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Darkover 16 - Die Winde von Darkover

Titel: Darkover 16 - Die Winde von Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Vorposten Freundschaften schloß -, aber Feinde hatte er auch nicht. Er tat seine Arbeit und kümmerte sich um seine eigenen Angelegenheiten, und er kannte niemanden, der ihn um seine wenigen Besitztümer oder um seine schwere und etwas unterbezahlte Arbeit beneidete. Es gab nur die Erklärung, daß er verrückt war, psychotisch, ausgeflippt, seine Landebasis verloren hatte. Ihm fiel ein, daß er in diesem unheimlichen Traum, dieser Besessenheit oder Halluzination, Darkovanisch gesprochen und gedacht hatte - das stark akzentuierte Berg-Darkovanisch, das er verstand, aber bis auf ein paar Wörter, die notwendig waren, um in der Handelsstadt eine Mahlzeit zu bestellen oder irgendeinen Firlefanz zu kaufen, nicht sprechen konnte. Von neuem schüttelte er sich und wischte sich das Gesicht ab. Seine Füße hatten ihn bis auf ein paar Schritte an das Büro des Koordinators herangetragen. Jetzt blieb er stehen und bemühte sich, wieder zu Atem zu kommen und sich zu orientieren.
   Es war das fünfte Mal gewesen.
   Bei den ersten drei Malen hatte er an ungewöhnlich lebhafte Tagträume geglaubt, aus Langeweile und Katerstimmung geboren und aus Eindrücken seiner seltenen, aber farbigen Ausflüge in die Altstadt zusammengesetzt. Zwar erwachte er schaudernd vor der Realität der Furcht und des Hasses, von denen er in diesen Tagträumen besessen war, doch dann hatte er die Erinnerung verbannt und nicht darüber nachgedacht. Das vierte Mal - das vierte Mal war die Beinahe-Katastrophe auf dem Raumhafen gewesen. Barron besaß nicht viel Phantasie. Als mögliche Erklärungen fand er nichts anderes als einen Nervenzusammenbruch oder daß ein Mensch, der einen Groll auf ihn hegte, ihm einen bösen Streich gespielt und ein Halluzinogen eingeflößt habe. Er war nicht so paranoid, daß er glaubte, jemand habe Ziele wie seine schimpfliche Abberufung oder gar eine Raumhafen-Katastrophe angestrebt. Barron war verwirrt, ein bißchen verängstigt und ein bißchen zornig, aber sich nicht sicher, ob der Zorn sein eigener oder Teil des merkwürdigen Traums war.
   Ewig konnte er hier nicht stehen bleiben. Er wartete noch eine Minute, straffte dann seine Schultern und klopfte an die Tür des Koordinators. Ein grünes Licht blinkte HEREIN, und er gehorchte.
   Mallinson, Koordinator der Raumhafen-Aktivitäten in der Terranischen Zone von Darkover, war ein stämmiger Mann, der zu jeder Tages- oder Nachtstunde aussah, als pflege er in seiner Uniform zu schlafen. Er machte einen phantasielosen und nüchternen Eindruck. Jeder Gedanke, den Barron gehabt haben mochte, seinem Vorgesetzten seine Erlebnisse zu enthüllen, starb unausgesprochen. Immerhin sah Mallinson ihm gerade ins Gesicht, und seit fünf Tagen war er der erste Mensch, der das tat.
   Ohne Vorrede sagte er: »Na schön, was, zum Teufel, war los? Ich habe mir Ihr Dossier geben lassen; Sie gelten als ein verdammt guter Mann. Meiner Erfahrung nach bringt ein Mann es nicht erst zu einer ausgezeichneten Beurteilung und verdirbt sich dann alles auf eine solche Weise. Der Mann, der irgendwann einmal einen großen Fehler begehen wird, beginnt mit Dutzenden von kleinen, und wir haben Zeit, ihn von seinem Posten abzuziehen, bevor er etwas wirklich Schlimmes anstellt. Waren Sie krank? Nicht daß das eine Entschuldigung wäre - wenn Sie krank waren, hätten Sie es melden und eine Ablösung verlangen müssen. Wir nahmen an, Sie hätten einen Herzanfall bekommen und seien tot - nichts anderes, so glaubten wir, hätte Sie so außer Gefecht setzen können.«
   Barron dachte an den Kontrollraum und die Bildschirmreihen, die den gesamten Start- und Landeverkehr dieses Raumhafens zeigten. Mallinson ließ ihm keine Zeit zu antworten. »Sie trinken nicht, Sie nehmen keine Drogen. Wußten Sie, daß es die meisten Männer nur etwa acht Monate im Kontrollturm aushalten? Dann schlägt sich die Verantwortung bei ihnen in Alpträumen nieder; sie fangen an, kleine Fehler zu machen, und wir lösen sie ab und versetzen sie. Als Ihnen niemals auch nur der geringste Irrtum passierte, hätten wir merken müssen, daß Sie einfach nicht Verstand genug hatten - die kleinen Irrtümer sind die Hilfeschreie des Gehirns: Das wird mir zuviel, holt mich hier heraus. Bei Ihnen geschah es nicht, aber wir hätten Sie auf jeden Fall entlasten sollen. Darum sind Sie nicht mit sieben Verweisen hinausgeworfen, darum ist Ihnen kein Schadenersatz von einer Million Credit aufgebrummt worden. Wir haben Sie fünf Jahre lang an

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