Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darkover 16 - Die Winde von Darkover

Titel: Darkover 16 - Die Winde von Darkover
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
Fahrlässigkeit zu verklagen. Er erhielt eine Chance, aus all dem herauszukommen - nicht heil, aber auch nicht für immer erledigt.
   »Wann fange ich an?« fragte er. Es war die einzige Frage, die ihm übrigblieb.
   Aber er hörte die Antwort nicht. Während er forschend in Mallinsons Gesicht blickte, wurde es plötzlich undeutlich.
   Er stand auf weichem Gras; es war Nacht, doch es war nicht dunkel. Rings um ihn flammte und brüllte ein großes Feuer, das mit lodernden Fühlern weit über seinen Kopf hinaufzüngelte. Und inmitten der Flammen stand eine Frau.
   Eine Frau?
   Sie war beinahe unmenschlich groß und schlank, aber mädchenhaft. Sie badete in den Flammen, als stehe sie sorglos unter einem Wasserfall. Sie brannte nicht, sie litt keine Schmerzen. Sie lächelte fröhlich. Die Hände hielt sie über den nackten Brüsten gekreuzt; die Flammen leckten um ihr Gesicht und ihr feuerfarbenes Haar. Und dann verschwamm das mädchenhafte, vergnügte Gesicht und nahm die überirdische Schönheit einer großen Göttin an, die endlos im Feuer brannte, gebunden mit goldenen Ketten…

… und das können Sie alles unten bei der Personal- und Transportabteilung erledigen«, schloß Mallinson energisch und schob seinen Stuhl zurück. »Geht es Ihnen nicht gut, Barron? Sie sehen ein bißchen erschöpft aus. Ich wette, Sie haben nicht gegessen und nicht geschlafen. Sollten Sie nicht einen Arzt aufsuchen, bevor Sie gehen? Ihre Karte gilt immer noch für Abschnitt 7. Es wird alles wieder in Ordnung kommen, aber je eher Sie abreisen, desto besser. Viel Glück.« Doch er reichte ihm nicht die Hand, und Barron wußte, daß überhaupt nichts in Ordnung war.
   Beim Verlassen des Büros stolperte er über seine eigenen Füße. Das Gesicht der brennenden Frau in seiner unmenschlichen Ekstase, das Entsetzen und die Überwältigung gingen mit ihm.
   Er dachte: Was in aller Welt - in jeder Welt - ist mit mir geschehen?
   Und im Namen aller Götter der Erde, des Raums und Darkovers - warum?

2
    Die Bresche im Außenwerk wurde repariert.
   Brynat Narbengesicht war hinausgegangen, um nachzusehen, stand nun auf der inneren Brustwehr und überwachte die Arbeiten. Es war ein kalter Morgen; Nebel floß den Berg herauf. Die Männer bewegten sich träge in der Kälte. Kleine, dunkle Männer aus den Bergen, die meisten von ihnen zerlumpt und noch von der Schlacht gezeichnet, kämpften gegen den rauhen Boden und den kalten Stein. Angetrieben wurden sie durch Zurufe und einen gelegentlichen Hieb mit einer der Peitschen, die Brynats Männer in Händen hielten.
   Brynat war ein hochgewachsener Mann. Über seine zerfetzten Prachtgewänder hatte er einen Pelzmantel geworfen, ein Beutestück aus der Burg. Eine große, wellige Narbe lief ihm vom Auge zum Kinn und gab seinem Gesicht, das nie anziehend gewesen war, das wölfische Aussehen eines wilden Tieres in menschlicher Kleidung. Auf den Fersen folgte ihm sein Schwertträger, ein Männchen mit Fledermausohren, niedergebeugt von dem Gewicht der Waffe. Als Brynat sich ihm zuwandte, zuckte er zusammen. Er erwartete einen Schlag oder Fluch, aber Brynat war an diesem Morgen in bester Laune.
   »Dummköpfe sind wir, Mann - wir verbringen Tage damit, diese Mauer niederzureißen, und was tun wir dann als erstes? Wir bauen sie wieder auf!«
   Das fledermausohrige Männchen gab ein nervöses, untertäniges Lachen von sich, doch Brynat hatte seine Existenz schon wieder vergessen. Den Pelz um sich ziehend, schritt er an den Rand der Brustwehr und blickte auf die zerstörte Mauer und die Burg nieder.
   Burg Storn stand auf einer von Abgründen und Klippen verteidigten Höhe. Brynat wußte, er durfte sich gratulieren. Taktik und Ingenieurkunst hatten die Mauern niedergebrochen und Männer zum Sturm auf die inneren Befestigungen eingelassen. Burg Storn war in alter Zeit als uneinnehmbar gebaut worden, und uneinnehmbar war sie durch sieben Generationen von Aldarans, Aillards, Darriels und Storns geblieben.
   Als sie noch stolze Lords der Comyn beherbergt hatte - die alten, mächtigen, über Psi-Gaben verfügenden Lords der Sieben Domänen von Darkover -, war sie bis ans Ende der Welt bekannt gewesen. Dann war die gerade Linie ausgestorben, Außenseiter hatten in die Überreste der Familien eingeheiratet, und schließlich waren die Storns von Storn hergekommen. Sie waren friedliche Herren gewesen, die nicht vorgaben, mehr zu sein, als sie waren - Adel der Wildnis, gerecht und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher