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Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)

Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)

Titel: Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)
Autoren: Lynn Viehl
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von dem Feuer geblendet worden, das sie umbringen sollte, und würde niemals wieder jemanden sehen.
    »Schönen Abend noch«, meinte Thomas. Er schob die Sackkarre in den Flur, der ins Museumslager führte.
    Jema schob die Gedanken an Luisa beiseite, während sie den sogdischen Krug sorgfältig wieder verpackte. Sie stellte die Kiste auf ihr In-Arbeit-Regal und beschloss, zu Hause anzurufen und die notwendigen Entschuldigungen hinter sich zu bringen.
    Ursprünglich war Jemas Büro ein Abstellraum gewesen, und es hing immer noch der Geruch von Bohnerwachs und nassen Wischmopps in der Luft. Mit zwei Meter fünfundsiebzig mal zwei Meter zehn wäre es als Gefängniszelle kaum durchgegangen, aber es bot genug Raum für einen Tisch und Regale für ihre Nachschlagewerke. Sie musste niemanden mit ihrem Büro beeindrucken – keine Aufsichtsräte oder Würdenträger fanden je den Weg hierher. Sie fielen in das Aufgabengebiet ihrer Mutter. Jemas Territorium war das Labor, wo sie derzeit damit beschäftigt war, die Bestände des Museums zu datieren und zu katalogisieren.
    Du bist sehr empfindlich , hatte Meryl Shaw gemeint, als Jema vorgeschlagen hatte, aus dem Keller nach oben zu ziehen, um die Angestellten des Museums bei den Ausstellungen und Führungen zu unterstützen. Du kannst nicht riskieren, mit so vielen Menschen in Kontakt zu kommen.
    Jema stellte den kleinen Schwarz-Weiß-Fernseher an, der auf dem Büffet stand, und schaltete die Nachrichten ein. Sie hasste die Einsamkeit der Arbeit im Museumskeller, aber sie liebte ihren Tisch, einen verzierten kleinen antiken Schreibtisch, an dem irgendeine viktorianische Lady früher Einladungen zum Tee und zu Bällen geschrieben hatte. Anstatt in Richtung Tür stand der Tisch an der Wand. Das Büro hatte kein Fenster, aber unter dem Lüfter der Klimaanlage hingen ihre Diplome, Auszeichnungen und Zertifikate, zusammen mit ihrem Lieblingsgemälde, in einem schlichten schwarzen Holzrahmen.
    Im Fernsehen stand ein Reporter vor einem kleinen Bankgebäude und beendete eine Livereportage. »Die Leiche des Verdächtigen Todd Brackman wurde im Müllcontainer der Bank gefunden. Bei der Polizei läuft derzeit eine Großfahndung nach einem noch nicht identifizierten Mann, der vielleicht Brackmans Komplize war. Brackmans Nachbar Robert Pechowsky, ein Mitarbeiter von O’Malley’s Lawn and Tree Service, wurde heute ebenfalls erstochen aufgefunden. Wir halten Sie über die weiteren Entwicklungen auf dem Laufenden. Spencer Holt, Channel Five News.«
    Jema schaltete den Fernseher aus und rieb sich die müden Augen, während sie versuchte, nicht an Luisa zu denken. Als sie sich wieder ihrem Schreibtisch zuwandte, sah sie den Telefonhörer auf der Schreibtischunterlage liegen und stöhnte auf. Sie musste vergessen haben, ihn aufzulegen, nachdem sie vorhin einen Anruf von der Eventmanagerin bekommen hatte. Ich muss das endlich lassen.
    Das kleine rote Licht der Voicemail blinkte, deshalb legte sie den Hörer auf, stellte das Telefon auf Lautsprecher und drückte die PIN zum Abhören.
    »Guten Abend, Shaw-Museum-Nutzer«, sagte die automatische Computerstimme, »Sie haben eine neue Nachricht von« – es entstand eine Pause für die Identifikation der Anruferin, die mit einer sehr viel kühleren Stimme sagte – »Jema, du bist zu spät.« Nach einer zweiten Pause fuhr das automatische System fort: »Um die Nachricht noch einmal anzuhören …«
    »Schon gut.« Jema drückte die Lautsprechertaste. »Ich höre das noch früh genug, wenn ich nach Hause komme.«
    Sie räumte das Labor auf und ging noch einmal in die winzige Toilette, um sich eine Insulininjektion zu setzen. Sie war froh, dass sie sich immer jeden Tag zur gleichen Zeit spritzen konnte; vielen Diabetikern ging es nicht so gut wie ihr, und sie mussten ständig ihren Blutzuckerwert messen. Jema bekam seit ihrer Geburt Insulin, deshalb waren Nadeln kein Problem, aber sie hätte den Gedanken gehasst, niemals zu wissen, wann sie eine Spritze brauchte.
    Jema ging nach oben und in den Hauptausstellungsraum des Museums. Obwohl ihr Vater James Shaw das Shaw-Museum bauen ließ, um darin die Artefakte auszustellen, die er sein Leben lang in Übersee ausgegraben hatte, hatte Jema das riesige Gebäude nie gefallen. Der glänzende importierte Marmor und die gewaltigen griechischen Säulen waren unglaublich ehrwürdig, aber sie erinnerten sie eher an ein Mausoleum als an ein Museum.
    Auf eine Art hatte das Museum ihren Vater kurz nach Jemas Geburt
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