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Das Alabastergrab (Krimi-Edition)

Das Alabastergrab (Krimi-Edition)

Titel: Das Alabastergrab (Krimi-Edition)
Autoren: Helmut Vorndran
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Umweltminister so gut wie geliefert.
    *
    Der Beamte am Steuer fuhr wie der Teufel, während Lagerfeld auf dem Beifahrersitz verzweifelt versuchte, eine Baufirma aus dem Schlaf zu klingeln, doch Ende August um Mitternacht war das keine einfache Aufgabe. In Bayern waren Schulferien, und viele Unternehmer hatten Betriebsurlaub. Nach mehreren vergeblichen Versuchen beschloss er, die Polizei in Bad Neustadt/Saale um Hilfe zu bitten. Schließlich kannten die ihre Pappenheimer am besten.
    Als beide Beamte schon fast in Bad Neustadt angekommen waren, bekam Lagerfeld endlich den erlösenden Anruf der dortigen Polizei, dass die es geschafft hatte, einen Bauunternehmer zu organisieren. Der Kommissar beorderte die Neustädter Kollegen schnurstracks mit den Baugerätschaften hinauf zum Kreuzberg, rief danach im Kloster an und ließ sich mit dem verschlafenen Pater Anselm verbinden. Natürlich löste sein Ansinnen nicht gerade Begeisterung beim Bruder aus, aber als er die besten Grüße von Kommissar Haderlein übermittelte, war der Klosterleiter schon sehr viel milder gestimmt und hatte nichts mehr gegen das Vorgehen einzuwenden. Verhindern hätte er die ganze Aktion sowieso nicht können, aber trotzdem war es Lagerfeld lieber, solch heikle Unternehmungen vorher einvernehmlich zu klären.
    Während der Kommissar sich bedankte und auflegte, bog der Wagen kurz vor den Toren Bad Neustadts nach rechts auf die Umgehungsstraße Richtung Fulda ab und brauste mit Vollgas der höchsten Erhebung der bayerischen Rhön entgegen. Auf halbem Wege, auf Höhe der kleinen Ortschaft Wegfurt, holten sie die örtliche Polizei mit ihren beiden Streifenwagen und den Bautrupp ein. Zusammen legten sie als Kolonne das letzte Stück bis zum Kloster Kreuzberg zurück.
    Pater Anselm erwartete sie schon mit einer verstörten und besorgten Miene. Lagerfeld erklärte dem Geistlichen, was genau sie vorhatten, woraufhin Pater Anselm betroffen nickte und ihnen voran die vielen steinernen Treppenstufen nach oben ging. An den drei großen Kreuzen wandte er sich nach links, bis die Gruppe an einem massiven, steinernen Bildstock des Kreuzwegs anhielt.
    »Das müsste er sein«, sagte der Geistliche leise. »Ich hoffe bei Gott, dass Sie nicht das finden, was Sie suchen.«
    Sicherheitshalber zog Lagerfeld den Zeitungsausschnitt heraus, den Haderlein ihm mitgegeben hatte, und verglich das Foto mit dem Bildstock vor ihm. Die Abbildung zeigte den jungen Kolonat Schleycher, wie er lächelnd mit Maurerkelle neben einem Bildstock kniete. Es handelte sich definitiv um denjenigen, vor dem auch sie gerade standen. Lagerfeld nickte dem Chef des Bautrupps zu, der seinen Männern sofort die Anweisung gab, die Gerätschaften für Lichterzeugung und Pressluft vom Parkplatz aus heraufzuschaffen. Kriminalkommissar Lagerfeld konnte nur noch warten.
    *
    Siebenstädter hatte seine Untersuchungen fürs Erste abgeschlossen. Haderlein stand nicht ohne eine gewisse Ungeduld neben dem Pathologen. Während der letzten zwei Stunden war er immer wieder den Fall von vorne bis hinten durchgegangen und war stets zum gleichen Ergebnis gekommen.
    »So«, sagte Siebenstädter zufrieden, »jetzt lassen wir mal den Computer arbeiten, und in fünfzehn Minuten haben wir das Ergebnis.«
    »Wie funktioniert eigentlich so ein Test genau?«, fragte Haderlein beiläufig, um sich in dieser sich hinziehenden Wartezeit wenigstens etwas weiterzubilden. Siebenstädter schaute ihn erst mitleidig an, so als ob er seinem Jagdhund die Einstein’sche Relativitätstheorie nahebringen müsste, dann seufzte er ergeben. Und, oh, größtes aller Wunder, er verkniff sich eine seiner berüchtigt arroganten Redensarten und bemühte sich um eine freundliche und fachliche Auskunft.
    »Das ist so«, begann Siebenstädter und setzte sich auf einen Stuhl, »der Ausgangspunkt der ganzen Methode ist der DNA -Strang. Die Erbinformation jedes Lebewesens liegt in der Vielzahl ihrer kleinsten Einheiten vor. Wenn sich nun die mütterliche und die väterliche DNA vermengen, entsteht eine einmalige Mischung der Erbanlagen, ein einzigartiger genetischer Fingerabdruck. Die nichtcodierenden Eigenschaften von DNA -Abschnitten, also die Gene, die im Laufe des Lebens nicht verändert werden können, sind genau diejenigen, die sich die moderne Kriminalistik zunutze macht. Was ich hier zum Beispiel tue, ist Folgendes: Ich habe bereits die DNA isoliert und durch Restriktionsenzyme zerkleinert. Restriktionsenzyme schneiden quasi die DNA auseinander
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