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Das achte Opfer

Das achte Opfer

Titel: Das achte Opfer
Autoren: Andreas Franz
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dir jetzt? Etwas essen, spazierengehen, fernsehen?«
    »Ich glaube, ich möchte ein Bad nehmen. Und danach einfach nur mit dir zusammensein. Wir lassen uns etwas zu essen aufs Zimmer bringen. Einverstanden?«
    »Einverstanden«, sagte sie. »Ich lasse dir Wasser einlaufen. Ich hab übrigens heute morgen ein paar Besorgungen gemacht, hauptsächlich Sachen für dich gekauft, Unterwäsche, Socken, Hemden und noch so einiges mehr. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, wenn ich das ohne deine Zustimmung getan habe?«
    Er lächelte. »Ich vertraue deinem guten Geschmack.«
    Nadine ging ins Bad, drehte den Wasserhahn auf, gab Badeschaum dazu. Als sie zurückkam, sagte sie: »Was würdest du davon halten, wenn wir uns ein Haus weit weg von hier nehmen würden? Italien, Frankreich, Spanien?«
    »Laß uns nachher darüber reden, okay? Aber im Prinzip ist mir egal, wo wir wohnen, Hauptsache ist, wir sind zusammen.«
    »Okay, nachher.«
    Als das Badewasser eingelaufen war, fragte Hellmer: »Hastdu Lust, mit ins Wasser zu kommen? Die Wanne ist groß genug für uns beide.«
    »Hast du etwas Bestimmtes vor?« fragte sie mit schelmischem Augenaufschlag.
    »Vielleicht.«
    »Dann komm ich mit. Ich habe zwar heute morgen erst geduscht, aber allein. Und zu zweit baden ist viel schöner.« Sie badeten, und sie liebten sich. Sie ließen sich das Essen aufs Zimmer kommen, aßen bei Kerzenschein. Sie saßen lange Zeit auf der Couch, wo Nadine sich wie eine Katze an ihn kuschelte. Es war längst dunkel und die Kerze fast abgebrannt, als sie zu Bett gingen. Und es war weit nach Mitternacht, ehe sie einschliefen.

Samstag, 19.30 Uhr
     
    Julia Durant hatte gebadet und gegessen und zwei Dosen Bier getrunken. Sie telefonierte mit ihrem Vater, berichtete ihm, was geschehen war. Als sie aufgelegt hatte, wählte sie die Nummer von Susanne Tomlin.
    »Tomlin«, meldete sich Susanne.
    »Hallo, hier ist Julia. Ich wollte mich einfach nur mal melden und hören, wie es dir geht.«
    »Mensch, Julia! Das freut mich aber, daß du anrufst. Hast du meinen Brief erhalten?«
    »Natürlich, aber ich hatte einfach noch keine Zeit, ihn zu beantworten . . .«
    »Ein schwerer Fall?« fragte Susanne Tomlin.
    »Schwer ist überhaupt kein Ausdruck. Acht Morde in zwei Wochen. Du wirst sicherlich auch in Frankreich davon gehört haben.«
    »Meinst du, die Sache mit Matthäus und . . .?«
    »Genau die. Aber die Morde waren nicht das eigentlich Schlimme, das Schlimme war, was hinter den Morden steckte. Es ist einfach furchtbar, zu was Menschen fähig sind.«
    »Du meinst, der Mörder?«
    »Nein, ich meine die, die er getötet hat. Aber laß uns von etwas anderem reden. Wie geht es dir? Sind deine Nachbarn immer noch so blasiert?«
    »Es geht. Wenn man will, kann man mit jedem einigermaßen auskommen. Den Kindern macht die Schule Spaß, und mein Leben verläuft so, wie ich es mir immer gewünscht habe. Du weißt ja, ich liebe die Ruhe. Wann sehen wir uns?«
    »Am fünfzehnten Juli. Aber am liebsten würde ich jetzt Urlaub nehmen und zu dir kommen. Aber es liegen wohl noch einige harte Tage, vielleicht sogar Wochen vor uns, bis wir alles aufgearbeitet haben. Aber ich komme. Und ich freue mich darauf. Ich habe meinen Urlaub schon im Februar eingereicht, vier Wochen am Stück. Ich will einfach mal die Seele baumeln lassen.«
    »Das kannst du hier, versprochen. Ich habe übrigens vor, Anfang Juni für ein paar Tage nach Frankfurt zu kommen. Wir können uns dann sehen und vielleicht ein wenig die Stadt unsicher machen.«
    »Da kannst du Gift drauf nehmen. Es war schön, mit dir zu plaudern. Wenn ich mir vorstelle, unter welchen Umständen wir uns kennengelernt haben . . .«
    »Es ist Vergangenheit. Für mich zählt nur noch das Jetzt. Ich brauche keinen Psychiater mehr, ich brauche mich vor niemandem mehr zu rechtfertigen, ich lebe einfach mein Leben.«
    »Schön. Dann bis Anfang Juni. Meldest du dich vorher noch mal bei mir?«
    »Klar doch. Und jetzt wünsche ich dir noch einen einigermaßen erholsamen Abend. Bis bald.«
    Julia Durant legte auf und lächelte. Sie freute sich auf das Wiedersehen mit Susanne Tomlin, der einzigen echten Freundin, die sie hatte. Sie ging ins Schlafzimmer, machte ihren Schrank auf, holte frische Unterwäsche heraus und ein eng geschnittenes, kurzes, schwarzes Kleid. Sie beschloß, heute abend in eine Bar zu gehen, etwas zu trinken und vielleicht einen Mann kennenzulernen. Schier eine Ewigkeit war vergangen, seit sie das letzte Mal einen Mann gehabt
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