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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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dafür gestritten? Wir wussten nicht, wie es sich darstellen würde, wussten nicht um den schrecklichen Preis, doch die Wirklichkeit könnte unsere Erwartungen noch übersteigen.«
   »Das ist wahr«, sagte Varzil. »Keiner von uns hätte einen solchen katastrophalen Umbruch voraussehen können.«
   Carolin deutete zu seinem Schreibtisch auf der anderen Seite des Raums, auf dem sich Schriftrollen häuften. »Aus allen Winkeln Darkovers erreichen mich Boten, selbst aus dem fernen Dalereuth und den Hellers. Sie haben alle geschworen, sich an den Vertrag zu halten, und viele kleine Königreiche haben ihre Waffen zerstört und ihre Nachbarn um Frieden gebeten.« Er schüttelte den Kopf. »Das ist wahrlich der Beginn eines neuen Zeitalters.«
   Carolin stand auf und ging zu dem Schreibtisch. Er nahm eine Schriftrolle und blickte kurz darauf. »Das ist vielleicht die seltsamste Nachricht von allen. Valeron hat den Vertrag unterzeichnet, gibt aber auch Kunde von seiner persönlichen Tragödie. In ihrem kleinen Turm wurden mehrere Leronyn tot aufgefunden, deren Geist bei der Katastrophe anscheinend völlig ausgelöscht wurde.«
   Er blickte mit gefurchter Braue auf. »Einer davon war unser alter Freund Eduin.«
   »Eduin! Was hat er in Valeron gemacht?«
   »Die Botschaft der Lady erklärt nur, dass er und ein Leibdiener mit einer Gruppe aus Kirella eingetroffen waren, einer ihrer Provinzen. Vielleicht hat er dort eine nützliche Arbeit gefunden, am Rande der Welt. Anscheinend hat er ihnen nicht seinen wahren Namen genannt. Die Lady hatte zwar einen Verdacht, aber es war Eduins Leibdiener, ein rechter Einfaltspinsel, der genug ausplauderte, dass sie seine wahre Identität herausfanden.«
   »Ich wusste nicht, dass Eduin sich in Valeron aufhielt«, sagte Varzil und tastete sich behutsam durch das Dickicht aus Wahrheiten und Mutmaßungen, »aber er gehörte dem Hali-Kreis an. Wie er sich ihnen über eine solche Distanz anschließen konnte, weiß ich nicht. Er hatte großes Talent, hätte Bewahrer werden können. Er war am Ende mit Dyannis vereint.«
   »Ich weiß noch, wie sie sich vor so vielen Jahren ineinander verliebten«, murmelte Carolin.
   »In diesen letzten Augenblicken erfuhr ich die Wahrheit über Eduin. Carlo, es fällt mir schwer, das zu sagen, aber er war wirklich für Felicias Tod verantwortlich, und fast auch für deinen.«
   »Wir waren Freunde. Er liebte mich, ganz gewiss.«
   Varzil erzählte Carolin, wer Eduin wirklich gewesen war, wie er zu einem Werkzeug der Rache geformt worden war, wie er sich zuletzt aber auch bemüht hatte, den Schaden, den er angerichtet hatte, wieder ungeschehen zu machen. Er erwähnte nicht, warum die Deslucidos hingerichtet worden waren. Ihr Geheimnis sollte mit ihnen sterben und endlich den Kreislauf der Vergeltung beenden.
   Carolin blickte nachdenklich drein. »In gewisser Hinsicht hatten wir beide Recht, was Eduin anging. Er war gut und böse, und am Ende entschied er sich für das Gute. Mögen die Götter ihm Frieden gewähren.«
   »So endet ein weiteres Zeitalter«, sagte Varzil.
   Sie mussten nun in die Zukunft blicken, in eine neue Ära, die allmählich um sie herum Gestalt annahm. Es war eine schwere Bürde weiterzutragen, wofür so viele gestorben waren, aber er würde es nicht allein tun müssen. Carolin stand ihm zur Seite. Überall hatten Männer und Frauen, die guten Willens waren, sich zusammengeschlossen, um der Gefahr durch die Laran -Waffen ein für alle Mal ein Ende zu bereiten.
   Der Ring an seiner rechten Hand, mit dem weißen Stein, der einen Abdruck von Felicias Geist enthielt, leuchtete sanft. Ihm wurde leicht ums Herz, und beinahe konnte er ihr Lächeln spüren, ihre Wärme, ihre unerschütterliche Hoffnung.
   In einem Augenblick der Klarheit sah er Kreise, die dem Heilen statt dem Tod gewidmet waren, Frauen wie Männer im scharlachroten Gewand der Bewahrer, mächtige Könige, die sich im Rat trafen anstatt in der Schlacht, vergiftetes Land, das grün und fruchtbar wurde, lachende Kinder unter der gewaltigen Roten Sonne.
   Felicia wäre begeistert gewesen, das zu sehen, genau wie Dyannis und all die anderen, die ihr Leben geopfert hatten. Er begegnete Carolins festem Blick und wusste, dass sie diese Vision gemeinsam Wirklichkeit werden lassen konnten.
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