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Das 3. Buch Des Blutes - 3

Das 3. Buch Des Blutes - 3

Titel: Das 3. Buch Des Blutes - 3
Autoren: Clive Barker
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tief genug, um drin zu ertrinken, dachte er und ging dann, über seine eigene Assoziation verdutzt, vom Fenster weg, um wieder seine Beschäftigung des Meßgewänder-Faltens aufzunehmen.
    Eine seltsame Erregung war heute in ihm; und er konnte, würde, wollte sie nicht unterdrücken. Es hatte nichts mit dem Gewitter zu tun, obwohl er die seit seinen Kindertagen liebte.
    Nein, da war noch etwas anderes, das ihn aufrüttelte, und er sollte verdammt sein, wenn er wüßte, was. Er fühlte sich wieder wie ein Kind. Als ob es Heiligabend wäre und jede Minute der Weihnachtsmann, der erste Heiland, an den er je geglaubt hatte, vor der Tür stehen würde. Bei der bloßen Vorstellung hätte er am liebsten laut gelacht, aber die Sakristei war für Gelächter ein zu ernster Ort, und er hielt sich zurück, erlaubte dem Lächeln, sich in seinem Innern niederzulassen, eine geheime Hoffnung.
    Während jeder sonst vor dem Regen Schutz suchte, wurde Gwen Nicholson bis auf die Haut durchnäßt. Noch immer war sie auf dem Hof hinterm Haus und lockte Amelias Pony Richtung Scheune. Das blöde Vieh war vom Donner ganz durchgedreht und wollte sich nicht von der Stelle rühren.
    Gwen war völlig aufgeweicht und wütend.
    »Kommst jetz’ endlich, du Biest?« Ihre Stimme gellte über den Lärm des Sturms hinweg. Der Regen peitschte den Hof und trommelte auf ihren Scheitel ein. Das Haar klebte ihr am Kopf.
    »Komm schon! Komm schon!«
    Das Pony dachte nicht daran, sich zu rühren. Mondsichelförmiges Weiß in seinen Augen: Zeichen seiner Angst. Und je mehr der Donner um den Hof rollte und krachte, desto weniger wollte es sich bewegen. Wütend schlug ihm Gwen auf die Hinterseite, härter, als es eigentlich nötig gewesen wäre. Als Antwort auf den Hieb machte es ein paar Schritte, ließ damp fende Kotklumpen fallen dabei, und Gwen nutzte die Chance.
    Sobald sie es einmal in Bewegung gebracht hatte, konnte sie es das letzte Stück ziehen.
    »Warme Scheune«, versprach sie ihm. »Na komm, is’ so naß hier draußen, wer wird denn da draußen bleiben wollen.«
    Die Scheunentür war nur leicht angelehnt. Bietet doch sicher eine verlockende Aussicht, dachte sie, selbst für das Spatzenhirn eines Ponys. Sie zog es bis in die unmittelbare Nähe der Scheune, und ein weiterer Schlag brachte es durch die Tür.
    Im Innern der Scheune war es wohlig und warm, wie sie es dem verdammten Luder versprochen hatte, wenn auch die Luft metallisch roch vom Gewitter. Gwen band das Pony an die Querlatte in seiner Box und warf ihm lieblos eine Decke über das glitzernde Fell. Verdammt sollte sie sein, wenn sie das Viech auch noch abtrocknen würde, das war Amelias Job. Die Abmachung hatte sie mit ihrer Tochter getroffen, als sie sich einig geworden waren, das Pony zu kaufen: daß für die ganze Striegelei und Ausmisterei Amelia zuständig wäre, und - um ihr gegenüber fair zu sein - mehr oder weniger hatte sie ihr Versprechen auch gehalten.
    Das Pony war noch immer in Panik. Es stampfte und rollte die Augen wie ein schlechter Tragöde. Schaumspritzer waren auf seinen Lippen. Ein wenig schuldbewußt tätschelte ihm Gwen die Flanke. Sie hatte die Geduld verloren. Ihre Tage. Jetzt tat es ihr leid. War nur zu hoffen, daß Amelia nicht von ihrem Schlafzimmerfenster aus alles mit angesehen hatte.
    Ein Windstoß erwischte die Scheunentür und knallte sie zu.
    Das Geräusch des Regens draußen auf dem Ho f war schlagartig abgedämpft. Plötzlich war es dunkel.
    Das Pony hörte auf zu stampfen. Gwen hörte auf, seine Flanken zu streicheln. Alles hörte auf, ihr Herzschlag auch, so kam es ihr wenigstens vor.
    Hinter ihr, die Heuballen überragend, erhob sich eine Ge stalt, die fast zweimal so groß war wie sie. Gwen sah den Riesen nicht, aber ihre Eingeweide tobten. Verdammte Periode, dachte sie und rieb sich in langsam kreisender Bewegung den Unterbauch. Normalerweise war sie so pünktlich wie eine Uhr. Aber diesen M onat war sie einen Tag früher dran. Sie sollte zurück ins Haus gehen, sich umziehen und waschen.
    Rohkopf stand da und betrachtete Gwen Nicholsons Nacken; ein einziger Biß würde mit Leichtigkeit töten. Aber um nichts in der Welt könnte er sich überwinden, diese Frau anzufassen; nicht heute. Sie hatte den Blut-Zyklus an sich, er konnte den scharfen Geruch wahrnehmen, und ihm wurde speiübel davon.
    Es war tabu, dieses Blut, und niemals hatte er eine Frau gerissen, die durch seine Einwirkung vergiftet war.
    Als s ie die Feuchtigkeit zwischen ihren Beinen
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