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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Beherrschung, die er in seinen Jahren als Laranzu , als Meister der geistigen Kraft namens Laran , erworben hatte. Bilder zuckten hinter seinen geschlossenen Augen auf, Fetzen von Erinnerungen, die er mit dem Alkohol weggewaschen hatte. Die hellen, durchscheinenden Steinmauern, die ein Gefühl von Licht und endlosem Raum bewirkten… , der ewig ruhelose Nebel des Hali-Sees… Dyannis, warm und anschmiegsam in seinen Armen.
   Süße und Bitterkeit, Gefühle, die er längst für tot gehalten hatte, erfüllten ihn - Sehnsucht, Bedauern und andere Emotionen, die er nicht einmal benennen konnte. Er ließ sich wieder auf den Strohsack fallen, geschüttelt von lautlosem Schluchzen. Lange Zeit später kam es ihm so vor, als hielte ihn jemand fest, wiegte ihn, striche ihm über das verfilzte Haar.
   Auch dieser Schmerz wird vergehen.
   Wieder schlief er ein.

Er wanderte durch eine Traumlandschaft mit sanft geschwungenen Hügeln und einem Felsen, der neben einem Fluss aufragte. Er konnte sich nicht erinnern, je dort gewesen zu sein, aber etwas an diesem Ort rührte sein Herz. Die Luft schimmerte beinahe, die Wärme war hypnotisch. Die Zeit selbst schien den Atem anzuhalten. Zweige rührten sich, und kleine Lichtflecke fielen auf sein Gesicht. Rings um ihn her schwebten transparente Gestalten wie Wesen aus der Überwelt. Sie schwebten in sein Blickfeld und verschwanden dann wieder. Er spürte keine Gefahr von ihnen.
   Er glaubte, Gesang in süßen Glockentönen zu hören, so schwach, dass es vielleicht auch nur die Brise in den Blättern war. Die Gestalten nahmen Substanz an. Aus dem Augenwinkel sah er schlanke Körper und Kaskaden silbrigen Haars. Augen und Haut hatten ein farbloses Strahlen an sich, als wären sie aus Mondlicht gemeißelt.
   Nein, Menschen bewegten sich nicht mit solcher Grazie; das hier waren Chieri , Wesen, die bereits in jenen längst vergessenen Zeiten uralt gewesen waren, als die Menschen nach Darkover gekommen waren. Es hieß, dass sie im Wahnsinn des Geisterwinds ihre Wälder verließen, um Menschenfrauen als Geliebte zu nehmen. Sie traten dann als schöne, stolze Elfenlords auf, und daher kam es, dass in den Adern der Comyn das Blut der Chieri floss - und ihr Laran .
   Ihre Stimmen kamen näher, während sie sich durch die trägen, feierlichen Figuren ihres Tanzes sangen. Vier Monde hingen am klaren Himmel und überzogen diesen mit ihrem vielfarbigen Pastelllicht.
   Teils Klage, teils Jubel, hallten ihre Worte in Eduin wider. Er fühlte sich seltsam gewichtslos, als hätte das Lied der Chieri sein sterbliches Fleisch in Glas verwandelt. Nun bewegte er sich mitten unter ihnen, diesen Wesen, die seit hunderten von Jahren kein Mensch gesehen hatte und die nur durch Legenden bekannt waren. Ihr Blut floss in seinen Adern, sang in seinem Laran , bis tief in seine Seele hinein. Sie schauten ihn aus ihren wissenden, strahlenden Augen an und streckten die Hände aus, um ihn zu begrüßen.
   Der gelbe Wald und der weiße, die Sterne, die sich langsam, langsam drehten… Der Schmerz des Exils, die Jahreszeiten in ihrem Zyklus wie der Schlag eines riesigen, lebendigen Herzens…
   Und das Wichtigste: der endlose Tanz von Himmel und Baum, von Händen und Stimmen, miteinander verbunden, so ruhig, so traurig, so freudig, dass es einem das Herz brach, und der dann verklang…
   Verklang…

Beim nächsten Mal erwachte Eduin rascher. Seine Sinne waren sogar noch schärfer geworden, und sein Hunger quälender. Er hatte tief geschlafen, war durch Träume gewandert, die mit jedem Herzschlag weiter davonglitten. Ein widerlicher Geruch ging von seinem Körper aus, alter Schweiß, Gossendreck und der Gestank nach Bier. Ihm wurde übel davon.
   Es gab nichts zu essen, nur den vollen Krug. Mit einiger Anstrengung trank er das Wasser, das er nun als verdünnte Kirian -Tinktur erkannte, ein psychoaktives Destillat, das die Türme benutzten, um Schwellenkrankheit und andere geistige Krankheiten zu behandeln.
   Eduin runzelte die Stirn, nachdem er alles getrunken hatte. Nur jemand, der ausgebildet war, würde wissen, wie man das Zeug herstellt, nicht davon zu reden, es angemessen zu verabreichen. In seinem Fall war die Wirkung eindeutig wohltuend. Es war unmöglich, dass er in die Hände von jemandem mit Turmausbildung gefallen war. Denn dann wäre er nicht in einem solchen Rattenloch gewesen und auch nicht mehr frei.
   Nein, Verbrechen wie die seinen gerieten nicht so schnell in
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