und das Handy wählte automatisch die Nummer, die Stefan Wurm im Verhör mit Huppendorfer preisgegeben hatte. Kommissar Haderlein war keineswegs überrascht, ein Klingeln in seiner Nähe zu vernehmen. Schließlich stand Gabi Haier direkt neben dem Umweltminister, also nicht weit von
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