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Das Alabastergrab (Krimi-Edition)

Das Alabastergrab (Krimi-Edition)

Titel: Das Alabastergrab (Krimi-Edition)
Autoren: Helmut Vorndran
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Tempotaschentuch aus der Hose, schnäuzte einmal kräftig hinein und gab das klebrige Teil Haderlein unaufgefordert in die Hand.
    »Jetzt werden Sie doch nicht kindisch, Herr Umweltminister! Aber reichen tut das, vielen Dank. Vielleicht war das ja wirklich das letzte Mal, dass ich Sie belästigen musste«, sagte Haderlein gegen jede Überzeugung, drehte sich wortlos um und verließ die feiernden Politiker. Für den unbeteiligten Beobachter hatte die Szene bis auf die Rotzfahnenübergabe so ausgesehen wie eine intensive politische Diskussion.
    Im Foyer blickten ihn alle erwartungsvoll an. Triumphierend hob er das Taschentuch.
    »Wir haben ihn!«, sagte Haderlein im befriedigten Brustton der Überzeugung. »Und Siebenstädter wird ihn überführen.«
    »Das will ich auch schwer hoffen, Herr Kommissar«, sagte Edelmann, der noch nicht ganz überzeugt schien. »Denn wenn nicht, dann dürfen wir uns alle nach einem neuen Beruf umsehen.« Mit einem düsteren Gesichtsausdruck drehte er der Gruppe den Rücken zu und ging nach draußen.
    *
    Als sie alle wieder vor der Toreinfahrt an der Straße standen, schaute Haderlein suchend nach rechts und links, aber von Siebenstädter und seinem rollenden Labor war weit und breit nichts zu sehen. Dafür klingelte das Handy von Lagerfeld. Huppendorfer war gerade dabei, den Vorsitzenden der Anglerprüfungskommission Stefan Wurm zu verhören.
    »Bernd, es gibt richtig dramatische Neuigkeiten! Kannst du dich noch an diese mysteriöse Internetseite erinnern, über die das nächtliche Komplott gegen Rast gelaufen ist?«, fragte ihn Huppendorfer.
    Lagerfeld konnte sich sogar sehr gut daran erinnern. Verzweifelt hatten sie versucht, den Provider und somit den Urheber der ganzen Aktion ausfindig zu machen. Leider war alles zu clever verschleiert gewesen und alle digitalen Spuren gründlich beseitigt worden. Die Internetplattform www.rast-los.com war zu hundert Prozent nicht mehr nachvollziehbar.
    »Also, dieser Wurm hier sagt, er habe einmal mit der Initiatorin dieses Chatrooms gesprochen und deren Handynummer auch noch in seiner Anruferliste gespeichert.«
    Lagerfeld warf seine Zigarette weg. »Hast du die Nummer überprüft?«, fragte er hellwach.
    »Hab ich, ja, aber die verhält sich wie diese Nummer vor ein paar Tagen. Die ist so angelegt, dass kein Inhaber beziehungsweise keine Inhaberin ermittelbar ist. Ich geb Sie dir mal durch.«
    Lagerfeld zog mit einer Hand umständlich seinen Notizblock aus der Tasche, gab ihn Driesel und bedeutete diesem, für ihn die Nummer zu notieren, während er die Zahlen von Cesar Huppendorfer laut wiederholte. Nach dem Ende des Telefonats riss er den Notizzettel heraus, gab ihn an Haderlein weiter und erklärte ihm die Sachlage.
    »Eine Sie also, sagt Huppendorfer?« Der Hauptkommissar war überrascht. Er war eigentlich davon überzeugt gewesen, dass auch hier der Umweltminister dahintersteckte. Aber in ihm reifte ein Verdacht.
    Doch er kam nicht dazu, weiter über die Vermutung nachzudenken, denn in dem Moment hielt Siebenstädter mit seinem Kleinlabor in Form eines beigen Ford-Kleintransporters vor ihnen. Haderlein ließ ihn gleich in den Innenhof fahren und mittig vor der großen Treppe parken. Als Siebenstädter ausstieg, vermied es Haderlein tunlichst, den verkorksten Besuch in der Gerichtsmedizin zu erwähnen. Wenn er im Moment etwas nicht gebrauchen konnte, dann war es Zeitverlust durch Streitereien.
    In wenigen Worten weihte er Siebenstädter in die Sachlage ein und bemerkte mit Befriedigung dessen verblüfftes Gesicht, als er erfuhr, gegen wen hier ermittelt wurde. Sein grenzenloses Erstaunen verstärkte sich noch, als niemand Geringeres als der bayerische Ministerpräsident Kohlhuber in Begleitung des Innenministers und der Justizministerin die Treppe herunterkam. Kohlhubers Blick verhieß beileibe nichts Angenehmes.
    Alois Kohlhuber war in seiner ersten Amtszeit Ministerpräsident. Als gestandener Oberbayer und langjähriges Mitglied im Kabinett des aus Altersgründen ausgeschiedenen Vorgängers vertrat er nach außen gerne den ausgeglichenen, präsidialen Führungsstil. Dieses Auftreten hatte ihm bei der bayerischen Wählerschaft ein sattes Polster mit absoluter Mehrheit für seine Partei im Maximilianeum verschafft. Doch die nach außen gezeigte unerschütterliche Ruhe durfte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Mann wusste, wie man sich in dem Haifischbecken der Politik durchzusetzen hatte. Alois Kohlhuber hatte es in all den Jahren seines
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