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Darkover 19 - Retter des Planeten

Titel: Darkover 19 - Retter des Planeten
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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eingeleitet und getragen. Carlina, die Priesterin der Göttin Avarra, findet nach der Vergewaltigung durch Bard trotz ihres Zusammenbruches die Kraft, ihn über ihr Laran damit zu konfrontieren, wie er sein Leben lang mit anderen Menschen verfahren ist, auch mit ihr. Für sie bedeutet es, daß sie die Vergewaltigung noch einmal durchleben muß, um ihn, den Vergewaltiger, die Erfahrung des Opfers voll erleben zu lassen.

Bard fordert sie nach der Vergewaltigung auf, sich doch endlich einzugestehen, daß sie ihn gewollt habe.

Carlina schüttelte den Kopf. »Du hast nie eine Frau richtig kennengelernt, Bard. Du weißt von ihnen nur, was du selbst über sie zu glauben wünschst, und das ist sehr weit von der Wahrheit entfernt.«   »Und was ist die Wahrheit?« fragte er mit beißender Verachtung.
   »Du fragst mich«, sagte sie, »aber du wagst es nicht zu begreifen, nicht wahr? Hast du jemals einen Versuch gemacht, die Wahrheit herauszufinden - die wirkliche Wahrheit, Bard, nicht die beruhigenden Lügen, die die Männer sich einreden, um damit leben zu können, was sie sind und was sie tun?«
   »Willst du mir vorschlagen, ich solle eine Frau danach fragen und mir die Lügen anhören, die die Frauen sich einreden? Ich sage dir, sie alle - ja, und du auch, Lady - wollen beherrscht werden, wollen, daß ihr Stolz gebrochen wird, damit sie sich zu ihren wirklichen Wünschen bekennen können… «

Über ihr Laran überträgt Carlina ihm die »wirkliche Wahrheit von Geist zu Geist«.

Und nun erlebte Bard einen großen Teil seines Lebens aus der Rückschau, aber mit den Augen Carlinas, mit ihrer Angst, ihrer physischen Übelkeit, die er in ihr mit seinen Annäherungsversuchen schon als jüngerer Mensch hervorgerufen hat, sieht die Menschen durch seine Hand verletzt werden und sterben, sieht sich immerfort als Gewalttäter.
   Die Erfahrung seiner selbst läßt Bard zusammenbrechen. »Bard wußte nicht, daß er sich auf dem Fußboden krümmte, daß er unter dieser Gewalttat (der Vergewaltigung Carlinas, d. A.) schrie, wie Carlina nicht geschrien hatte, die Zähne in die Lippen schlug, ein geschlagenes, gedemütigtes, um den Verstand gebrachtes Ding. Die Welt bestand aus Dunkelheit und seinem eigenen Schluchzen, als er mit Carlina das Entsetzen durchlebte, noch einmal genommen, noch einmal benutzt zu werden. Und er hatte an diesem Grauen Vergnügen gefunden… Befriedigung und das verächtliche Gefühl, daß sie nichts anderes verdiente…
   Aber das war noch nicht alles. Sein Laran war erweckt worden, und andere Erinnerungen, andere Wahrnehmungen fluteten über ihn hin. Er sah sich selbst…
   Wieder stand er am Ufer des Sees des Schweigens, und eine Priesterin in einer dunklen Robe verfluchte ihn… Er sah sich als ein kleines, krankes, schändliches Ding… der elende Schurke, der du in Wirklichkeit BIST… und er wußte, das war die Wahrheit. Er hatte tief in seine eigene Seele geblickt und sie schlecht gefunden, und von ganzem Herzen sehnte er den Tod herbei, als es weiterging… und weiterging… und weiterging… «
   Die Läuterung des Helden, nicht sein Untergang, wird durch die Frau herbeigeführt, in einer für die Auseinandersetzung mit männlicher Gewalt höchst bedeutsamen und originellen Form. Gewalt wird nicht mit Gewalt beantwortet. Da Marion Zimmer Bradley aber an der Einsichtsfähigkeit der Männer zweifelt, zwingt sie ihm über das Medium »Laran« das weibliche Erleben seiner Gewalt auf. D. h. weibliche Erfahrung steht nicht mehr nur neben der männlichen, sondern der Täter muß sich auch emotional mit den Folgen seines Handelns auseinandersetzen, muß sie nacherleben und kann sich dem nicht entziehen. Uns fällt dazu der Versuch von Frauen in Hamburg ein, die mit einer Gruppe von Männern arbeiten, die wegen Vergewaltigung verurteilt sind. Die Frauen versuchen, den Tätern ihre Handlung aus der Sicht der weiblichen Opfer zu vermitteln. In der Tat ist die Konsequenz aus Carlinas Vorgehen ermutigend.
   Sie eröffnet damit die Möglichkeit, aus dem Teufelskreis von Angriffs- und Verteidigungskriegen herauszufinden und zu einem Vertrag zu kommen, der der darkovanischen Gesellschaft weitere ähnliche Kriege erspart und die darkovanische Kultur auf eine neue Grundlage stellt.
   Aber auch die Individuen finden zu neuen Beziehungen. Bard gewinnt die Kraft zum Weiterleben aus dem neuen Wissen über sich selbst, der wachsenden Einsicht in die andere, geleugnete Seite seines Lebens, sein
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