Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darkover 16 - Die Winde von Darkover

Titel: Darkover 16 - Die Winde von Darkover
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
hier bin, wollen wir nachdenken. Benutze das an Gehirn, was dir übriggeblieben ist!«
   Aber Allira konnte nur keuchen: »Er… er… huh… buh. Brynat… « Sie starrte ihre Schwester mit so benommenen, glasigen Augen an, daß Melitta sich entsetzt fragte, ob Allira durch Mißhandlungen den Verstand verloren habe, wenn es nicht noch schlimmer war. Wenn ja, war sie fürchterlich allein und konnte ebensogut gleich aufgeben.
   Sie befreite sich, suchte und fand auf einer Anrichte eine halbleere Flasche mit Firi . Wasser oder sogar Wein wären ihr lieber gewesen, aber in dieser Notlage war alles recht. Sie schüttete Allira die Hälfte des Inhalts mitten ins Gesicht. Allira keuchte. Mit Augen, die von dem starken Alkohol brannten, blickte sie zu ihrer Schwester hoch. Zumindest für kurze Zeit war ihre Vernunft zurückgekehrt. Melitta faßte ihr Kinn, kippte die Flasche und zwang Allira ein halbes Glas des starken Schnapses in den Hals. Allira wehrte sich, schluckte, hustete, würgte, japste. Dann trat Zorn an die Stelle der Hysterie, und sie schlug Melittas Arm mit der Flasche zur Seite.
   »Hast du den Verstand verloren, Meli?«
   »Das wollte ich dich fragen, aber du warst nicht in der Verfassung, mir zu antworten«, entgegnete Melitta heftig. Dann wurde ihre Stimme sanfter. »Ich wollte dich nicht ängstigen oder dir weh tun, Liebes; ich weiß, davon hast du mehr als genug gehabt. Aber ich mußte dafür sorgen, daß du mit zuhörst.«
   »Mir geht es wieder gut - so gut, wie es mir überhaupt jemals wieder gehen kann«, verbesserte Allira sich bitter.
   »Du brauchst es mir nicht zu erzählen«, sagte Melitta schnell. Sie zuckte vor dem zurück, was sie im Geist ihrer Schwester lesen konnte; ihrer beider Gedanken lagen offen voreinander da. »Aber - er kam und verspottete mich, nannte dich seine Gemahlin… «
   »Es hat sogar irgendein Mummenschanz mit einem seiner rotgekleideten Priester stattgefunden, und er setzte mich auf den Hochsitz an seine Seite«, bestätigte Allira, »das Messer nahe genug an, meinen Rippen, daß ich nicht zu sprechen wagte… «
   »Und sonst hat er dir nichts zuleide getan?«
   »Er hat weder Messer noch Peitsche benutzt, falls es das ist, was du meinst.« Allira senkte die Augen. Vor dem anklagenden Schweigen ihrer jüngeren Schwester brach es aus ihr heraus: »Was hätte ich tun können? Edric wahrscheinlich tot - Zandru allein wußte, wo du warst - er hätte mich getötet!« Neues Schluchzen schüttelte sie. »Du hättest es ebenso gemacht!«
   »Hattest du keinen Dolch?« tobte Melitta.
   »Er… er hatte ihn mir weggenommen«, stammelte Allira weinend.
   Melitta dachte: Ich hätte ihn gegen mich gerichtet, bevor er mich in der Großen Halle zu seiner Marionette machen konnte . Doch sie sprach die Worte nicht laut aus. Allira war immer ein zartes, sanftes Mädchen gewesen, das vor dem Schrei eines Falken erschrak, zu ängstlich, um ein anderes Pferd als den frömmsten Zelter zu reiten, so scheu und ihrer Heimat verbunden, daß sie weder an einen Liebhaber noch an einen Gatten dachte. Melitta meisterte ihren Zorn und zwang sich, freundlich zu sprechen. »Liebes, niemand macht dir einen Vorwurf. Unsere Leute wissen, wie es geschah, und sonst geht es niemanden etwas an. Und alle Schmiede Zandrus können ein zerbrochenes Ei oder die Jungfräulichkeit eines Mädchens nicht wieder flicken. Deshalb laß uns überlegen, was wir jetzt tun sollen.«
   »Haben sie dir etwas getan, Meli?«
   »Wenn du meinst, ob sie mich vergewaltigt haben, nein. Dies Narbengesicht, verflucht sei seine Mannheit, hatte keine Zeit für mich, und ich nehme an, er hielt mich für eine zu wertvolle Beute, als daß er mich gleich einem seiner Männer überlassen hätte - obwohl er das wahrscheinlich irgendwann tun wird, wenn wir es nicht verhindern.« Mit Grausen dachte sie an Brynats Bande aus Renegaten, Räubern und halbmenschlichen Wesen aus den tiefsten Hellers. Sie nahm Alliras Gedanken wahr, sogar der brutale Schutz des Räuberhauptmanns sei besser, als in die Gewalt dieses Abschaums zu geraten. Nun, sie durfte Lira nicht tadeln - hätte sie vor dieser Wahl gestanden, was hätte sie dann wohl getan? Nicht jeder gekochte Brei wird gegessen, und nicht alle tapferen Worte werden zu Taten. Trotzdem veranlaßte sie ein Widerwille, den sie nicht ganz verbergen konnte, ihre Schwester loszulassen und trocken zu erklären: »Edric muß im Verlies sein, denn Brynat hat mir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher