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Darkons Tod

Darkons Tod

Titel: Darkons Tod
Autoren: Hubert Haensel
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darauf stand, und der an etlichen Stellen wie dunkler, von Einschlüssen durchsetzter Kristall wirkte.
    Gerrek folgte der Kriegsherrin, nach ihm kamen zwei weitere Amazonen. Das Kraterinnere durchmaß gut fünfzig Schritt, und der träge dahintreibende Dunst verbarg viel. Trotzdem fanden sie einige großflächige Stellen, wo der Meteor das Gestein des Todessterns bloßgelegt hatte. Aber selbst breite, durch den Aufprall entstandene Risse, endeten schon in geringer Tiefe, ohne daß sie einen Zugang ermöglichten.
    »Irgendwohin müssen die Shrouks doch verschwunden sein.«
    »Vielleicht dort!« Gerrek deutete auf ein wirres Durcheinander von Balken, Palisaden und Steinblöcken, die noch vor kurzem ein hoch aufragender Wehrturm gewesen sein mochten. Eine Streitaxt steckte inmitten der Trümmer.
    »Die hat zweifellos einem Shrouk gehört«, stellte er fest. »Und bestimmt keinem Schwächling. Ich könnte mit ihr jedenfalls nicht kämpfen.«
    In aller Eile begannen sie, die verkohlten Balken beiseite zu räumen. Als sie einen Hohlraum freilegten, glaubte Tertish schon, am Ziel zu sein, aber gleich darauf versperrte erneut allerlei Geröll den Weg.
    »Wozu diese Plackerei?« schimpfte Gerrek. »Ich glaube nicht, daß wir um Mythor oder Fronja fürchten müssen.«
    »Die Dämonen greifen nur ihretwegen an«, erwiderte Tertish hart.
    Der Beuteldrache wiegte nachdenklich den Kopf. »Hätten sie es nötig, ihr eigenes Bollwerk in Schutt und Asche zu legen, wenn der Sohn und die Tochter des Kometen schon ihre Gefangenen wären?«
    Ein Arm ragte zwischen Mauersteinen empor; die krallenartigen Finger hatten sich zur Faust verkrampft. Auf welche Weise der Shrouk den Tod gefunden hatte, war nicht festzustellen. Wahrscheinlich war er von den herabstürzenden Brocken erschlagen worden.
    »Zufall«, murmelte Tertish und bedachte den Beuteldrachen mit fragendem Blick.
    Innerhalb kürzester Zeit stieß man auf die sterblichen Überreste von zehn Shrouks, denen weder ihre Stärke als Kämpfer noch ihre Rüstungen hatten helfen können. Und viele andere mochten noch unter dem Schutt begraben liegen.
    »Wieso sind sie den Himmelssteinen nicht ausgewichen?«
    »Jede dieser Kreaturen ist aus den Kriegeressen zu ersetzen«, antwortete Tertish. »Die Dämonen nehmen auf nichts Rücksicht, weil es ihnen darum geht, schnell Zugang zum Todesstern zu erhalten.«
    »Das ist es«, fuhr Gerrek auf. »Die Festung kann kein Hort des Bösen sein, eher eine Bastion des Lichts.«
    »Und weshalb sind Fronja und Mythor dann Gefangene?«
    »Sind sie das wirklich? Wir wissen nur, daß sie schlafen, daß der Meteorstein sie lähmt. Aber vielleicht geschah alles zu ihrem Schutz.«
    »Ein absurder Gedanke, auf den nur ein Beuteldrache kommen kann«, wehrte die Kriegsherrin ab. »Was wurde aus den aber Hunderten tapferer Helden, die entweder auf dem Weg durch den Todesstern starben, als seine Zugänge noch geöffnet waren, oder die sich in das gleißende Licht stürzten wie Motten in die Flamme einer Kerze? Womöglich sind sie darin ebenso verbrannt.«
    Gerrek wußte nichts darauf zu erwidern. Doch eines stellte sich schon bald heraus: Den Finstermächten war es nicht gelungen, die Hülle des Todessterns aufzubrechen. Wer immer die Irrgänge in seinem Innern betreten wollte, mußte darauf warten, daß er sich erneut öffnete.
*
    Immer seltener geriet Carlumen in Zonen Schwerer Luft. Die fliegende Stadt hatte mittlerweile Höhen erreicht, die selbst dem Pfader Robbin fremd waren. Feurige Himmelssteine zogen hier ihre Bahnen und kamen oft bedrohlich nahe.
    Nach wie vor wußte niemand, ob diese seltsame Reise im Schlepptau des Todessterns ein Ziel hatte. Neunzig Tage war es her, daß Carlumen den Goldenen Strom verlassen hatte – neunzig Tage in der Schattenzone, von deren Widernissen während dieser Zeit nicht sehr viel zu spüren gewesen war.
    Caeryll, in den Lebenskristallen der Brücke eingeschlossen, murmelte nun oft, daß man sich dem Reich der Dämonen nähere.
    Kälte machte sich zunehmend bemerkbar. Vor allem die Rohnen litten darunter, obwohl sie inzwischen mit Fellen aus den Vorratslagern gekleidet worden waren. Der Atem schlug sich als Rauhreif nieder. Bärtige Gesichter wirkten dann wie verkrustet, und die Rüstungen der Amazonen überzogen sich mit einer dünnen Eisschicht. Wer nicht unbedingt dazu gezwungen war, an Deck zu gehen, hielt sich lieber im Innern der fliegenden Stadt auf.
    Die drei Monde waren rasch vergangen. Zurückblickend erschien
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