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Darkover 16 - Die Winde von Darkover

Titel: Darkover 16 - Die Winde von Darkover
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Vogel bei einem Bein und schleuderte ihn Brynat ins Gesicht.
   Brynat fluchte, trat zurück, wischte sich das Fett vom Kinn - und brach in schallendes Gelächter aus. »Zandrus Höllen! Damisela , ich hätte Euch nehmen sollen, nicht das wimmernde, winselnde Geschöpf, das ich gewählt habe!«
   Sie atmete schwer und sah ihn trotzig an. »Ich hätte Euch vorher umgebracht.«
   »Ich zweifle nicht daran, daß Ihr es versucht hättet! Wäret Ihr ein Mann, vielleicht wäre die Bürg nie gefallen - aber Ihr tragt Röcke, statt Hosen, die Burg liegt in Trümmern, meine Männer und ich sind hier, und alle Schmiede in Zandrus Werkstätten können ein zerbrochenes Ei nicht wieder flicken. Deshalb rate ich Euch gut, kleine Herrin: Wascht Euer Gesicht, zieht Eure schönen Kleider an und wartet Eurer Schwester auf, die immer noch Lady von Storn ist. Wenn Ihr vernünftig seid, werdet Ihr ihr zureden, sich in ihr Schicksal zu fügen, und ihr beide sollt Kleider und Schmuck und alles haben, was Frauen schätzen.«
   »Von Euch?«
   »Von wem sonst?« lachte er mit einem Zucken der Schultern und öffnete die Tür.
   »Lady Melitta darf in der Burg kommen und gehen, wie sie will«, sagte er zu den Wachen. »Aber hört gut zu, Mistreß - die Außenwerke, die Brustwehren und die Verliese sind Euch verboten, und ich gebe meinen Männern die Erlaubnis - merkt Euch das! -, Euch mit Gewalt zurückzuhalten, solltet Ihr versuchen, Euch diesen Orten zu nähern.«
   Sie wollte ihm eine Beschimpfung entgegenschleudern und hielt inne, sichtlich mit dem Gedanken spielend, was selbst begrenzte Freiheit bedeuten konnte. Endlich wandte sie sich wortlos ab. Brynat schloß die Tür und ging.
   Vielleicht war dies der erste Schritt zu seinem zweiten Sieg. Im Gegensatz zu seinen Männern wußte er, daß die Einnahme von Burg Storn nur der erste Sieg war - und leer ohne die zweite Eroberung. Er schluckte einen neuen Fluch hinunter, kehrte dem Zimmer, in dem das Mädchen gefangensaß, den Rücken und schritt weiter. Höher und höher stieg er in den alten Turm hinauf. Hier gab es keine Fenster. Schmale Schlitze ließen nicht das rote Tageslicht ein, sondern ein gespenstisches blaues Flackern, das wie in Ketten gelegte Blitze war. Ein kalter Schauer überlief ihn.
   Gegenüber alltäglichen Gefahren war er furchtlos. Aber dies war die alte darkovanische Magie. Allein schon die Sagen darüber schützten Orte wie Burg Storn noch lange, nachdem die anderen Verteidigungen gefallen waren. Brynat faßte das Amulett um seinen Hals mit plötzlich kraftlosen Fingern. Er hatte sich gesagt, bei der Zauberei handle es sich nur um Theater, hatte seine Söldner angefeuert, die Burg zu stürmen, und gesiegt. Er hatte auf Burg Storn gezecht und über die alten Geschichten gelacht. Ihre Magie hatte die Burg nicht gerettet, oder? Das war doch nur ein Schauspiel, mit dem man Kinder ängstigte, nicht gefährlicher als die Nordlichter.
   Er ging durch das geisterhafte Flackern, durch einen bleichen Bogen aus durchscheinendem Stein. Zwei seiner verrohten, brutalen Männer, die härtesten, die er für diese Aufgabe hatte gewinnen können, saßen hier auf einem geschnitzten Sofa. Er stellte fest, daß sie weder spielten noch tranken und daß sie ihre Augen von dem zweiten Bogen abgewendet hielten, wo ein Vorhang aus blauem Licht wie eine Fontäne zwischen den Steinen spielte. In ihren Gesichtern zeigte sich beim Anblick ihres Hauptmanns nackte Erleichterung.
   »Irgendeine Veränderung?«
   »Keine, Lord. Der Mann ist tot - tot wie Durramans Esel.«
   »Wenn ich das nur glauben könnte«, murmelte Brynat mit zusammengebissenen Zähnen und marschierte kühn durch den Vorhang aus blauen Flammen.
   Er hatte ihn schon einmal durchschritten, und das war seine mutigste Tat gewesen - wenig erschien es dagegen, daß er den letzten Wachtturm ganz allein genommen hatte. Er wußte, seine Männer betrachteten ihn dafür mit ehrfürchtiger Scheu; er jedoch hatte nicht allein vor den Flammen Angst. So etwas hatte er jenseits der Berge schon gesehen; es war unheimlich, aber harmlos. Mit Widerwillen empfand und ertrug er das elektrische Prickeln, bei dem sich die Haare auf Kopf und Unterarmen sträubten. Den Rücken gegen die aufquellende animalische Angst straffend, ging er hindurch.
   Das blaue Licht erstarb. Er stand in einer dunklen Kammer, die ein paar blasse Wachskerzen in feststehenden Kohlenpfannen beleuchteten. Weiche Vorhänge aus gewebtem
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