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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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oder Gemeinen, redete er stets von dem Pakt, der für ganz Darkover eine Zeit des Friedens und der Ehre bringen würde.
   Nur noch wenige Karren und Wagen rollten durch die Kaufmannstore. Getreidehändler erhöhten die Preise, horteten die schrumpfenden Vorräte. Ein trostloser grauer Zehntag folgte dem anderen, und das Fest wurde zu einer fernen Erinnerung, die in der gnadenlosen Kälte verkümmerte. König Carolin richtete eine Reihe von Unterkünften ein, ähnlich den Schutzhütten für Reisende an den Bergstraßen, in denen Arme in den bitterkalten Nächten Zuflucht finden konnten.
   Eine Weile wurden Spenden aus der königlichen Kornkammer an die Armen verteilt. An diesen Tagen sammelten sich die Menschen schon vor dem Morgengrauen schaudernd in ihren Wollumhängen und -tüchern, Jacken und häufig geflickten Decken, und umklammerten ihre Krüge und Körbe. Ihr Atem stieg wie Nebel in die Luft. An manchen dieser Tage erhielt jeder eine Portion Getreide, getrocknete Bohnen und ein gewisses Maß an Bratöl und hin und wieder sogar Honig. In der letzten Zeit hatte es allerdings nicht mehr genug für alle gegeben.
   Dichte, dunkle Wolken hingen tief über der Stadt, als wäre selbst der Himmel schlecht gelaunt. Die Wachen des Königs, warm gekleidet in Hastur-Blau und -Silber, räumten den Bereich vor den Toren und ließen die Leute einzeln hinein. Sie wählten die Schwächsten aus, die Frauen und die Älteren. Viele Männer wurden weggeschickt, besonders solche, die dicke, pelzgefütterte Wolle über ihren umfangreichen Bäuchen trugen.
   »Warum werfen sie gutes Essen an solche wie die da weg?«, rief ein Mann, der abgewiesen worden war. Er zeigte auf eine Frau, die einen Steingutkrug umklammerte, der nun mit Getreide gefüllt war. Ihre Röcke und das Schultertuch waren so verschlissen, dass an einzelnen Stellen mehrere Schichten durchschimmerten. Sie sah aus wie eine aufgeplusterte Puppe, wenn man einmal von ihrem spitzen Gesicht und den eingefallenen Wangen absah; sie trug offensichtlich jedes Kleidungsstück am Leib, das sie besaß.
   »Sie wird es nur verschwenden… «
   »Während du es an ein armes Geschöpf verkaufen würdest, das noch ärmer und verzweifelter ist«, erwiderte der Wachtposten neben ihm. »Der König will, dass dieses Getreide an jene geht, die es wirklich brauchen. Du siehst nicht aus, als hättest du je Hunger gehabt.«
   »Zandrus Skorpione sollen dich stechen!« Fluchend entriss der Mann dem Wachtposten seinen Arm.
   »Vor noch nicht allzu langer Zeit«, knurrte einer in einer Anspielung auf die Herrschaft von König Carolins Vetter Rakhal, »ging es hier anders zu. Für einen Mann mit Initiative stand immer ein Weg offen; man konnte feilschen, konnte Gefallen austauschen. Vielleicht hatte man sogar einen Freund im Schloss. Aber diese Zeiten sind vorbei. Mit Carolins Haufen kann man keine Geschäfte machen.« Er zuckte resignierend die Achseln. »Sobald die Straßen im Frühjahr wieder offen sind, gehe ich nach Temora. Für unsereinen ist hier nichts mehr zu holen.«
   »Du meinst, wir müssen unser Brot ehrlich verdienen?«, witzelte ein Dritter. Er winkte den beiden anderen zu, dann verschwand er in einer Seitenstraße.
   » Sie brauchen nicht zu hungern. Sie frieren auch nicht, und es mangelt ihnen nicht an Bequemlichkeit.« Ein Fremder, der ein wenig von den anderen entfernt gestanden hatte, kam nun auf sie zu. Er warf einen Blick zum Schloss Hastur und dann zu den prunkvollen Residenzen der Comyn -Lords. Die Sonne war noch nicht vollkommen aufgegangen, und Schatten lagen in eisigen Tümpeln auf den Straßen. Turm und Schloss strahlten im Licht von Lampen, die mithilfe von Laran -Batterien betrieben wurden.
   »Sie werfen uns ein paar Brosamen hin und erwarten, dass wir dankbar sind. Und währenddessen sitzen sie dort oben auf ihren Seidenkissen in ihren geheizten Räumen mit ihren Matrix-Schirmen. Gift, Pestilenz und mörderische Zauber, das interessiert sie alles nicht, nicht im Geringsten… «
   »Komm, mein Freund«, sagte der Mann, der nach Temora gehen wollte, und streckte den Arm aus. »Komm. Ich gebe dir ein Bier aus.«
   »Ein Bier wird das, was diese Stadt quält, nicht heilen.« Der Mann mit der Kapuze riss sich los, den Mund höhnisch verzogen. Die Kapuze seines schäbigen Umhangs verbarg sein Gesicht zum Teil, und man konnte nur sein kantiges, von der Kälte raues Kinn sehen.
   Der andere Mann stutzte und kniff abschätzend die
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