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Darkons Tod

Darkons Tod

Titel: Darkons Tod
Autoren: Hubert Haensel
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und gelegentlich erklang das Klirren von Schwertern auf Stein.
    »Bleibt zusammen!« schrie Gerrek, aber seine Stimme ging in dem aufbrandenden Lärm, in dem heiseren Krächzen der Angreifer, ungehört unter.
    Schwerfällig flatterten zwei Tiere vorüber. Verwundert stellte der Beuteldrache fest, daß sie sich trotz aller Bemühungen kaum noch in der Luft halten konnten.
    »Mach schon«, ächzte der Kleine Nadomir. »Glair und ich können die Bestien nicht lange abwehren. Du bist der einzige, der sich in der Dunkelheit zurechtfindet.«
    Gerrek verstand, daß der Königstroll und die Hexe ihre Magie einsetzten, um das Böse zurückzudrängen.
    Der Gang verlief in vielfältigen Windungen weiter aufwärts.
    Eine Frau lag zusammengekrümmt und blutend am Boden. Als Gerrek sich über sie beugte, stellte er erleichtert fest, daß sie noch lebte. Ihr Atem ging flach und unregelmäßig. Sie war schön, mochte höchstens zwanzig Sommer zählen und erinnerte den Beuteldrachen im ersten Moment an Fronja. Allerdings hatten die Schmerzen ihre Züge verzerrt. Rasch zog er ihren zerfetzten Umhang über den Wunden zusammen. Ein Seufzer drang über Gerreks wulstige Drachenlippen; ihm war, als schnüre ein eisernes Band seinen Brustkorb zusammen. Beinahe quälend wurde ihm bewußt, wie einsam er trotz seiner Freunde auf Carlumen war. Nie würde er eine solche Frau lieben dürfen – für sie mochte er ein abstoßendes Monstrum sein, mit dem man sich besser nicht einließ. Das Herz schlug ihm bis zum Hals; er mußte sich regelrecht dazu zwingen, den Blick abzuwenden. Mit zitternden Armen hob er die Frau auf und legte sie sich über die Schulter. Sie stöhnte leise.
    Gerrek hastete weiter. Hin und wieder spie er Feuer, und die Flammen erhellten flüchtig ein Stück der Finsternis. Nur noch aufgebrochene Puppenhüllen hingen von der Decke herab, sie blieben schnell hinter den Fliehenden zurück.
    Ein Felssturz hatte den Gang blockiert, und es schien ohne Hilfsmittel unmöglich, die zum Teil mannsgroßen Brocken beiseite zu räumen. Aus der Höhe drang ein schwacher Lichtschimmer herab. Dort mochte eine Öffnung entstanden sein, durch die man vielleicht in eine Höhle oder einen anderen Gang des Todessterns gelangen konnte.
    Gerrek kletterte als erster den Wall hinauf. Zehn Schritt Höhenunterschied galt es zu überwinden. Er schaffte es überraschend schnell, um dann enttäuscht feststellen zu müssen, daß die Öffnung zu schmal war. Mühsam begann er, die Lücke zu vergrößern. Seine Krallen splitterten an dem harten Gestein, es gelang ihm zwar, mehrere faustgroße Brocken herauszubrechen, aber das war noch immer zu wenig. Steinmann Sadagar und einige der Fremden kletterten hinter ihm her. Sie hatten wenigstens eine Fackel wieder angesteckt, wenngleich der auch hier herrschende, nach oben gerichtete Luftzug die Flamme winzig klein hielt.
    Mit vereinten Kräften schafften sie es schließlich, eine große Steinplatte herauszubrechen, die unter Donnergetöse in die Tiefe rutschte und klirrend zersplitterte. Keineswegs zu früh, denn schon wurden erneut Flügelschläge laut, glitt das Verderben auf kräftigen Schwingen heran. Zum Glück konnten die steinernen Fledermäuse durch die enge Öffnung nicht folgen. Wie gierige Schemen zogen sie nur dicht unterhalb ihre Bahn.
    »Danke«, sagte Kataph, als alle in Sicherheit waren. »Ohne euch wären wir vermutlich verloren gewesen. Dank auch im Namen Shayas.«
    Viel zu voreilig nickte Gerrek, und als er endlich begriff, was der Weise gesagt hatte, konnte er schon nicht mehr danach fragen, ohne ihn mißtrauisch zu machen. Es sah ganz so aus, als wüßte jeder der Fremden von Shaya, der Suchenden, Brennend fühlte der Beuteldrache die Blicke seiner Gefährten auf sich ruhen.
    Zwei Weise hatten sich der verwundeten Frau angenommen. Eine unwirkliche Blässe überzog ihre Haut. Sie mußte viel Blut verloren haben. Ihre Augen wanderten ziellos umher. Vergeblich versuchte sie, etwas zu sagen – alles, was über ihre Lippen kam, war ein Stöhnen. Schließlich ging ein Aufbäumen durch ihren Körper. Sie starb, ohne den Beuteldrachen auch nur ein einziges Mal angesehen zu haben.
    Kataph bestimmte, daß man sie aufrecht an die Wand setzen sollte, mit dem Blick zum vermutlichen Mittelpunkt des Todessterns. »Deine Gaben werden nun andere für dich überbringen«, murmelte er und zog unter ihrem Umhang einen juwelenbesetzten zweischneidigen Dolch hervor, der allein schon seiner kunstvoll gearbeiteten
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