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Darkover 19 - Retter des Planeten

Titel: Darkover 19 - Retter des Planeten
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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trifft dabei auf eine Gruppe Männer, die mit dem verbannten König in Zusammenhang stehen. Die Zuneigung eines älteren Mannes der Gruppe erwidert sie, ohne aber zu realisieren, daß er schwul ist und sie als seinen jungen Liebhaber ansieht. Als Frau kann er sie aber dann nicht mehr lieben, ja nicht einmal mehr um sich ertragen. Aus Marion Zimmer Bradleys Frauensicht heißt das bei Romilly: »Es war nichts als verwundete Eitelkeit. Solange er sie für einen Jungen hielt, hatte Orain sie bewundert und ihr vertraut. Als er entdeckte, daß sie eine Frau war, ging das alles in Scherben, und sie war nichts mehr als eine Null, irgendeine Frau, unter Umständen eine Gefahr für ihn. Nun, das war Orains Problem, nicht das ihre. Sie hatte nichts getan, womit sie verdient hätte, rücksichtslos einer Zuneigung beraubt zu werden.«
   Marion Zimmer Bradley gibt also auch männliche Homosexualität als Gestaltungsmoment ein, was ihren Romanen eine größere Realitätsnähe und Vielfalt gibt und möglicherweise seinerzeit zu einer Liberalisierung in diesem Genre geführt hat. Sie selbst hat dazu gesagt: »Ich will für nichts anderes streiten als für das Recht jedes einzelnen, das zu sein, was er sein möchte, ohne von der Meinung anderer unterdrückt zu werden«, oder, mit Hinweis auf Homosexualität: »… meine Botschaft war einfach die gewesen, daß niemand lieben und gesund sein kann, der sich seiner selbst nicht bewußt ist und sich nicht akzeptiert, wie immer sich auch die eigene Andersartigkeit ausdrücken mag.«
   Daher gibt es auf Darkover lesbische Frauen und schwule Männer. Aber die gesellschaftliche (und vielleicht auch Zimmer Bradleysche) Normalität ist heterosexuell konstituiert. Aufgrund der Geschlechtshierarchie heißt das für schwule Männer, daß sie ihr Schwulsein manchmal auch innerhalb des männlich bestimmten Alltags leben können, so wie Orain. Frauen dagegen müssen sich außerhalb der Normalität eine eigene Welt schaffen innerhalb der männlich strukturierten Gesellschaft von Darkover, in der andere Gesetze und Regeln für das Zusammenleben gelten und in die sie sich zeitweise zurückziehen können.
   Die Frauen, die mit Männern nicht zusammenleben wollen, und es scheint auf Darkover viele davon zu geben, haben die Möglichkeit, sich zwei Schwesternschaften anzuschließen, den Priesterinnen von Avarra und den Freien Amazonen. Diese beiden Frauengemeinschaften verschmelzen nach Darkovanischer Chronologie später zur Gilde der Entsagenden, einer faszinierenden Frauengemeinschaft, in der auch lesbische Beziehungen in einer großen Vielfalt gelebt werden.
   Wenn Marion Zimmer Bradley die Männer und Frauen von Darkover sich der terranischen Zivilisation und Technokratie verweigern läßt, gibt das vordergründig viele spannende Handlungsverläufe. Das scheint auch ihr Hauptthema zu sein, wie sie selbst sagt. Hier liegt die Faszination in den eigenen Träumen vom »natürlichen« Leben und der Angst vor der übermächtigen Technik, der wir ausgeliefert sind. Sie erfüllt mit dem Dauerbrenner des Darkover-Terra-Konflikts nostalgische Wünsche, aber sie erfüllt zugleich Frauenwünsche, nämlich die nach starken und bewußten Frauen, die sich den Werten und Normen männlich orientierter Kultur verweigern, erfolgreich damit auseinandersetzen und die nicht nur klug und mutig wie Romilly ihren Weg gehen, oder wie Rohana die Verantwortung für eine große Gemeinschaft aus dem Hintergrund ohne die ausdrückliche Macht übernehmen. Sie tragen mit ihrer Unabhängigkeit und mit ihrer Einsicht in menschliche Bedürfnisse zur gesellschaftlichen Entwicklung bei, verhindern Chaos und Blutvergießen, machen Versöhnung und Menschlichkeit möglich.
   Marion Zimmer Bradley arbeitet dabei oft mit einem Zugleich von Frauenrealität und Frauenutopie.
   Das feministisch-utopische Moment gewinnt bei ihr vor allem da an Klarheit und Kraft, wo sie die Gilde, jene einzigartige Frauengemeinschaft, schildert, die sie den feudal-patriarchalen Darkover-Strukturen entgegenstellt. In dem Roman Die zerbrochene Kette steht diese Gemeinschaft ganz im Mittelpunkt. Aber auch hier verläßt sie noch nicht völlig die gebahnten Wege des Genres: Wenn Liebe Menschen zusammenbringt und sie verbindet, findet dies zwischen einer Frau und einem Mann statt, und dies inmitten der gleichzeitig geschilderten, doch so trostlosen Geschlechterhierarchie. Sie geht noch nicht so weit, auch lesbische Frauen und schwule Männer ihr Glück
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