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Das Alabastergrab (Krimi-Edition)

Das Alabastergrab (Krimi-Edition)

Titel: Das Alabastergrab (Krimi-Edition)
Autoren: Helmut Vorndran
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und legen die wichtigen Abschnitte frei. Diese Fragmente, die bei jedem Menschen unterschiedlich lang sind, werden nun geordnet und über sogenannte Gen-Sonden markiert. So entsteht dann ein spezifisches Muster, das für jeden Menschen unverwechselbar und einmalig ist. Haben Sie bis hierher alles verstanden?«
    Haderleins Verstand holperte dem Gesagten zwar noch begriffsmäßig etwas hinterher, doch er nickte lieber. Er wollte sich keine Blöße geben.
    »Gut«, fuhr Siebenstädter gnadenlos fort, »diese Methode wurde in Deutschland mit großem Aufsehen 1988 das erste Mal offiziell anerkannt. Übrigens auch in einem Mordfall. Und seit 1998 gibt es die bundesweite Gen-Datei. Ein äußerst hilfreiches DNA -Lager. Reicht Ihnen das so, Herr Kommissar, oder soll ich richtig ins Detail gehen? Das kann dann aber dauern.«
    Haderlein winkte begütigend ab. Im Prinzip hatte er die Sachlage verstanden. Den tieferen Einstieg in die Materie würde er sich für einen entspannteren Moment seines Lebens aufheben, wenn es den denn irgendwann mal geben sollte. Außerdem hatte an Siebenstädters Computer eine Diode zu blinken begonnen. Die Sequenzierung war offenbar abgeschlossen.
    »Okay«, sagte Siebenstädter und rieb sich voller Vorfreude die Hände, »jetzt müssen wir die beiden Muster nur noch übereinanderlegen, und schon haben wir das Ergebnis.«
    Inzwischen war es fast zwei Uhr in der Früh, und Haderlein spürte langsam, wie der Stress des vergangenen Tages an ihm zehrte. Es wurde Zeit für einen positiven Abschluss. Er wollte nur noch wissen, wann er wen verhaften konnte, und zwar schnell.
    »Herr Kriminalhauptkommissar, wenn Sie dann mal schauen möchten?« Siebenstädter griff sich seine Brille, die er auf die Seite gelegt hatte.
    Haderlein rief schnell Driesel, Suckfüll und Edelmann herbei, die sich draußen vor der Tür unterhalten hatten, dann blickte er seinem Lieblingspathologen ungeduldig über die Schulter.
    »Und?«, drängelte er.
    Aber Siebenstädter musterte konzentriert und schweigend seine Diagramme auf dem Computer. Dann rieb er sich die Augen und wiederholte die Prozedur erneut.
    Haderlein platzte fast vor Spannung, aber er wartete ab, bis sich Siebenstädter nachdenklich seine Nasenwurzel knetete, ihn anschaute und dann kryptisch meinte: »Ich habe eine schlechte und eine gute Nachricht für Sie, Herr Kommissar.«
    Der Hauptkommissar spürte, dass es vielleicht besser wäre, wenn er sich setzte. Auch die anderen nahmen Platz. Siebenstädter griff nach einem Handtuch, das er immer in seiner Tasche dabeihatte, und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Es ist so«, begann er, »die DNA von Dassajews Fingernägeln ist nicht identisch mit der Probe von Kolonat Schleycher. Also, um es ganz klar zu sagen, der Umweltminister ist nicht derjenige, dem Nikolai in seinem Todeskampf die Haut abgeschabt hat. Soll heißen, der bayerische Umweltminister ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht der Mörder von Nikolai Dassajew.«
    Haderlein fiel in ein schwarzes, tiefes Loch. Er fiel und fiel, und es kam ihm vor, als würde er niemals auf dem Grund aufschlagen.
    »Das war’s also«, hörte man Staatsanwalt Edelmann mit kraftloser Stimme sagen. »Ende der Geschichte. Ende unserer Karrieren.«
    »Und was ist die gute Nachricht?«, hakte Driesel nach, der mit Robert Suckfüll als Einziger noch die Fassung bewahrte.
    »Na ja«, sagte Siebenstädter, »das ist ziemlich mysteriös. Die beiden DNA -Stränge sind nicht komplett unterschiedlich.«
    Haderlein blickte auf – doch nicht mehr durch. »Aber Sie haben mir doch vorhin noch erzählt, dass durch Mutter und Vater einzigartige Individuen entstehen, weil die beiden Gen-Stränge sich typisch mischen und …«
    »Ja, genau«, sagte Siebenstädter lakonisch, »das genau ist der Punkt. Wenn es nicht so verrückt wäre, würde ich sagen, die beiden Besitzer dieser DNA sind miteinander verwandt.«
    »Wie … verwandt?«, fragte Haderlein. Jetzt verstand er nur noch Bahnhof.
    »Nun«, versuchte Siebenstädter zu erklären, »es ist eigentlich ganz einfach. Im Grunde habe ich hier ein Ergebnis wie bei einem Vaterschaftstest. Die gesuchte Person ist männlich und steht in einem sehr engen verwandtschaftlichen Verhältnis zum Umweltminister. Fünfzig Prozent der DNA -Stränge sind gleich. Das heißt im Klartext, dass nicht der Umweltminister der Mörder von Nikolai Dassajew ist, sondern dessen Bruder oder Vater. Sie müssen also nach dem Bruder oder dem Vater des
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