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Darkons Tod

Darkons Tod

Titel: Darkons Tod
Autoren: Hubert Haensel
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aufgebrochen, um dort ihr Glück zu machen. Sie hatten von Carlumen gehört und unsagbaren Schätzen, die auf der verschollenen fliegenden Stadt des Alptraumritters Caeryll liegen sollten. Um die Schattenzone zu durchqueren, mußten sie sich der Dienste eines Pfaders versichern, beim Abstieg über die Dämonenleiter verließ sie jedoch das Glück. Einer von ihnen verlor sein Leben, Joby und der Pfader verschwanden, ohne daß man je wieder eine Spur von ihnen fand.
    »Daß man keinem von euch trauen kann, weiß ich nun«, sagte der Beuteldrache. »Immerhin habt ihr Parvid, so hieß der Pfader wohl, um sein Hab und Gut gebracht.«
    »Wer behauptet das? Joby?«
    »Parvid selbst, der zusammen mit dem Jungen die fliegende Stadt erreichte.«
    »Ist… ist der Pfader noch dort?« Der Meisterdieb schien sich plötzlich in seiner Haut nicht mehr ganz wohl zu fühlen. »Er ist tot«, ließ Gerrek wissen.
    »Dann bringt ihr mich zu Joby?«
    Steinmann Sadagar zuckte mit den Schultern und deutete auf die Weisen, die überraschend stehengeblieben waren. Soweit er erkennen konnte, erfüllte ein rötlicher Schein diesen Abschnitt des Ganges, der in ein größeres Gewölbe mündete. Die Wände dort zeigten offensichtlich Spuren von Werkzeugen, denn die Bruchstellen glitzerten hie und da wie blanker Kristall.
*
    »Kätzchen braucht Zärtlichkeit, sonst wird es nicht verraten, was es gesehen hat.« Schnurrend versuchte Dori, sich an Boozams von grauem Wolfsfell überzogenen Beinen zu reiben, aber der ehemalige Schleusenwärter schob sie von sich. Er hatte ganz andere Sorgen. Seit einigen Tagen ging es Vangard, dem Magier von der Südwelt, merklich schlechter. Es grenzte ohnehin an ein Wunder, daß er die vergangenen drei Monde überlebt hatte. Noch dazu ohne heilende Kräuter und nur mit der Pflege der drei Kaezinnen. Die Wunde, die Boozam ihm mit dem Hakenschwert beigebracht hatte, eiterte. Ihre Ränder hatten sich längst schwarz verfärbt, doch ein unbeugsamer Lebenswille hinderte den Magier bislang daran, dem ewigen Fährmann ins Reich der Toten zu folgen.
    Boozam hatte Vangards Platz übernommen und seine Aufgabe, über den Sohn und die Tochter des Kometen zu wachen, bis die Zeit reif war.
    »Carlumer sind hier«, fauchte Dori.
    Boozam fuhr auf.
    »Wie viele?«
    »Nur vier. Mauci und Cogi beobachten sie. Sie kommen in Begleitung der Pilger, von denen Shaya sprach.«
    Der Aborgino winkte ab.
    »Dann bedeuten sie keine Gefahr. Ich denke, wir können sie gewähren lassen.«
*
    Alpträume einer Hexe…
    Dicker, schwerer Rauch wälzte sich über eine Landschaft, die im Nebel versank. Kaum hundert Schritt weit reichte die Sicht, doch der blutrote Schein der lodernden Feuersbrunst war über weitaus größere Entfernung hinweg zu erkennen, gerade so, als wollten die Angreifer die Moral der Verteidiger damit endgültig brechen.
    Ein Sturm wie seit Menschengedenken nicht mehr, fachte die turmhoch aufsteigenden Flammen immer wieder von neuem an. Das dumpfe Prasseln und Krachen, Todesschreie des sterbenden Waldes, das Fauchen und Wimmern des Feuers, all das war noch weitaus schlimmer als das Klirren der Waffen, als das monotone Stampfen der marschierenden Heere.
    Seit Tagen währte der Kampf. Dabei wußte niemand zu sagen, woher diese Tausende und aber Tausende dämonischer Krieger gekommen waren. Keiner hatte sie aufmarschieren sehen, keiner von ihnen gehört. Es war unmöglich, daß sich hundert Hundertschaften in dem fruchtbaren Gebiet zwischen den Flüssen auch nur einen einzigen Tag lang verborgen halten konnten. Sie waren einfach dagewesen, von einem Augenblick zum anderen, und sie hatten die Bauern auf den Feldern getötet und deren Gesinde, hatten die einsam gelegenen Gehöfte angesteckt und die Viehherden geschlachtet oder auseinandergetrieben. Niemand war ihnen entkommen. Nur die treibenden Rauchfahnen hatten Kunde von ihnen ins Land getragen.
    Die Schar der Verteidiger war viel zu klein. Bald schon färbte deren Blut das Wasser der Flüsse, schrien ihre sterbenden Seelen zu den Göttern, die ihr Antlitz abgewandt hatten.
    Und nun brannte das Land. Die wenigen, die überlebt hatten, sahen sich von den alles verzehrenden Flammen eingeschlossen. Frauen, Kinder und Greise waren es. Jeder Mann, der auch nur eine Sense halten konnte, hatte sich den Angreifern entgegengeworfen. Ihr Schicksal ließ ihre Gattinnen und Mütter, ihre Schwestern und Töchter verstummen. Niemand hatte noch Tränen – das Grauen versteinerte ihre Herzen,
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