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Darkons Tod

Darkons Tod

Titel: Darkons Tod
Autoren: Hubert Haensel
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Klinge wegen eine kleine Kostbarkeit war.
*
    Die Luft in diesem Abschnitt des Todessterns war stickig und modrig, als wäre seit langer Zeit niemand mehr hierher gekommen. Moose und Flechten hatten nicht nur die Wände mit braunem Wurzelwerk überzogen, sondern bedeckten auch den Boden. Ein eigentümliches Leuchten ging von ihnen aus.
    Man kam unbehelligt voran. Gerrek schritt neben dem Flötenspieler einher. Es war leicht, den hageren Mann in ein Gespräch zu verwickeln. Der schien sogar froh zu sein, sich aussprechen zu können. Freundschaftlich legte er dem Beuteldrachen einen Arm um die Hüfte und zeigte Mitleid und Bedauern, als er erfuhr, daß eine Hexe dem einstmals schönen Jüngling diese Gestalt verliehen hatte.
    »Es gibt keine Möglichkeit, dich zurückzuverwandeln?«
    »Keine«, machte Gerrek betrübt.
    »Auch deine Flöte kann dir nicht weiterhelfen, obwohl sie, wie du sagst, Zauberkräfte besitzt? Mein Instrument vermag jedenfalls nichts Außergewöhnliches zu vollbringen.«
    »Aber beide gleichen einander doch völlig.« Gerrek zog seine Flöte aus dem Hautbeutel hervor, drehte und wendete sie zwischen den Fingern und ließ sie nach einer Weile wieder verschwinden. Das Interesse des Fremden, der sich Possel nannte, schien nicht sonderlich groß.
    Nachdem Glair die beiden eine Weile beobachtet hatte, zwängte sie sich nun zwischen sie.
    »Shaya hat euch also auch gerufen«, wandte sie sich an Possel. Der nickte.
    »Sie ließen vielen von uns keine andere Wahl, als den Pilgerzug anzutreten. Seit mehreren Monden ziehen wir nun schon durch die Schattenzone, um dem Sohn des Kometen unsere Gedanken zu bringen.« Ein Schatten huschte über sein Gesicht. »Soviel Reichtum habe ich noch nie auf einem Haufen gesehen. Aber wozu? Was kann einer wie der Sohn des Kometen mit Gold und Edelsteinen anfangen? Damit läßt sich keine Schlacht gewinnen.«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Glair wahrheitsgemäß. »Vieles, was auf Weisung höherer Mächte geschieht, erscheint oftmals sinnlos und ist es doch nicht.«
    »Wo habt ihr eure Geschenke?«
    »Wir bringen Mythor die Magie und unsere Freundschaft«, sagte Glair.
    »Mythor?«
    »Er ist der Sohn des Kometen.«
    Vor lauter Eifer stolperte der Flötenspieler über seine eigenen Füße. Im letzten Moment konnte er sich noch an Gerrek festhalten.
    Wenig später wurden die Pilger erneut angegriffen. Die Pflanzen, hier zwar spärlicher wachsend, dafür aber bis zu einer Elle hoch, verschleuderten dünne Nesselfäden, die wie Kletten hafteten und auf der bloßen Haut einen unangenehmen Juckreiz hervorriefen. Doch schon die ersten Schwerthiebe mähten sie reihenweise nieder. Ein Raunen erfüllte die Luft, dann erhoben die Pflanzen sich auf ihren vielfach verzweigten Wurzeln und versuchten zu entkommen. Zurück blieben brackige Lachen im Gestein, die ihnen vermutlich als Nahrung gedient hatten.
    »Mein Schwert«, jammerte Gerrek. »Es ist weg.« Zähneknirschend starrte er die leere Scheide an, als könne er die Klinge auf diese Weise wieder herbeizaubern.
    »Du bist mir ein guter Krieger«, spottete Sadagar. »Verlierst deine Waffe und bemerkst es nicht einmal.«
    »Es muß kurz nach dem Kampf gegen die Fledermäuse passiert sein. Vielleicht beim Klettern…«
    »Und wennschon«, meinte Glair. »Du kannst unmöglich umkehren. Wir müssen weiter.«
    Der Gang endete abermals vor einer Wand aus massivem Fels. Gerrek langte nach seiner Flöte, um das Hindernis zu beseitigen, zog jedoch seine Hand leer aus dem Hautbeutel zurück und starrte sie an, als würde er sein Leben lang nicht begreifen können, was geschehen war. Um seine Nüstern begann es zu zucken. Rauch quoll aus ihnen hervor, von einem Funkenregen gefolgt.
    »Was ist mit dir?« erkundigte sich der Kleine Nadomir besorgt. »Du bist plötzlich so blaß.«
    »Meine Flöte«, ächzte Gerrek. »Man hat sie mir gestohlen.«
    »Unsinn«, wehrte Steinmann Sadagar ab. »Wer sollte das getan haben, und warum?«
    »Was weiß denn ich? Jedenfalls ist sie weg.« Gerrek war mehr als nur wütend. »Aber ich hole sie mir wieder, ich…«
    Der Gang öffnete sich vor den Pilgern, ohne daß erkennbar wurde, wie sie das bewerkstelligt hatten. Gleißende Helligkeit breitete sich aus. Sie kam aus der angrenzenden Höhle und hatte ihren Ursprung in einer bis zur Decke hinaufreichenden Flammenwand. Dennoch wurde keine Hitze spürbar. Die Flammen breiteten sich auch nicht aus. Sie waren nicht wirklich, sondern Magie hatte sie
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