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Das achte Opfer

Das achte Opfer

Titel: Das achte Opfer
Autoren: Andreas Franz
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herumzuschnüffeln, damit mußte er allein klarkommen.
    »Okay«, sagte Durant und erhob sich, »dann werde ich mich mal an die aufregende Arbeit machen.« Dabei verzog sie den Mund, nahm einen Stapel Akten und blätterte die erste davon durch. Sie haßte diese Büroarbeit, diesen Schriftkram, und hätte ihn lieber anderen überlassen. Doch solange es in Frankfurt so friedlich blieb, mußte sie diese langweiligen Sachen erledigen.
    Kommissar Hellmer kam zur Tür herein, kurz darauf Kommissar Kullmer, der ein mürrisches Gesicht machte.
    »Schlechtes Wochenende gehabt?« fragte Durant spitz.
    »Was geht Sie das an? Hauptsache, Sie hatten ein gutes Wochenende.« Er ließ sich auf einen Stuhl fallen und schlug die Beine übereinander.
    »Hier«, sage Julia Durant und deutete auf die Akten. »Das muß erledigt werden.«
    »Na toll!« sagte Kullmer und rollte mit den Augen. »Scheißarbeit!«
    »Finde ich auch«, erwiderte die Kommissarin, »aber ich mach’s trotzdem. Und wenn wir alle vier uns beeilen, dann haben wir diesen … Scheiß … auch bald hinter uns. Wie heißt es doch so schön – packen wir’s an.«
    »Ich hab Kopfschmerzen«, sagte Hellmer und kniff die Augen zusammen. »Hat mal einer ’ne Aspirin?«
    »Warte, ich glaub, ich hab noch eine in meiner Tasche«, sagte Julia Durant und stand auf. Hellmer war der einzige in der Abteilung, mit dem sie sich duzte und der ihr sympathisch war, auch wenn sie nicht viel über ihn wußte, außer, daß vor knapp zwei Jahren seine Ehe wegen einer Geliebten in die Brüche gegangen war. Er hatte damals aber nicht nur seine Frau und die drei Kinder verloren, sondern auch seine Geliebte. Jetzt lebte er allein in einer kleinen Zweizimmerwohnung, und von dem Geld, das er verdiente, blieb nach Abzug der Unterhaltskosten gerade noch so viel übrig, daß er die Miete und seinen sehr bescheidenen Lebensstil bezahlen konnte. Manchmal machte er einen richtig deprimierten Eindruck, seine Augen waren dann stumpf und leer, und irgendwie tat er ihr leid. Das Leben machte für ihn allem Anschein nach keinen Sinn mehr. Dabei war er noch relativ jung, gerade einmal fünfunddreißig, doch manchmal glaubte sie, in die Augen eines alten Mannes zu blicken.
    »Hier, meine letzte«, sagte sie und reichte das Aspirin an Hellmer weiter.
    »Danke.« Er schenkte sich ein Glas voll Wasser ein und spülte die Tablette herunter. Er wollte sich gerade setzen, als das Telefon klingelte. Berger nahm ab, hörte einen Momentzu und sagte dann: »Okay, ich schicke jemanden vorbei.« Er notierte eine Adresse und legte auf.
    »Tja, ich schätze, Sie sind fürs erste von dieser ›Scheißarbeit‹ befreit. Eine Tote, erdrosselt, wie es scheint. Fahren Sie hin, ist in Bornheim.« Er reichte der Kommissarin den Zettel mit der Adresse. »Ich werde auch gleich die Spurensicherung informieren.«

Montag, 9.30 Uhr
     
    Vor dem alten, fünfstöckigen Gebäude parkten zwei Streifenwagen. Einer der Beamten führte Julia Durant, Hellmer und Kullmer in den dritten Stock. Im Hausflur roch es unangenehm nach abgestandenem Bratfett, die Stufen knarrten bei jedem Schritt, die kahlen Fenster waren verschmiert. Drei weitere Streifenpolizisten befanden sich am Tatort. Die Wohnung war schmutzig und unaufgeräumt, Zeitungen lagen verstreut auf dem Fußboden, dazu einige leere Bier- und Schnapsflaschen. Das Sofa und der Sessel waren zerschlissen, der Fernsehapparat lief, aus dem Nebenzimmer schrie ein Baby. Die Tote lag auf dem Rükken, den Kopf zur Seite gedreht, die Augen weit offen. Sie war nackt, ihre Beine waren gespreizt. Ihr langes, blondes Haar war fettig und zerwühlt. Schon auf den ersten Blick erkannten die Beamten, daß hier der Tod durch Erdrosseln eingetreten war. Dicke Striemen und Blutergüsse waren am Hals zu sehen.
    »Wer hat sie gefunden?« fragte Durant einen der Polizisten. »Eine Frau aus der Wohnung darüber hat uns angerufen und gemeint, daß sie heute nacht ungewöhnlichen Lärm gehört habe, aber sie habe sich nichts weiter dabei gedacht,weil es hier häufiger laut zugeht. Na ja, und dann hat sie aber doch ein paar ihr merkwürdig vorkommende Schreie gehört und hat heute morgen hier geklingelt, worauf ihr jedoch keiner aufgemacht hat. Sie hat nur das Baby schreien hören und gedacht, daß da etwas nicht stimmen könnte. Und dann hat sie uns verständigt. Wir haben die Tür aufgebrochen und sie gefunden.« Dabei deutete er auf die Tote.
    »War die Tür abgeschlossen?«
    »Nein, nur zugezogen.«
    »Haben
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