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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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unregelmäßig, brannte auf der anderen Seite des Raums. Auf dem Boden neben dem Strohsack entdeckte er einen Krug. Er enthielt Wasser und keinen Fusel, nicht einmal schlechtes Bier, aber Eduin trank gierig. Ein vertrauter säuerlicher Geschmack ließ seinen Kopf klarer werden und half gegen die Trockenheit in seiner Kehle. Es gab ihm Kraft, sich aufzuraffen und zur Tür und nach draußen zu gehen. Der angewehte Schnee brannte an seinen nackten Füßen. Die Gasse war leer, und er erkannte überrascht, dass ihm das wichtig war. Er erleichterte sich an der Mauer des Gebäudes.
   So schnell er konnte, eilte er wieder nach drinnen. Es gab keine Feuerstelle, nur ein kleines steinernes Kohlebecken voller Asche. Aber die Wände hielten den schlimmsten Wind ab.
   Ermutigt begann er, seine Umgebung zu erforschen. In dem Krug war noch mehr von dem Zitronenwasser; daneben lagen Brot, das nur auf einer Seite ein wenig schimmlig war, und harter Käse. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal etwas gegessen hatte. Er kaute langsam und aß alles auf, bis auf den schimmligen Teil. Es hatte Zeiten gegeben, in denen er auch den gegessen hätte, aber nun widerte der Geruch ihn an.
   Er ging einige Zeit im Zimmer umher, entdeckte aber keine Spur der Habe des Bewohners. Der Boden war aus nacktem Holz, fleckig und körnig von trockenem Schlamm. Die Schlafplattform war von der einfachsten Art, Schichten aus Stroh und Decken, zu verschlissen für jeden anderen Gebrauch, auf einem Rahmen von Holzdielen, damit man nicht direkt auf dem Boden lag. An der Rückseite der Tür gab es eine Reihe von Holzhaken, von denen einige abgebrochen waren wie verfaulte Zähne, und hier hing seine Jacke. Jemand hatte den schlimmsten Dreck abgebürstet, und an den abgewetzten Stellen schimmerte das Steppfutter durch. Er fand seine Stiefel in einer Ecke. Als er sie anzog, kam er zu dem Schluss, dass der Raum offenbar ihm gehörte, und dennoch konnte er sich nicht erinnern, je zuvor hier gewesen zu sein. Wenn es ihm irgendwann gelungen wäre, die paar Reis für die Miete zusammenzukratzen, hätte er sie doch sicher längst für Bier ausgegeben.
   Wieder fiel ihm auf, wie klar sein Kopf war und wie ungewohnt das Schweigen in seinem Geist. Er hatte kein Bedürfnis nach Alkohol, obwohl es eigentlich genügend Gründe dafür gab. Sein Gedächtnis zeigte ihm zahllose Tage, an denen sein erster und einziger Gedanke der gewesen war, wie er sich wieder betrinken könnte. Seinerzeit in Thendara und zuvor auf der Straße hatte er viele Männer kennen gelernt, die ebenso lebten, die von einem stumpfsinnigen Rausch zum nächsten taumelten. Sie schworen, dass die einzige Kur für die Übelkeit, die Kopfschmerzen und die Alptraumvisionen in mehr Alkohol bestand.
   Eduin hatte nie getrunken, um den Nachwirkungen des Trinkens zu entgehen. Nein, er hatte gesucht, was er nun spürte - dieses gesegnete Schweigen. Hatte es etwas mit diesem Raum zu tun, so gewöhnlich und heruntergekommen er auch wirkte? Er nahm keine Spur eines telepathischen Dämpfers wahr, und er wusste ohnehin aus Erfahrung, wie nutzlos ein Dämpfer gegen diese innere Qual war. Ein gut eingestellter Dämpfer schützte einen Raum vor geistiger Energie von außen oder verhinderte, dass welche von drinnen herausdrang. Aber vor etwas, das sich bereits in seinem eigenen Kopf befand, schützte ein Dämpfer nicht. Eduin hatte einen Dämpfer benutzt, als er in einem Turm gelebt hatte, zuerst in Arilinn, wo er ausgebildet worden war, später für kurze Zeit in Hali und dann bis zur Zerstörung des Turms auch in Hestral.
   Hali. Nur einen Halbtagesritt von Thendara entfernt, aber es hätte genauso gut auf einem anderen Planeten liegen können. Am anderen Ende der Stadt, am Ufer des geheimnisvollen wolkengefüllten Sees, erhob sich ein Turm zum Himmel, ein schlanker Alabasterfinger. Dort, wie in jedem anderen Turm, verbanden begabte Männer und Frauen ihren Geist, um unvorstellbare Dinge zu vollbringen, von der Herstellung von Waffen bis zum Heilen von Wunden. Relais sandten Botschaften über Ebenen und Berge; Laran -geladene Batterien betrieben Luftwagen, beleuchteten Paläste und schützten die Geheimnisse von Königen.
   Hali. Sie war einmal dort gewesen. Es war durchaus möglich, dass sie immer noch dort lebte.
   Schmerz überwältigte ihn, aber es war nichts Körperliches.
   Eduin sank auf den Strohsack und schlug die Hände vors Gesicht. Er atmete stoßweise und rang um die
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