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Das achte Opfer

Das achte Opfer

Titel: Das achte Opfer
Autoren: Andreas Franz
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keine Autopsie an ihr durch. Ich habe ihr Zyankali gegeben. Ich möchte, daß sie so zu Grabe getragen wird. Ich will nicht, daß man ihren Körper aufschneidet.«
    »In Ordnung«, sagte Julia Durant, und zum ersten Mal verspürte sie Mitleid mit dem allseits verhaßten Dreekmann. Sie ging ans Telefon, bestellte einen Arzt und die Männer vom Bestattungsinstitut. Hellmer holte die Handschellen aus seiner Jacke, doch Dreekmann wehrte ab: »Die brauchen Sie nicht. Ich laufe Ihnen nicht davon. Hätte ich sonst auf Sie gewartet?«
    Julia Durant nickte Hellmer nur zu, der die Handschellen wieder in der Tasche verschwinden ließ. Sie warteten noch, bis der Arzt und die Männer von der Pietät eintrafen und Frau Dreekmann in einen Zinksarg gelegt wurde. Dann gingen sie, Dreekmann schloß die Haustür ab, stieg in den Polizeiwagen. Sie fuhren ins Präsidium.

Samstag, 9.30 Uhr
     
    Die Nachricht vom Tod des Innenministers verbreitete sich in Windeseile. Die Medien berichteten lang und ausführlich über das Verbrechen an einem Mann, den viele schon als zukünftigen Ministerpräsidenten gehandelt hatten. Als auch Berger und Kullmer wieder im Präsidium waren, begann das Verhör von Dreekmann.
    »Was haben diese Männer und Frau Schweiger verbrochen, daß Sie sie auf diese grausame Weise sterben ließen?« fragte Julia Durant, während sie eine Gauloise rauchte.
    Dreekmann lehnte sich zurück, die Hände gefaltet, und antwortete leise und ohne aufzublicken. »Sie haben meine Kinder in den Tod geschickt. Erst Patrick und dann Carla. Erst ist Carla verschwunden, wohin, das wußten wir nicht. Nach einer Weile gaben wir die Suche nach ihr auf, nur Patrick, unser Sohn, glaubte fest daran, seine Schwester zu finden. Und er hat sie gefunden, in einem miesen Bordell, in dem nur Kinder und Jugendliche arbeiten. Er wollte sie befreien, ist dabei aber umgebracht worden. Die Polizei fand Heroin und Geld bei ihm – die Schlußfolgerung kennen Sie. Das war im Oktober zweiundneunzig. Ein gutes halbes Jahr später fand man Carla. Und alle sagten, sie wäre eben nichts als ein Junkie gewesen. Sie sagten sogar, sie hätte ihren Körper verkauft, um an den Stoff zu kommen. Aber wollen Sie wissen, wie die Wahrheit aussieht? Sie haben sie eines Tages entführt und zu einem Bauernhof im Hintertaunus gebracht, und nur Eingeweihte wissen, was sich auf diesem Hof abspielt. Eingeweihte, das sind Päderasten und Pädophile, die es nur mit Kindern können. Die einen Haufen Geld dafür bezahlen, ihre geilen Schwänze in diese unschuldigen Geschöpfe zu stecken . . .«
    »Wo liegt dieser Hof genau?« wollte Hellmer wissen.
    »Haben Sie einen Zettel? Ich schreibe Ihnen alle Adressen auf, die mir bekannt sind. Die meisten der Kinder und Jugendlichen, die dort arbeiten, kommen übrigens aus dem Osten, meist mit ihren Müttern, die ebenfalls zur Prostitution gezwungen werden. Sobald sie hier sind, werden die Kinder von ihren Müttern getrennt. Einige Kinder dienen aber auch anderen Zwecken – sie werden als Organspender benutzt. Es gibt viele reiche Leute, die sich ihre Leber kaputtgesoffen haben oder deren Nieren nicht mehr richtig arbeiten und die bereit sind, eine Menge Geld für eine Leber oder eine Niere zu zahlen.«
    »Das heißt«, sagte Julia Durant entsetzt, »daß diese Kinder umgebracht werden?«
    »Genau das heißt es. Diese Sache war Meiningers Ressort. Aber Meininger war auch sonst pervers. Er war ein Päderast, ein verdammtes Päderastenschwein. Er war durch und durch verkommen. Aber er war der angesehene Humangenetiker, und ich bin sicher, eines Tages hätte er noch den Nobelpreis für eine seiner Forschungsarbeiten erhalten.«
    Julia Durant war nervös wie selten zuvor, sie drückte die Zigarette aus und zündete sich gleich eine neue an.
    »Und was ist mit Domberger?«
    »Auch ein Päderast«, erwiderte Dreekmann leise. »Sie sollten außerdem einmal nachprüfen, wie viele Kinder aus seinem Kirchenbereich in den letzten Jahren spurlos verschwunden sind. Vor allem Jungs. Sie werden eine erstaunliche Feststellung machen.«
    »Und Matthäus?«
    »Geldwäsche. Die durch den Rauschgift- und Waffenhandel eingenommenen Gelder wurden zumeist außer Landes geschafft, nach Rußland zum Beispiel, wo man sie in Immobilienoder Unternehmen steckte. Neuhaus und Matthäus haben übrigens eng zusammengearbeitet, da Neuhaus über exzellente Verbindungen nach Polen, Lettland, Weißrußland, Rußland und so weiter verfügte. Zudem gehören Neuhaus einige der
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