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Das Aktmodell

Das Aktmodell

Titel: Das Aktmodell
Autoren: Jina Bacarr
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Blitze eine Choreografie von Licht und Schatten und folgen den Linien meines Schweißes. Ich bin atemlos und mehr als nur ein wenig verwirrt. Ich fühle mich regelrecht verhext, und mein Ausflug nach Paris wird immer mehr zu einer
Rocky Horror Picture Show
mit französischen Untertiteln.
Das kann doch wohl nicht wahr sein!
    Ein lauter Donnerschlag knallt in meinen Ohren und dann … gehen die Lichter aus.
    Dunkelheit. Die feuchte Luft verströmt einen starken moschusartigen Geruch. Männlich.
    Er kommt näher … immer näher … Ja, jetzt höre ich dieses erotische Lachen wieder, und jemand bläst heiße Luft in mein Ohr. Ich zittere. Ich drehe meine Finger um die Statue, bis sie zu brennen anfangen. Meine Brustwarzen versteifen sich, als ob jemand sie sanft gekniffen hätte. Ich werde schon wieder erregt und seufze tief auf. Jemand drückt meine Brüste zusammen, saugt an ihnen und stöhnt. Wer? Wo steckt er? Ich kann weder meine Augen öffnen noch schlucken, sprechen, meine Beine oder Hände bewegen, ihn berühren noch sonst irgendetwas tun.
    Alles was ich zustande bringe, ist ein verzweifeltes Schnappen nach Luft. Ich liege einfach nur da …
    Wo?

Wo bin ich eigentlich?

2. KAPITEL
    P aris 1889
    Der Künstler
    Ich kann nicht malen, ich kann mich nicht bewegen. Alors, ich kann kaum glauben, was ich gesehen habe. Ich könnte schwören, dass eben ein seltsamer Blitzstrahl die Nacht erhellte und mir eine rothaarige Schönheit zeigte. Vollkommen nackt flirtete sie mit mir, provozierte sie mich, neckte mich mit den verführerischen Gesten ihrer zarten Schultern.
    Ich starre immer noch in die hauchzarte Dunkelheit, die eine Ecke meines Zimmers verhüllt. Ein Schauer durchfährt meinen Körper, schießt über die eine Seite meines Gesichts nach oben, windet sich dann über meine Wirbelsäule nach unten und vermischt sich mit dem langsamen und brennenden Pulsieren in meinen Lenden. Bereit zu explodieren. Nein, ich muss verrückt sein. Oder im Delirium. Was da gerade passiert ist, macht mich ganz benommen. Wie ein Blitzstrahl, der durch meinen Körper schießt.
    Langsam atmete er aus, blinzelte und versuchte die merkwürdigen Kopfschmerzen zu ignorieren, die wahrscheinlich auf zu viel Absinth zurückzuführen waren. Zumindest redete er sich das ein. Endlich hatte er die Kontrolle über sich wiedergefunden. Notdürftig.
    Mit der Spitze seines Spazierstocks schlug er einen eigenartigen Takt gegen sein Bein. Ein seltsamer Rhythmus seiner Seele, den nur er empfinden konnte. Er umfasste den Stock fester und versuchte sich zu sammeln.
    Wie konnte so etwas möglich sein? Weder eine Kerze noch eine Lampe beleuchteten die Ecke seines Zimmers, in der er die Rothaarige gesehen hatte. Auch kein Mondlicht schien durch das offene Fenster. Er hatte niemanden gehört, der durch die schwere Holztür gekommen war. Das einzige Geräusch in seinem Ohr war ein sanftes Flüstern.
    “Ich würde dafür sorgen, dass du dich in mich verliebst”, säuselte sie verführerisch. Sie kicherte ein wenig und versuchte erst gar nicht, ihr lustvolles Stöhnen hinter gespielter Unschuld zu verbergen.
    Dann fiel sie zu Boden, jegliches Leben schien aus ihr zu entweichen. So wie das abendliche Sonnenlicht sich über den Heugarben auf dem Kornfeld verflüchtigt und nur noch tiefe Schatten zurücklässt.
    Kalt. Einsam. Er stöhnte.
    Heute Nacht, bei der Arbeit in seinem Studio, hatte er das untrügliche Gefühl, beobachtet zu werden. Als ob ihn jemand lüstern betrachtete. Ihn auszog. Er grinste. Das musste die Rothaarige gewesen sein. Ein vertrautes Kribbeln setzte ein, ließ ihn sich vor Erregung winden. Als ob Tausende von karminroten Lippen, feuchten Lippen,
ihren
Lippen, ihn küssten und den langen Schaft seines Penis leckten. Hoch und runter, ihn mit der Zunge umkreisend.
    Ungeduldig presste sein harter Ständer gegen seine engen Hosen. Er war aufgeregt, erregt von dieser rothaarigen Frau. Er fühlte, wie sein Penis weiter gegen den Stoff drängte, geschwollen vor ungestilltem Verlangen.
    Aber erst einmal musste er herausfinden, ob die Frau nicht nur in seiner Einbildung existierte.
    Mit leichter Angst im Herzen näherte Paul Borquet sich der dunklen Ecke in seinem Zimmer. Angst davor, dass die Rothaarige nur eine Illusion sein könnte. Denn was sollte sie sonst sein? Das Flüstern an seinem Ohr war aus weiter Entfernung an ihn herangedrungen, sich langsam auflösend wie das lange Seufzen eines jungen Mädchens nach ihrem ersten Höhepunkt.
    Er atmete
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